Ausgabe 2>2014 - page 34

34 Esslinger Gesundheitsmagazin
2 2014
Schwerpunkt Medikamenteneinnahme
(auch alternative Präparate können zu
Leberwerterhöhungen führen), Alkohol­
genuss, Beruf ein Ultraschall der Leber
durchgeführt sowie Blutwerte abge­
nommen. Lassen sich hiermit keine
Ursachen für die Leberwerterhöhung
finden, findet in der Regel eine ambu­
lante Leberpunktion statt. Diese kann
auch in der Praxis der Facharztes statt­
finden. Bei unklarer Volumenzunahme
in der Leber ist neben der Kontrastmit­
telsonografie die Kernspintomografie
mit leberspezifischem Kontrastmittel
die diagnostische Methode der Wahl.
Zur Abklärung können Betroffene ins
überregionale Leberzentrum am Klinikum
Esslingen überwiesen werden. Dort wer­
den Patienten mit sämtlichen akuten und
chronischen Lebererkrankungen behan­
delt. Es stehen alle modernen Untersu­
chungsverfahren, einschließlich Kern­
spin- und Computertomografie der
neuesten Generation, zur Verfügung. „Vor
allem aber verfügen unsere Ärzte über
eine hohe Expertise in der Behandlung
von Lebererkrankungen“, sagt Professor
Dr. Michael Geißler, Chefarzt der Klinik
für Allgemeine Innere Medizin, Onkolo­
gie/Hämatologie, Gastroenterologie und
Infektiologie, der seine Ausbildung in den
bekannten Leberzentren der Universität
Freiburg und der Harvard Medical School,
Boston, USA erhalten hat. In schweren
Fällen einer Lebererkrankung, wenn der
Patient eine Lebertransplantation benö­
tigt, arbeiten die Ärzte des Leberzent­
rums im Rahmen einer Kooperation mit
Ärzten des Transplantationszentrums
des Universitätsklinikums Tübingen eng
zusammen.
Übergewicht, Alkohol
und Viren
Eine Fettleber – ebenso wie eine Leber,
die durch zu viel Alkohol geschädigt wurde
–, kann nicht medikamentös behandelt
werden. „Das einzige was hilft, ist eine
Lebensstil- und Ernährungsumstellung.
„Das bedeutet ein absolutes Alkoholver­
bot, eine behutsame Gewichtsreduktion,
fettarme ausgewogene Ernährung und
Bewegung“, rät Oberarzt Dr. Christoph
Hartmann, Koordinator des Leberzent­
rums. Anders sieht es aus, wenn die Leber­
entzündung eine andere Ursache hat.
„Neben Fettleber und Alkoholmissbrauch
sind die häufigsten Ursachen Infektionen
mit den Hepatitisviren A, B oder C.“
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Computertomografie des Abdomens bei
Leberzirrhose (Transversalschnitt)
Sonografie des Abdomens bei Leberzirrhose mit
nodulärer Formation (Transversalschnitt)
Gewusst?
Regeneration
der Leber
Die Leber ist ein wahrer Regenera-
tionskünstler, das wussten schon
die alten Griechen: So wird der
Sage nach Prometheus zur Strafe
für die Übergabe des Feuers an
die Menschen an einem Felsen
festgeschmiedet. Täglich hakt ihm
ein Adler einen Teil der Leber her-
aus – der bis zum nächsten Tag
wieder nachwächst.
Revolution bei Hepatitis C
Während man gegen Hepatitis A und B
impfen kann, gibt es gegen Hepatitis C
keinen Impfstoff. Mindestens 50 Prozent
dieser Entzündungen nehmen einen chro­
nischen Verlauf. „Bis vor fünf Jahren war
es sehr schwierig, die Betroffenen zu
behandeln“, sagt Professor Geißler. Neue
Wirkstoffe verändern derzeit die Therapie
der chronischen Hepatitis C enorm. Es
stehen seit Neuestem zielgerichtete The­
rapien zur Verfügung, die für das Virus
essentielle Eiweiße zum Ziel haben. Sie
hemmen die Vermehrung oder Reifung
der Viren in den Leberzellen sehr wir­
kungsvoll und haben wesentlich weniger
Nebenwirkungen. „Mit Hilfe dieser spezi­
ellen Medikamente haben wir eine Hei­
lungschance von 90 bis 95 Prozent“,
erklärt der Chefarzt. „Dies ist eine Revo­
lution in der Behandlung der Krankheit.“
60 Patienten stehen auf der Warteliste
des Esslinger Leberzentrums und werden
in den nächsten Monaten hier von der 12
bis 24 Wochen dauernden Therapie pro­
fitieren.
Schreckgespenst Leberzirrhose
Die Leber kann sich im Gegensatz zu vie­
len anderen Organen nach einem Scha­
den ganz gut wieder erholen. „Halten
Belastungen wie Alkoholmissbrauch oder
eine chronische Entzündung (Hepatitis)
jedoch länger an, kommt es zu einem
Leberschaden mit Umbau der Organ­
strukturen“, erklärt Oberarzt Dr. Hart­
mann. „Es kommt zu einer Leberfibrose
– einer Bindegewebsvermehrung, die
noch umkehrbar ist. Letztlich kann sich
eine Leberzirrhose entwickeln.“ Die Zellen
des Organs gehen zugrunde und an die
Stelle des Lebergewebes tritt Bindege­
webe und es kommt zu einer zunehmen­
den Vernarbung der Leber. Gleichzeitig
verändert sich die Form der Leber, sie
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