Ausgabe 2>2014 - page 19

2 2014
Esslinger Gesundheitsmagazin 19
Oft geht es dabei um plastische Operationen, mit denen die
Funktion des Beckenbodens wiederhergestellt wird. Das kann
mit Eigengewebe erfolgen, das gerafft oder wieder im Becken
verankert wird. In schwierigen Fällen wird der Beckenboden wie
bei einer Bruchoperation mit einemNetzgewebe verstärkt. Darm,
Harnröhre und bei der Frau auch die Scheide durchstoßen den
Beckenboden. Diese Durchgänge wieder zu stabilisieren, kann
ebenfalls Ziel der Operation sein. Viele dieser Operationen sind
technisch sehr anspruchsvoll, werden aber heute in aller Regel
laparoskopisch, also sehr schonend mit der sogenannten Schlüs­
sellochtechnik und ohne großen Bauchschnitt durchgeführt. In
der Esslinger Frauenklinik haben sich zwei Oberärzte auf die
Beckenbodenoperationen spezialisiert. Zusammen mit Ihren all­
gemeinchirurgischen Kollegen operieren sie pro Jahr fast 200
Patientinnen und Patienten.
Mit dem wachsenden Anteil älterer Menschen nehmen auch die
Beckenbodenerkrankungen zu. Zwar können auch jüngere Frauen
betroffen sein, die etwa unter einer angeborenen Bindegewebs­
schwäche leiden. Die meisten Patientinnen, die im interdiszipli­
nären Beckenbodenzentrum des Klinikums Esslingen behandelt
werden, haben aber das 60. Lebensjahr schon deutlich über­
schritten.
so
Beckenbodentraining eine wichtige Rolle. Speziell geschulte
Krankengymnasten leiten die Betroffenen zunächst an. Denn
die nicht sichtbare Beckenbodenmuskulatur ist gar nicht so ein­
fach zu erspüren. Viele Menschen tun sich deshalb schwer, diese
Muskeln gezielt zu aktivieren. Beispielsweise nach einer Schwan­
gerschaft können die meisten Frauen allein mit dem Beckenbo­
dentraining ihre Beschwerden vollständig heilen. Und selbstver­
ständlich ist regelmäßiges Beckenbodentraining auch eine
optimale Vorbeugung, um Erkrankungen des Beckenbodens zu
verhindern.
Umfangreiches Repertoire an
Operationsverfahren
Ist die Beckenbodenschwäche schon weiter fortgeschritten, ist
oft eine Operation angezeigt, die je nach Diagnose von den All­
gemeinchirurgen um Chefarzt Professor Dr. Ludger Staib oder
von den Gynäkologen durchgeführt wird. „In besonders kompli­
zierten Fällen operieren wir auch gemeinsam“, berichtet Gynä­
kologie-Chefarzt Professor Kühn. Dabei haben sich die chirur­
gischen Möglichkeiten in den letzten Jahren deutlich verbreitert:
„Standen uns früher nur zwei Verfahren zur Verfügung, können
wir heute auf ein umfangreiches Repertoire von fast 30 Opera­
tionsverfahren zurückgreifen und so auch sehr komplexe Krank­
heitsbilder erfolgreich behandeln.“
Die Heilungsrate
liegt bei
80 bis 90
Prozent
„Leichtere
Beschwerden
lassen sich mit
konservativen
Methoden
ohne
Operation lindern
oder heilen.
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