Ausgabe 2>2014 - page 31

2 2014
Esslinger Gesundheitsmagazin 31
Dr. Jürgen Zieger (li.), Oberbürgermeister
der Stadt Esslingen a. N., im Gespräch
mit Bernd Sieber, Geschäftsführer des
Klinikums Esslingen
wirtschaftliche Vorteile eröffnet hätte.
Im Juli haben wir das wirtschaftliche
Ergebnis des Klinikums Esslingen für das
Jahr 2013 vorgestellt. Vor Zinsen, Steuern
und Abschreibung haben wir ein Plus von
fast sieben Millionen Euro erwirtschaftet.
Das hat auch im letzten Jahr wieder aus­
gereicht, um die Zinsen für Investitions­
finanzierungen selbst bezahlen zu kön­
nen. Für ein kommunales Krankenhaus ist
das keineswegs selbstverständlich. Ins­
gesamt haben wir damit ein weitgehend
ausgeglichenes Ergebnis erzielt. Aller­
dings muss man auch klar sagen, dass die
wirtschaftliche Situation für die Kran­
kenhäuser im Land nicht leichter wird.
Schon jetzt schreibt die Hälfte der Kran­
kenhäuser rote Zahlen. Die gesetzlichen
Anforderungen und die Kosten steigen
immer weiter, ohne dass die Finanzierung
bzw. Vergütung dies kompensieren.
Dr. Jürgen Zieger:
Wir können schon stolz
darauf sein, dass sich die wirtschaftliche
Lage des Klinikums Esslingen deutlich von
der Mehrzahl der kommunalen Kranken­
häuser abhebt. Möglich ist das, weil die
Geschäftsführung mit dem Verwal­
tungsteam und mit den einzelnen Klinik-
und Funktionsbereichen wirtschaftlich
haushalten, also die Kosten im Blick
haben. Aber auch bei den Einnahmen
steht das Klinikum Esslingen gut da. Weil
unser Haus einen ausgezeichneten medi­
zinischen Ruf genießt, vertrauen sich die
Patienten unseren Ärzten und Pflege­
kräften an, empfehlen die niedergelasse­
nen Ärzte ihren Patienten das Klinikum
Esslingen. Das sorgt für wachsende Pati­
entenzahlen und gute Auslastung.
Bernd Sieber:
Die hohe medizinische
Qualität, die unsere Fachabteilungen bie­
ten, wird uns auch immer wieder bestä­
tigt. Aktuelles Beispiel: Das Nachrichten­
magazin Focus führt das Klinikum
Esslingen im September in seiner Liste der
100 Top-Kliniken auf. Bei insgesamt über
2.000 Krankenhäusern, die es in Deutsch­
land gibt, darunter viele Universitätskli­
nika, ist das ein tolles Ergebnis.
Die Gespräche über die Fusion mit
den Kreiskliniken waren ja schon
ganz gut vorangekommen. Geht es
nun wieder gegeneinander?
Bernd Sieber:
Wir beklagen ja keine
gescheiterte Fusion, sondern es handelt
sich um eine untersagte Fusion. Lassen
Sie es mich so sagen: Wir hätten ja wol­
len, wir haben aber nicht dürfen. Das sind
zunächst gute Voraussetzungen für ein
konstruktives Miteinander im regionalen
Gesundheitsmarkt. Natürlich ist unsere
Interessenlage nicht immer identisch,
aber es besteht auf beiden Seiten die
Absicht, kooperativ zu arbeiten. In einigen
Bereichen tun wird das ja auch schon, wie
zum Beispiel im Rahmen des Onkologi­
schen Schwerpunktes oder in der Zusam­
menarbeit unserer Kinderklinik mit der
Geburtshilfe in Ruit.
Dr. Jürgen Zieger:
Es macht weder für den
Landkreis Esslingen noch für die Stadt Ess­
lingen Sinn, unnötige Konkurrenzen auf­
zubauen. Nach der Nicht-Fusion wollen
wir deshalb alleMöglichkeiten der Zusam­
menarbeit ausschöpfen, die unterhalb der
kartellrechtlichen Schwelle liegen.
Wie geht es weiter mit dem Klinikum
Esslingen? Wie stellen Sie sicher,
dass das Klinikum Esslingen auch in
den kommenden Jahren alleine be-
stehen kann?
Dr. Jürgen Zieger:
Im Gemeinderat sind
wir uns über die Parteigrenzen hinweg
einig, dass wir ein leistungsfähiges, eige­
nes städtisches Klinikum erhalten wollen.
Aber wir wollen auch so wenige finanzielle
Verluste wie möglich ausgleichenmüssen.
Die Erwartungen an die Krankenhauslei­
tung und die Mitarbeiterinnen und Mit­
arbeiter sind also hoch. Aufgabe der Stadt
als Träger ist es dabei, die nötigen Rah­
menbedingungen zu schaffen und dem
Klinikum Esslingen die Entfaltungsmög­
lichkeiten zu lassen, die es braucht.
Bernd Sieber:
In der jüngsten Vergangen­
heit haben wir eine ganze Reihe von
Investitionen getätigt, die das Klinikum
Esslingen fit für eine erfolgreiche Zukunft
machen. So haben wir die neonatologi­
sche und die chirurgische Intensivstation
komplett erneuert und mit modernster
Technik ausgestattet. Kreißsaal und
Wochenstation wurden neu gestaltet.
Neu etabliert haben wir die Strahlenthe­
rapie und die Radioonkologie sowie die
Elektrophysiologie. Ein weiterer wichtiger
Bereich ist die stationäre Kinder- und
Jugendpsychiatrie, die sich derzeit im
Aufbau befindet. Unsere Investitionsent­
scheidungen treffen wir nach umfassen­
der Prüfung der Wirtschaftlichkeit und
Nachhaltigkeit. Das stellt zudem sicher,
dass uns auch das Land bei unseren Vor­
haben regelmäßig mit Investitionszu­
schüssen unterstützt. Begleitet wird all
das von einem sehr verantwortungsvollen
Aufsichtsrat und Betriebsausschuss. In
diesem Sinne werden wir in den kom­
menden Jahren mit vernünftigen Inves­
titionen die Qualität unserer Leistungen
weiter ausbauen.
Das Gespräch führte
Michael Sommer
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