Ausgabe 2>2014 - page 27

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Esslinger Gesundheitsmagazin 27
stationär und weitere rund 4.000 ambu­
lant. Neben dem damit verbundenen wirt­
schaftlichen Erfolg sieht Bernd Sieber die
Zahlen auch als Anerkennung der hervor­
ragenden medizinischen Versorgung. Das
bestätigen auch Patientenbeurteilungen
in Umfragen und Internetportalen. Als
eine von 30 Kliniken in Deutschland ist die
Esslinger Thoraxchirurgie zudem von der
Deutschen Krebsgesellschaft als Kompe­
tenzzentrum für Lungenkrebserkrankun­
gen zertifiziert.
Ein Vorteil für die Patienten sei zudem,
dass die Klinik für Gefäß- und Thoraxchi­
rurgie im Klinikum Esslingen von vielen
anderen medizinischen Fachdisziplinen
umgeben sei und nicht als alleinstehende
Fachklinik auf der grünen Wiese arbeiten
müsse, sagt Professor Liewald. Nebener­
krankungen der Patienten können so auch
in akuten Fällen ohne Verzögerung mit­
behandelt werden. „Bei Operationen ist
zudem unsere Pathologie im Haus sehr
wichtig, die während des Eingriffs inner­
halb kürzester Zeit das herausoperierte
Tumorgewebe untersucht und so dem
Operateur bestätigt, dass er den Krebs­
herd vollständig ausgeräumt hat.“
Leistungsspektrum ausgebaut
Zusammen mit seinem Team hat Professor
Liewald in den letzten Jahren das medizi­
nische Leistungsspektrum der Klinik kon­
tinuierlich ausgebaut. 2004 hatte er die
bestehende Gefäßchirurgie von seinem
Vorgänger Dr. Erich Schwilden übernom­
men und um den Bereich Thoraxchirurgie
erweitert. In der Gefäßchirurgie wurden
die offenchirurgischen Verfahren um die
sogenannten endovaskulären Therapie­
möglichkeiten ergänzt. Dabei werden
erkrankte Gefäße von innen mittels
Katheter behandelt. Heute werden rund
70 Prozent der Patienten, die unter einem
Bauchaortenaneurysma leiden, so ver­
sorgt. Eine Gefäßprothese, ein Stent, wird
dazu mit dem Katheter durch die Blutge­
fäße bis zur Erweiterung der Bauchschlag­
ader vorgeschoben und dort entfaltet. Der
Stent überbrückt die erweiterte Schlag­
ader – die Gefahr des Platzens ist gebannt.
„Daneben behalten die offenen Operatio­
nen in der Gefäßchirurgie ihre Bedeutung“,
erklärt Professor Liewald. Bei einer ver­
engten Halsschlagader etwa zeige die
Operation immer noch bessere Ergebnisse.
Schwerpunkt in der Thoraxchirurgie sind
Operationen von Lungentumoren. „Hier
ist es das Ziel, so gewebeschonend wie
möglich zu operieren, also möglichst viel
Lungengewebe übrig zu lassen, dabei aber
den Tumor so umfassend wie möglich zu
entfernen.“ Auch hier konnte in den letz­
ten Jahren mit der VATS-Lobektomie ein
schonendes Operationsverfahren einge­
führt werden. Über kleine Schnitte und
mit der sogenannten Schlüssellochtechnik
können ganze Lungenlappen entfernt
werden. Ob das möglich und sinnvoll ist,
muss allerdings in jedem Einzelfall geprüft
werden. Auch hier bietet nicht selten die
große, offene Operation mehr Vorteile mit
größerem Behandlungserfolg. Leider ist
die Prognose bei Lungenkrebs nach wie
vor schlecht, weil die Erkrankung oft erst
viel zu spät entdeckt wird. Nur etwa 20
Prozent der Patienten mit Lungenkrebs
können geheilt werden. Bei den anderen
ist es mit modernen Operationsverfahren
und der anschließenden Chemo- und
Strahlentherapie aber gelungen, die
Erkrankung in Schach zu halten, die
Lebensqualität der Patienten zu verbes­
sern und ihr Leben zu verlängern.
Dabei hat sich auch die Zusammenarbeit
mit der Pneumologischen Klinik im Kran­
kenhaus vom Roten Kreuz in Bad Cann­
statt und ihrem Chefarzt Professor Dr.
Martin Hetzel als sehr erfolgreich erwie­
sen. Vor einigen Jahren hatten die beiden
Kliniken auf Initiative der beiden befreun­
deten Chefärzte das Thoraxzentrum Ess­
lingen Stuttgart (TESS) gegründet.
„Weil wir Lungenkrebs im Frühstadium
noch gut behandeln können, ist die Früh­
erkennung so wichtig“, wirbt Professor
Liewald. Vor allem die Hochrisikogruppe
sollte die Lunge mittels Computertomo­
grafie untersuchen lassen. Dazu zählen
starke Raucher über 60 Jahren, bei denen
schon eine Krebserkrankung in der Fami­
lie aufgetreten ist. Genauso sinnvoll sei
die vorsorgliche Untersuchung der Bauch­
schlagader, sagt Professor Liewald. Jeder
niedergelassene Arzt, der über ein Ultra­
schallgerät verfügt, kann eine gefährliche
Erweiterung der Bauchschlagader mit der
Ultraschalluntersuchung feststellen. Das
geschieht auch immer häufiger, so dass
die Gefäßchirurgen nur noch selten eine
geplatzte Bauchschlagader als Notfall
operieren müssen.
Es hat sich viel getan in den letzten zehn
Jahren in der Esslinger Gefäß- und Tho­
raxchirurgie. Und daran, das ist Professor
Liewald besonders wichtig, habe sein
Team einen ganz entscheidenden Anteil.
Schließlich erinnert er sich auch noch an
eine Anekdote aus seinen ersten Tagen in
Esslingen: „Am Tag vor meinem Arbeits­
beginn am 1. September 2004 zog ich mit
einemWaschkorb voller täglicher Utensi­
lien ins Schwesternwohnheim ein, weil ich
noch keine Wohnung in Esslingen gefun­
den hatte. Ich wurde als der Neue
begrüßt. Ein Pfleger stellte sich mir mit
den Worten vor: Ich bin der Uwe, wir
duzen uns hier alle.“ Professor Liewald
nahm die freundliche Aufnahme positiv
und als gutes Zeichen. „Im Übrigen: Mit
Uwe duze ich mich noch heute, obwohl
es ihm zunächst peinlich war, als ich ihm
am nächsten Tag als neuer Chefarzt
gegenüberstand.“
so
Eine gefährlich große Bauch-
schlagadererweiterung (oben
links) wird mit einer Gitternetz-
prothese von innen stabilisiert
(oben rechts). Ein großer Lun-
gentumor, deutlich in der einen
Lungenhälfte erkennbar
(rechts)
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