Ausgabe 2>2014 - page 33

2 2014
Esslinger Gesundheitsmagazin 33
Die Leber ist ein echter Alleskönner: Fil­
ter- und Entgiftungsstation, Speicheror­
gan, Drüse, Bildungs- und Umbaustätte
vielfältiger Substanzen und Ausschei­
dungsorgan. „Und sie ist ein wahrer Rege­
nerationskünstler“, sagt Dr. Marc A. Mei­
nikheim, niedergelassener Internist und
Gastroenterologe aus Esslingen. „Im Ver­
gleich zu allen anderen Organen unseres
Körpers besitzt die Leber die größte
Fähigkeit, sich von Belastungen, Vergif­
tungen und anderen schädlichen Einflüs­
sen zu erholen.“ Ob zu viel Alkohol, ein
verstecktes Virus, falsche Ernährung oder
Übergewicht – die Leber hält einiges aus,
und das auch noch ohne dabei zu schmer­
zen. „Das ist allerdings das Problem,
warum Lebererkrankungen manchmal
jahrzehntelang unbemerkt bleiben: Eine
kranke Leber tut nicht weh“, so Dr.
Meinikheim. Einzige Symptome sind
Müdigkeit, Konzentrationsschwierig­
keiten, Völlegefühl. „Nichts, was die
Betroffenen als Krankheit wahrnehmen.“
Fettleber –
eine Wohlstandserkrankung
Die häufigste Lebererkrankung ist die
Fettleber. 20 Millionen sind in Deutsch­
land davon betroffen, jeder Dritte über 40
– Tendenz steigend. Normalerweise ver­
arbeitet die Leber Kohlenhydrate und
Fettsäuren aus der Nahrung und gibt sie
in Form von Neutralfetten ins Blut ab.
Besteht ein Überangebot dieser Energie­
träger, kann die Leber sie nicht mehr voll­
ständig verarbeiten und abtransportieren
– und speichert sie stattdessen. Die Folge:
Die Leber verfettet zunehmend. Auch
freie Fettsäuren, die aus Fettgewebe –
zum Beispiel aus dem Bauchfett – freige­
setzt werden, gelangen in die Leber und
tragen zu deren Verfettung bei. „Alkohol
kann eine Ursache für eine Fettleber sein,
denn auch dieser wird zu Fett umgewan­
delt, dann spricht man von einer alkoho­
lischen Fettleber“, sagt Dr. Meinikheim,
„sehr viel häufiger aber ist falsche Ernäh­
rung und Fettleibigkeit der Grund.“ Auch
Stoffwechselstörungen wie Diabetes mel­
litus undMedikamenteneinnahme können
eine Fettleber verursachen. „Am häufigs­
ten sind es multifaktorische Ursachen, die
zu erhöhten Leberwerten führen“, sagt Dr.
Meinikheim, „die Patienten sind überge­
wichtig, haben zu hohe Zucker- und Cho­
lesterinwerte und trinken zu viel Alkohol
oder nehmen zu viele Medikamente.“
„Es ist sehr ratsam, vor allem
bei Übergewicht, regelmäßig
seine Leberwerte überprüfen
zu lassen.“
Eine verfettete Leber ist zunächst kein
Grund zur Sorge. „Sie kann sich vollstän­
dig regenerieren, wenn der Patient seine
Ernährung umstellt und seinen Lebensstil
ändert“, so Dr. Meinikheim. Allerdings
kommt es bei rund einem Drittel der
Betroffenen zu einer Leberentzündung,
der sogenannten Fettleber-Hepatitis
(NASH). Wird diese nicht rechtzeitig
erkannt, kann sie auf Dauer in einer
Leberzirrhose münden. Außerdem haben
Fettleber-Patienten ein stark erhöhtes
Risiko, an Leberkrebs zu erkranken. „Es ist
also sehr ratsam, vor allem bei Überge­
wicht, regelmäßig seine Leberwerte über­
prüfen zu lassen“, so Dr. Meinikheim.
Leberzentrum Esslingen
Erhöhte Leberwerte können zwar ein
Hinweis auf eine Lebererkrankung sein,
sie geben aber keine Auskunft darüber,
welche Erkrankung vorliegt. Neben Alko­
holmissbrauch oder einer verfetteten
Leber kann eine unerkannte Vireninfek­
tion, eine Autoimmunkrankheit oder
Stoffwechselerkrankungen wie Eisen-/
Kupferüberladungen die Leber dauerhaft
schädigen. Zuerst wird neben einer aus­
führlichen Anamnese mit
>>>
Die Leber ist mit rund 1,5 Kilogramm
das größte innere Organ unseres Kör­
pers. Sie befindet sich, geschützt
unter den Rippen, im rechten Ober­
bauch und ist für die vielfältigsten
Funktionen verantwortlich. Etwa 1,3
Liter Blut fließen pro Minute durch die
Leber. Damit gehört sie zu den am
stärksten durchbluteten Organen im
Körper. Bei fast all ihren Funktionen
sind die Leberzellen beteiligt.
Entgiftungsorgan
Die Leber ist das wichtigste Entgiftungs­
organ in unserem Körper. Als Filter
zwischen Darm und dem übrigen Körper­
kreislauf verhindert sie, dass Krankheits­
erreger und Schadstoffe, die z.B. mit der
Nahrung zugeführt werden, aus dem
Darm in den Blutkreislauf gelangen. Gif­
tige Substanzen wie Ammoniak werden
von der Leber abgefangen und in den
Leberzellen zu unschädlichen Stoffen,
etwa Harnstoff, der mit dem Urin ausge­
schieden wird, umgewandelt.
Drüse
Die Leber produziert täglich bis zu
einem Liter Galle, welche in der Gal­
lenblase gespeichert und zu den
Mahlzeiten in den Zwölffingerdarm
ausgeschüttet wird.
Speicherorgan
Die Leber speichert wichtige Nähr­
stoffe wie z.B. Zucker, fettlösliche Vita­
mine (A, D, E, K) und Mineralstoffe
(z. B. Eisen) und gibt sie bei Bedarf ab.
Stoffwechselorgan
Die Leber reguliert den Eiweiß-, Fett- und
Zuckerstoffwechsel sowie den Mineral-,
Vitamin- und Hormonhaushalt.
Ausscheidungsorgan
Über die Galle scheidet die Leber
Substanzen wie Bilirubin, Cholesterin
sowie Medikamente und ihre Stoff­
wechselprodukte aus.
Der Alleskönner
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