Ausgabe 2>2014 - page 35

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Esslinger Gesundheitsmagazin 35
wird kleiner (Schrumpfleber) und es
kommt zu knotigen Neubildungen der
Leber, aus denen sich ein Leberkrebs ent­
wickeln kann.
„Entdeckt man die Zirrhose frühzeitig,
müssen sofort die Ursachen beseitigt
werden, dann kann sich die Leberfunktion
stabilisieren“, sagt Dr. Hartmann. Können
die Ursachen der Leberzirrhose nicht
behoben werden und die Organfunktion
verschlechtert sich weiter, hilft den Pati­
enten meist nur die Transplantation einer
gesunden Leber.
Hoffnung bei Leberkrebs
Neueste Medikamente werden den Pati­
enten am Esslinger Leberzentrum auch in
Form von klinischen Studien angeboten.
Dies gilt vor allem auch für die Behand­
lung des Leberkrebses. Handelt es sich um
einen bösartigen Tumor in der Leber
selbst, spricht der Mediziner vom hepa­
tozellulären Karzinom (HCC). Dieser ist zu
unterscheiden von sekundären Leber­
krebserkrankungen, den Lebermetasta­
sen. In diesem Fall liegt der Krebsherd in
anderen Organen. „Beim HCC handelt es
sich um den fünfthäufigsten Tumor welt­
weit, mit 900.000 Erkrankungen im Jahr“,
erklärt Professor Geißler. Der Chefarzt
gehört in Deutschland zu den ausgewie­
senen Experten auf diesem Gebiet, war
daran beteiligt, die nationalen Leitlinien
zur Behandlung des HCCs zu erarbeiten.
Im Leberzentrum werden Patienten indi­
viduell sowohl vom Transplantationschi­
rurgen als auch vom Leberarzt betreut.
„Je nachdem, ob der Leberkrebs mit oder
ohne Leberzirrhose vorliegt, gibt es unter­
schiedliche Behandlungsoptionen“, erklärt
Dr. Hartmann. Nur 20 Prozent aller Pati­
enten mit einem hepatozellulären Karzi­
nom haben keine Leberzirrhose. Die The­
rapie richtet sich danach, wie weit der
Leberkrebs fortgeschritten ist (Tumorsta­
dium) und wie gut die Leberfunktion des
Patienten ist. „Eine Teilentfernung der
Leber (Leberteilresektion) ist die Therapie
der Wahl, wenn sich der Tumor noch in
einem Frühstadium befindet und keine
Leberzirrhose vorliegt“, sagt Dr. Hartmann.
In mehr als drei Viertel aller Fälle kann der
Leberkrebs zum Zeitpunkt der Diagnose
jedoch nicht mehr chirurgisch entfernt
werden. „Vor allem, wenn eine Leberzir­
rhose vorliegt, reicht das verbleibende
Lebergewebe meist nicht aus, um die
Organfunktion der Leber aufrechtzuerhal­
ten.“ Die Therapie der Wahl lautet dann
Lebertransplantation. Allerdings müssen
Lebererkrankungen
vorbeugen
Um einer Lebererkrankung vorzubeu­
gen, sollten Sie auf eine gesunde, aus­
gewogene Ernährung achten und Alko­
hol nur in Maßen konsumieren. Lassen
Sie sich bei Bedarf außerdem gegen
Hepatitis A und Hepatitis B impfen. So
können Sie beispielsweise bei einer
Reise in ein Risikogebiet einer Erkran­
kung vorbeugen.
Lassen Sie in regelmäßigen Abständen
Ihre Leberwerte wie GPT und g-GT kon­
trollieren. So können Sie schnell und
sicher feststellen, ob mit Ihrer Leber
alles in Ordnung ist. Achten Sie außer­
dem darauf, ob Sie bei sich immer wie­
der Symptome wie Müdigkeit, Abge­
schlagenheit, Appetitverlust oder
Übelkeit feststellen. Dies können näm­
lich Anzeichen für eine Lebererkran­
kung sein.
Treten bei Ihnen die typischen Sympto­
me einer Gelbsucht wie eine Gelbfär­
bung von Augen und Haut auf, sollten
Sie auf jeden Fall zum Arzt gehen.
Denn bei vielen Lebererkrankungen ist
eine frühzeitige Diagnose entschei­
dend. Wird die Erkrankung dagegen
erst sehr spät erkannt, bleibt manch­
mal nur noch eine Lebertransplantati­
on als Behandlungsoption.
„Das wichtigste Heilmittel
gegen Leberkrebs ist die
Prävention.“
Dr. Marc A. Meinikheim Professor Dr. Michael Geißler Dr. Christoph Hartmann
hierfür bestimmte Voraussetzungen
erfüllt sein und eine Lebertransplantation
kommt aufgrund der geringen Anzahl an
Spenderorganen nur begrenzt infrage.
Alternativ zur Operation, aber auch als
überbrückende Maßnahme bis zu einer
Lebertransplantation können örtliche,
tumorzerstörende (lokal-ablative) Verfah­
ren eingesetzt werden, wie etwa die
Radiofrequenz-Ablation (RFA), bei der das
Tumorgewebe durch lokale Hitzeeinwir­
kung zerstört wird. Die Radiofrequenz-
Ablation ist zumindest bei kleinen Leber­
tumoren eine gute Alternative zur
chirurgischen Leberteilentfernung, „muss
aber immer im Einzelfall entschieden wer­
den“. Kann der Leberkrebs weder operativ
entfernt noch lokal-ablativ vollständig
zerstört werden, kommen die transarteri­
elle Chemo-Embolisation (TACE) und/oder
die medikamentöse Therapie mit zielge­
richteten Substanzen wie z.B. Sorafenib
zum Einsatz.
„Das wichtigste Heilmittel gegen Leber­
krebs ist die Prävention“, sagt Professor
Geißler. So sollten alle Patienten mit
Leberzirrhose, Patienten mit chronischer
Hepatitis B-Infektion oder Fettleberhepa­
titis alle sechs Monate mittels Ultra­
schalluntersuchung überwacht werden.
Entwickelt sich ein Leberkrebs, so wird er
dadurch in einem frühen, das heißt
behandelbaren Stadium erkannt. Dank der
guten medizinischen Überwachung
nimmt in Deutschland der Anteil der früh
erkannten Lebertumoren zu und der
Anteil der fortgeschrittenen Stadien ent­
sprechend ab.
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