Ausgabe 2>2014 - page 18

18 Esslinger Gesundheitsmagazin
2 2014
Im Interdisziplinären Beckenbodenzentrum behandeln
Gynäkologen und Allgemeinchirurgen des Klinikums
Esslingen gemeinsam mit niedergelassenen Ärzten die
vielfältigen Formen der Beckenbodenerkrankungen.
Tabuthema
Beckenboden-
schwäche
Die Muskulatur des Beckenbodens erfüllt viele Aufgaben. Beim
Wasserlassen oder beim Stuhlgang entspannt sie. Bei ange­
spanntem Beckenboden werden die Schließmuskeln von Harn­
blase und Anus unterstützt. Stärken lässt sich die Beckenbo­
denmuskulatur – wie jeder andere Muskel auch – durch
regelmäßiges Training. Ist die Beckenbodenmuskulatur zu
schwach, kann das zu Inkontinenz führen, also unkontrollier­
tem Harn- oder sogar Stuhlabgang. Oft leiden übergewichtige
Menschen darunter, aber auch mit zunehmendem Alter lässt
die Kraft des Beckenbodens nach. Bei Frauen können zudem
Schwangerschaft und Geburten zu einer schwachen Becken­
bodenmuskulatur führen. Auch Männer können betroffen sein.
Aber meist sind es Frauen, die unter den Auswirkungen eines
schwächer werdenden Beckenbodens leiden, aber kaum dar­
über sprechen. Denn die häufigste Folge der Erkrankung, die
Inkontinenz, ist ein Tabuthema.
„Für die betroffenen, oft älteren Frauen können das sehr belas­
tende Erkrankungen sein“, sagt Professor Dr. Thorsten Kühn,
Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Kli­
nikum Esslingen. „Viele ziehen sich zurück und verlieren ihre
sozialen Kontakte.“ Der erste wichtige Schritt zu einer erfolg­
reichen Behandlung sei es deshalb, sich mit seinen Beschwerden
beim Hausarzt oder seinem Gynäkologen zu melden. Denn den
meisten kann inzwischen mit modernen Behandlungsmethoden
geholfen werden. „Die Heilungsrate liegt bei 80 bis 90 Prozent.“
Voraussetzung ist allerdings zuvor eine sehr genaue Diagnose
der Ursachen, denn Erkrankungen des Beckenbodens sind kom­
pliziert und können zu sehr unterschiedlichen Beschwerden bei
Frauen und auch bei Männern führen. Außerdem sind oft unter­
schiedliche Organe mitbetroffen, so dass auch verschiedene
medizinische Fachbereiche in die Behandlung mit einbezogen
werden müssen.
Für die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen, die durch
eine Schwäche oder eine Veränderung des Beckenbodens aus­
gelöst werden, gibt es im Klinikum Esslingen deshalb das inter­
disziplinäre Beckenbodenzentrum. Hier haben sich die Klinik für
Frauenheilkunde und Geburtshilfe, die Klinik für Allgemein- und
Viszeralchirurgie und Urologen mit niedergelassenen Ärzten
zusammengeschlossen. Nach umfassender Diagnose mit Ultra­
schall, Kernspintomografie und speziellen Untersuchungsver­
fahren zur Funktionsprüfung und Druckmessung in Harnröhre
und Darm diskutieren die beteiligten Fachärzte die optimale
Behandlungsstrategie.
Leichtere Beschwerden lassen sich mit konservativen Methoden
ohne Operation lindern oder heilen. Dabei spielt das gezielte
Professor Dr. Ludger Staib
Professor Dr. Thorsten Kühn
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