Ausgabe 2>2014 - page 37

2 2014
Esslinger Gesundheitsmagazin 37
Jeden Montag kommt Marianne Wüstholz ins Pflegeheim Ober­
tor und holt zusammen mit anderen Ehrenamtlichen Bewoh­
nerinnen und Bewohner zur wöchentlichen „Wanderung“ ab.
Mit dem Rollator oder auch am Arm einer Ehrenamtlichen geht
es dann zum Neckar, vorbei am Wasserhaus und zurück durch
den Merkel-Park. Eine gute Stunde ist die Gruppe unterwegs,
immer zu zweit, eine Bewohnerin oder ein Bewohner mit einer
Ehrenamtlichen. „Wir fallen schon auf, wenn wir unterwegs
sind. Denn es geht immer lustig zu und es wird viel gelacht“,
erzählt Marianne Wüstholz. Seit 1996 bereits engagiert sie sich
im Pflegeheim Obertor und zählt damit zu den „alten Hasen“
unter den rund 80 Ehrenamtlichen im Haus. Neben dem Wan­
dertermin unterstützt sie regelmäßig eine Sitztanzgruppe, hilft
bei den jahreszeitlichen Festen und ist bei Ausflügen zum Bei­
spiel in den Maille-Park, zum Jägerhaus oder auf die Schwäbi­
sche Alb als Begleitung dabei. Ihre Mutter und auch ihre
Schwiegermutter waren im Obertor gepflegt worden. Und so
hatte Marianne Wüstholz schon früh beschlossen: „Wenn ich
in Rente bin, dann helfe ich im Pflegeheim.“ Fast 20 Jahre tut
sie das nun schon.
„Mit ihrem Engagement bringen die Ehrenamtlichen Wohl­
befinden und Lebensfreude ins Haus“, sagt Thilo Naujoks,
Geschäftsführer der Städtischen Pflegeheime Esslingen. Fei­
ern und kulturelle Veranstaltungen wären ohne die Ehren­
amtlichen gar nicht machbar. Sie holen die Bewohner aus
den Wohnbereichen zu Veranstaltungen im Haus und brin­
gen sie auch wieder zurück. Sie begleiten Bewohner bei Arzt­
besuchen, lesen aus der Zeitung vor, singen und musizieren
mit den Bewohnern oder besuchen die zu einem Schwätz­
chen, die sonst kaum Besuch bekommen. Sie dekorieren lie­
bevoll Geburtstagstafeln bei Feiern im Cafe „Zeitlos“. Auch
das Café ist dank der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer
den ganzen Tag geöffnet. „Es sind vor allem Senioren, die
nach dem Arbeitsleben eine sinnvolle Aufgabe und Kontakte
suchen und sich mit ihren Erfahrungen und Fähigkeiten ein­
bringen“, berichtet Thilo Naujoks. Überwiegend sind es
Frauen und nur wenige Männer. Viele engagieren sich wie
Marianne Wüstholz, weil Angehörige im Haus gepflegt wur­
den. Andere werden von Freunden und Bekannten angespro­
chen. Und auch der Kontakt in den Stadtteil hinein sorgt
immer wieder dafür, dass Menschen aus der Umgebung in
ihrem Pflegeheim mithelfen wollen. „Dabei ist es gleich, ob
jemand regelmäßig einige Stunden in der Woche Zeit hat
oder sich nur gelegentlich, etwa bei einem Fest, einbringt“,
stellt Thilo Naujoks klar. Und ganz wichtig: „Ein Ehrenamt
kann man auch wieder aufgeben oder mal eine Weile pau­
sieren.“
Koordination durch den Sozialdienst
Begleitet und betreut werden die Ehrenamtlichen in den Städ­
tischen Pflegeheimen von den Mitarbeiterinnen des Sozial­
dienstes. Und die achten auch darauf, dass die freiwilligen Hel­
fer sich nicht überfordern. „Es ist ganz wichtig, dass die
Ehrenamtlichen ehrlich auch mit sich selbst darüber sind, was
sie machen wollen und was sie machen können“, sagt Sozial­
arbeiterin Susanne Himbert, die im Pflegeheim Obertor die
Ehrenamtsarbeit koordiniert. Meldet sich jemand neu, dann
steht zunächst ein ausführliches Gespräch über die Möglich­
keiten für einen ehrenamtlichen Einsatz an. „Eine Nachbarin
hatte vor einiger Zeit die Idee, hier im Pflegeheim Obertor eine
Bibliothek aufzubauen“, erinnert sich Susanne Himbert. „Unsere
Bewohner lesen aber kaum noch, aber sie sind sehr dankbar,
wenn ihnen vorgelesen wird.“ Also las die Nachbarin regelmä­
ßig vor, vor allem aus der Zeitung und aus Illustrierten. Und das
bot dann immer Gesprächsstoff. „Da wurden die Geschichten
aus den Königshäusern rauf und runter diskutiert und Ereignisse
aus der Stadt kommentiert.“ Eine andere Ehrenamtliche spielt
gut Rummy Cup und kommt nun regelmäßig, um mit den
Bewohnern zu spielen. Auch eine Strickgruppe ist entstanden,
unterstützt von einer Tochter, die gern und regelmäßig strickt
und das nun eben im Pflegeheim Obertor tut.
„Mit ihrem Engage-
ment bringen die
Ehrenamtlichen
Wohlbefinden und
Lebensfreude ins
Haus.“
Ehrenamtliche und Bewohnerinnen beim gemeinsamen Rundgang
über das Gelände des Pflegeheims Obertor
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