Ausgabe 2>2014 - page 25

2 2014
Esslinger Gesundheitsmagazin 25
Notfallpraxis für Kinder und Jugendliche
am Klinikum Esslingen
Hirschlandstraße 97
73730 Esslingen
Sprechstunden:
Montag bis Freitag: 19 bis 22 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertage: 9 bis 21 Uhr
(nach 22 bzw. 21 Uhr übernimmt die
Notaufnahme des Klinikums Esslingen die
Versorgung)
Zentrale Rufnummer: 01806 07100
Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich.
Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-
Württemberg (KVBW) ist gemeinsammit
den niedergelassenen Haus- und Fach­
ärzten für die ambulante Versorgung der
Bevölkerung zuständig. Und das rund um
die Uhr. Das heißt, auch zu Zeiten, in
denen die Arztpraxen geschlossen haben,
muss die KV eine medizinische Versor­
gung gewährleisten. Geregelt wird das
über Notfalldienste, die abends, nachts
sowie an Wochenenden und Feiertagen
für die Patienten erreichbar sind. Solche
Notfalldienste gibt es in den Bereichen
Allgemeinmedizin, Augenheilkunde sowie
Kinder- und Jugendmedizin.
Bestritten werden die Notfalldienste von
den jeweiligen niedergelassenen Ärzten.
Und hier steckt das Dilemma. „Die Häu­
figkeit der Bereitschaftsdienste ist oft ein
Problem, gerade bei einer kleinen Fach­
arztgruppe wie den Kinder- und Jugend­
lichenärzten“, sagt Dr. Johannes Fechner,
stellvertretender Vorstandsvorsitzender
der KVBW, „denn zusätzlich zu einer 50-
bis 60-Stunden-Woche noch regelmäßig
Bereitschaftsdienste zu absolvieren, geht
an die Substanz.“ Bei rund 40 niederge­
lassenen Kinder- und Jugendlichenärzten
im Landkreis Esslingen und drei Notfall­
praxen, die von diesen einst besetzt wer­
den mussten, kommt eine erhebliche Zahl
an Bereitschaftsdiensten zusammen.
Reform des ärztlichen
Bereitschaftsdienstes
Die KVBW hat auf diese hohe Belastung
der Niedergelassenen reagiert und refor­
miert derzeit den ärztlichen Bereit­
schaftsdienst in Baden-Württemberg,
indem zentrale Notfallpraxen an Kran­
kenhäusern eingerichtet werden. In
Kooperation mit dem Klinikum Esslingen
hat dies nun zur Eröffnung einer zentra­
len Notfallpraxis für Kinder und Jugend­
liche geführt. Seit dem 5. Mai ist sie in
Betrieb, ihre Räume hat sie direkt neben
der Notfallaufnahme des Esslinger Klini­
kums, im Erdgeschoss von Haus 4.
Die räumliche Nähe von Notfallpraxis
und Notaufnahme bringt zahlreiche Vor­
teile. „Wir behandeln in unserer zentralen
Notaufnahme jährlich mehr als 15.000
Kinder und Jugendliche. Doch nicht alle
von ihnen sind Notfälle, die dringend
einen stationären Aufenthalt benötigen“,
sagt Professor Dr. Christian von Schna­
kenburg, Chefarzt der Klinik für Kinder
und Jugendliche am Klinikum Esslingen.
Jetzt können die Eltern mit ihren erkrank­
ten Kindern die Notaufnahme umgehen
und zuerst die Notfallpraxis der nieder­
gelassenen Kinder- und Jugendlichen­
ärzte anlaufen. Das erspart ihnen zum
einen längere Wartezeiten in der Notauf­
nahme, „zum anderen werden sie dort
zielgerichtet verteilt“, betont der Esslin­
ger Kinder- und Jugendarzt Dr. Christian
Hayd. Das freut auch den Leiter der Not­
aufnahme, Dr. Torsten Ade: „Es gibt jetzt
eine Anlaufstelle, die die Kinder und
Jugendlichen richtig leitet – und damit
die Notaufnahme entlastet.“ Der dienst­
habende niedergelassene Kinder- und
Jugendlichenarzt entscheidet also zu
Beginn, wie es weitergeht: Leichte Fälle
werden von den Kinder- und Jugendli­
chenärzten der Notfallpraxis weiterbe­
treut, die schweren Fälle gehen über die
Notaufnahme direkt in die Klinik für Kin­
der und Jugendliche. „Die Eltern sind
damit nicht mehr gezwungen, abzuschät­
zen, ob ihr Notfall ein Fall fürs Kranken­
haus oder die Praxis ist“, sagt Dr. Ade.
Alles „auf einem Flur“
Die gute Ausstattung der Klinik sowie der
schnelle fachliche Austausch mit den
Kollegen in der Klinik sind für Dr. Hayd
weitere Vorteil des räumlichen Nebenei­
nanders. Das sieht auch Professor von
Schnakenburg so: „Bei Problemfällen
können schnell gemeinsame Entschei­
dungen getroffen und flexible Lösungen
für die Patienten gefunden werden.“ Dazu
tragen auch die Kinder- und Unfallchir­
urgen des Klinikums bei, die ebenfalls in
die Versorgung eingebunden sind. „Es
können somit medizinische Probleme
gelöst werden, die über die Möglichkeiten
einer Praxis weit hinausgehen“, betont Dr.
Ade, „und das alles ´auf einem Flur´.“
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass es jetzt für
die Eltern eine zentrale Adresse im Land­
kreis gibt. „Die Suche nach der dienstha­
benden Praxis entfällt“, sagt Dr. Hayd, der
auch Kreisbeauftragter für den kinder-
und jugendärztlichen Notfalldienst ist.
Leichter ist es nun auch in den Fällen, in
denen nur ein Medikament verschrieben
werden muss: Da die Klinikärzte kein
Rezept ausstellen dürfen, mussten Eltern,
die mit ihren Kindern in die Notaufnahme
gegangen waren, tags drauf doch noch
zum Kinder- und Jugendlichenarzt. Auch
das geht jetzt auf kurzem Weg.
Angesichts dieser vielen Vorteile fällt das
erste Fazit nach einem halben Jahr Not­
fallpraxis für Kinder und Jugendliche
durchweg positiv aus. „Wir hatten einen
guten Start und es hat sich eine enge
Zusammenarbeit zwischen den niederge­
lassenen Kinderärzten, dem Team der
Zentralen Notaufnahme und der Klinik
für Kinder und Jugendliche eingestellt“,
freut sich Professor von Schnakenburg.
Die Kinder- und Jugendlichen-Notfall­
praxis verfügt an ihrem neuen Standort
über vier Untersuchungsräume sowie ein
Verwaltungszimmer. Die Zimmer werden
tagsüber vom Klinikum Esslingen genutzt,
so dass kein Leerstand entsteht. Ab 19
Uhr (an Wochenenden ab 9 Uhr) über­
nehmen dann die Niedergelassenen die
Räume. Deren Bereitschaftsdienst endet
dann um 22 Uhr (an Wocheneden um 21
Uhr), den Dienst über Nacht erledigen die
Kinderärzte der Klinik. „Für uns Nieder­
gelassene ist das eine große Erleichte­
rung“, erklärt Dr. Hayd, „weshalb auch
alle Kollegen aus dem Kreis sofort mitge­
macht haben.“
Attraktiv für junge Ärzte
Dr. Fechner rechnet damit, dass die Not­
fallpraxis auch zur leichteren Nachbeset­
zung von Arztsitzen führen wird: „Eine
geringe Zahl an Bereitschaftsdiensten ist
für junge Ärzte attraktiv.“ Den aus seiner
Sicht einzigen Nachteil des Ganzen will
der KVBW-Vorstand aber nicht ver­
schweigen: „Für einzelne Eltern wird der
Anfahrtsweg zur Notfallpraxis sicher län­
ger. Wenn die Eltern wissen, dass ihre
Kinder kompetent versorgt werden, neh­
men sie das aber gerne in Kauf.“ Im Übri­
gen bestehe auch keine Kreispflicht: Es
ist jedem freigestellt, den (eventuell kür­
zeren) Weg in die benachbarten Land­
kreise zu wählen. Wolfgang Hanselmann,
Verwaltungsdirektor des Klinikums Ess­
lingen sieht dazu aber keine Veranlas­
sung: „Die Patienten können bei uns
schnell und mit klinischem Hintergrund
versorgt werden und unser Haus ist als
Anlaufstelle bekannt.“ Denn auch die
Notfallpraxis für Erwachsene der nieder­
gelassenen Haus- und Fachärzte befindet
sich im Esslinger Klinikum.
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