Ausgabe 2>2014 - page 23

2 2014
Esslinger Gesundheitsmagazin 23
Bauchspeicheldrüsenkrebs ist ganz
besonders bösartig. „Es gibt keine Warn­
symptome, keine Frühstadien, und wenn
er diagnostiziert wird, ist die Prognose
häufig sehr schlecht“, sagt Professor Dr.
Michael Geißler, Chefarzt der Klinik für
Allgemeine Innere Medizin, Onkologie/
Hämatologie, Gastroenterologie und
Infektiologie. Glücklicherweise ist das
Pankreaskarzinom selten, macht nur drei
Prozent aller Krebsneuerkrankungen aus.
Und es gibt Hoffnung. Im frisch nach den
Vorgaben der Deutschen Krebsgesell­
schaft zertifizierten Pankreaskarzinom­
zentrum am Klinikum Esslingen arbeiten
Spezialisten Hand in Hand, um die Prog­
nose zu verbessern.
Um die geringen Heilungschancen zu
nutzen, sind optimale Behandlungswege
besonders wichtig. „Die Patienten profi­
tieren bei uns von einer interdisziplinären
Behandlung nach neuesten wissen­
schaftlichen Erkenntnissen, der Möglich­
keit der Teilnahme an klinischen Studien
und der damit frühzeitigen Behandlung
mit neuen innovativen Verfahren“, sagt
Professor Dr. Ludger Staib, Chefarzt der
Allgemein- und Viszeralchirurgie und Lei­
ter des Pankreaskarzinomzentrums, das
es so bereits seit fünf Jahren gibt. „Die
jetzt neue Zertifizierung ist ein offizieller
Nachweis unserer Qualität.“
Chirurg mit
langjähriger Erfahrung
Durch die Zertifizierung ist zum Beispiel
für die Patienten sichergestellt, dass die
Ärzte über die erforderliche Kompetenz
verfügen. So muss etwa jeder behan­
delnde Chirurg langjährige Erfahrung
haben und mindestens zehn Pankreas­
operationen pro Jahr durchführen.
Alle Beteiligten des Zentrums orientieren
sich an den S3-Leitlinien der Deutschen
Krebsgesellschaft (DKG), die von Profes­
sor Geißler mit weiteren Spezialisten aus
Deutschland verfasst wurde. Professor
Geißler, der stellvertretende Zentrumslei­
ter, gehört in der DKG der Leitgruppe der
Arbeitsgemeinschaft Pankreaskarzinom
an, die die wissenschaftliche Richtung der
Forschung in Deutschland vorgibt. „Durch
neue Studien mit innovativen Medika­
menten und Therapieverfahren versuchen
wir, die Prognose für die Betroffenen zu
verbessern“, sagt er. Patienten bekommen
in Esslingen ganz neue und hochwirk­
same Therapieverfahren im Rahmen von
klinischen Studien. So werden derzeit
zwei neue Medikamente in einer neuen
Therapieabfolge getestet. „Es handelt sich
Behandlungspartner
Ansprechpartner:
Leiter des Pankreaskarzinom-
zentrums: Prof. Dr. L. Staib
Telefon 0711 3103-2601
Stellv. Leiter des Pankreaskarzinom-
zentrums: Prof. Dr. M. Geißler
Telefon 0711 3103-2451
Koordinator des Pankreaskarzinom-
zentrums: Dr. B. Hübner
Telefon 0711 3103-(8)6310
Stellv. Koordinator:
Ltd. Oberarzt Dr. W. Vogt
Telefon 0711 3103-2463
Beteiligte Kliniken:
Klinik für Allgemein- und
Viszeralchirurgie
Klinik für Allgemeine Innere Medizin,
Onkologie/Hämatologie,
Gastroenterologie und Infektiologie
Klinik für Strahlentherapie und
Radioonkologie
Klinik für diagnostische und interventi­
onelle Radiologie und Nuklearmedizin
Zentrallabor Prof. Enders und Partner
Institut für Pathologie
Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie
Klinik für Anästhesiologie und
operative Intensivmedizin
Klinik für Psychosomatik
Niedergelassene Kooperationspartner:
Dr. Eckert/Dr. Kamp, Wendlingen,
Telefon 07024 2331
Dr. Meinikheim, Esslingen,
Telefon 0711 314242
Dr. Neef, Esslingen,
Telefon 0711 3105 7590
Dr. Bair, MVZ Kirchheim / Teck GmbH,
Telefon 07021 9300340
Dr. Grygar, Esslingen,
Telefon 0711 354656
„Die Patienten profitieren bei uns
von einer interdisziplinären
Behandlung nach neuesten wis-
senschaftlichen Erkenntnissen.“
um eine sogenannte neoadjuvante Che­
motherapie, die vor der Operation durch­
geführt wird, um die Rückfallraten zu ver­
mindern“, erklärt Professor Geißler.
Nur 20 Prozent
können operiert werden
Ob ein Bauchspeicheldrüsentumor ope­
riert werden kann, hängt davon ab, wie
weit er sich bereits ausgebreitet hat und
welche Teile der Bauchspeicheldrüse
betroffen sind. Wenn der Tumor auf die
Bauchspeicheldrüse begrenzt ist und
durch einen operativen Eingriff komplett
entfernt werden kann, ist eine Heilung bei
guter Lebensqualität möglich. Leider kön­
nen nur rund 20 Prozent der Patienten
operiert werden. Bei 80 Prozent der
Betroffenen haben sich die Krebszellen
zum Zeitpunkt der Diagnose schon über
die Bauchspeicheldrüse hinaus ausgebrei­
tet oder sind in andere Organe wie bei­
spielsweise Leber oder Lunge eingedrun­
gen. In solchen Fällen zielt die Therapie
darauf ab, das Tumorwachstum zu ver­
langsamen und bestmögliche Beschwer­
defreiheit zu erzielen.
„Mit moderner Chemotherapie können
wir die verbleibende Lebenszeit verdop­
peln“, sagt Professor Geißler. Wichtig ist
dann vor allem die begleitende Versor­
gung wie Schmerztherapie und Palliativ­
medizin, um für die verbleibende Zeit die
Lebensqualität verbessern zu können. Für
Patienten des Pankreaskarzinomzent­
rums ist daher die Palliativstation am
Klinikum Esslingen oft eine wichtige
Anlaufstelle, um Probleme zu lösen und
eine erneute häusliche Pflege wieder zu
ermöglichen. In der gesamten Betreuung
der Patienten setzt das Pankreaskarzi­
nomzentrum auf intensiven Austausch
der Klinik-Spezialisten, niedergelassenen
Ärzte und Selbsthilfegruppen. Außerdem
werden der Erkrankte und seine Angehö­
rigen eng in alle Schritte der Behandlung
eingebunden.
kw
1...,13,14,15,16,17,18,19,20,21,22 24,25,26,27,28,29,30,31,32,33,...52
Powered by FlippingBook