Ausgabe 2>2014 - page 46

46 Esslinger Gesundheitsmagazin
2 2014
Landkreis Esslingen
ausreichend versorgt
Die Palliativmedizin ist eine junge medizinische Disziplin. Die entspre­
chende Fachgesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin
(DGP), feiert in diesem Jahr ihren erst 20. Geburtstag. Die erste Pallia­
tivstation an einem deutschen Krankenhaus ist etwas älter, sie wurde
1983 in Köln eröffnet. Ende 2012 gab es deutschlandweit bereits über
250 Palliativstationen.
Im Landkreis Esslingen haben neben dem Klinikum Esslingen auch die
Klinik Nürtingen und das Paracelsus-Krankenhaus Ruit der Kreiskliniken
Esslingen jeweils eine eigenständige Palliativstation mit je acht Betten.
Auch die Filderklinik verfügt über mehrere Palliativbetten. „Mit dieser
Versorgung ist der Landkreis Esslingen mit seinen rund 510.000 Einwoh­
nern gut aufgestellt“, sagt Dr. Heike Mönnich, Leiterin der Palliativsta­
tion am Klinikum Esslingen, „da die DGP mindestens fünf bis sechs Pal­
liativ- beziehungsweise Hospizbetten je 100.000 Einwohner empfiehlt.“
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möglichst beschwerdefrei in ihrem
gewohnten häuslichen Umfeld erleben
können.
Vermittlung ambulanter
Weiterbetreuung
Der Aufenthalt auf einer Palliativstation
ist somit zeitlich begrenzt. Ist der Pati­
ent stabilisiert, vermittelt die Station
den Patienten und seinen Angehörigen
gegebenenfalls eine Anbindung an die
ambulante Versorgung, die von verschie­
denen Partnern des palliativen Netz­
werkes getragen wird. Erste Ansprech­
par tner sind hier die ambulanten
Hospizdienste. Diese erbringen aller­
dings keine medizinischen Leistungen.
Sind weitere komplexe palliativmedi­
zinische Dinge wie Schmerztherapien,
Pumpentherapien oder Punktionen
nötig, kommt deshalb die SAPV (spe­
zielle ambulante Palliativversorgung)
in Frage.
„Stehen Patienten noch unter einer
Tumortherapie, kann die Brückenpflege
Stella Care des Onkologischen Schwer­
punkts Esslingen mit einbezogen werden“,
betont Dr. Mönnich. Die Leistungen
umfassen etwa das ambulante Therapie­
management bei Chemotherapien, da
dabei sehr heftige Nebenwirkungen wie
zum Beispiel Hautveränderungen auftre­
ten können. Stella care, die ihren Sitz
ebenfalls am Klinikum Esslingen hat,
betreut die Palliativpatienten während
einer solchen Therapie und vermittelt dar­
über hinaus auch Physiotherapien, Ange­
bote der weiteren Versorgung und spezi­
elle Ernährungstherapien.
Organisatorisch gehört die Palliativsta­
tion des Klinikums Esslingen zur Klinik für
Allgemeine Innere Medizin, Onkologie/
Hämatologie, Gastroenterologie und
Infektiologie von Chefarzt Professor Dr.
Michael Geißler. Der Grund ist nahelie­
gend: Rund 90 Prozent der Patienten, die
auf der Palliativstation behandelt werden,
sind onkologische Patienten, deren Krebs­
leiden weit fortgeschritten und nicht
mehr heilbar sind. Die restlichen Patienten
kommen aus verschiedenen anderen
Fachbereichen, vor allem aus der Neuro­
Wohnliche Einrichtung: Die Palliativstation des Klinikums Esslingen verfügt
unter anderem über ein Wohnzimmer und eine gut ausgestattete Küche
logie, der Kardiologie und der Geriatrie.
„Gerade Herzinsuffizienz-Patienten lei­
den am Lebensende unter einer hohen
Symptomlast wie Atemnot und Schmer­
zen“, sagt Dr. Mönnich. Über 200 Pallia­
tivpatienten behandeln sie und ihr Team
im Jahr stationär, im Schnitt bleiben die
Patienten rund eine Woche auf der Sta­
tion. Einige verbringen auch ihr Lebens­
ende hier, denn auch wenn eine Palliativ­
station – im Gegensatz zu einem Hospiz
– nicht vorrangig eine Sterbestation ist,
versterben auch hier Patienten.
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