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10 Esslinger Gesundheitsmagazin
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Herzmuskelentzündung kann den Herzrhythmus stören. Ist die
ausgeheilt, reduzieren sich meist auch die Rhythmusstörungen“,
nennt Dr. Hartenstein ein weiteres Beispiel. „Harmlose ange­
borene Anomalien der Leitungsbahnen im Herzen können eben­
falls eine Ursache sein“, ergänzt Dr. Marschang. Die davon aus­
gelösten Rhythmusstörungen verstärken sich meist mit
zunehmendem Alter, so dass sie behandelt werden müssen. Und
manchmal sind auch regelmäßig eingenommene Medikamente,
wie zum Beispiel Antidepressiva, mit ihren Nebenwirkungen
verantwortlich.
Medikamente gegen Vorhofflimmern
Ist eine Herzerkrankung die Ursache der Rhythmusstörungen,
gilt es zunächst, die zu behandeln. In vielen Fällen aber müssen
die Herzrhythmusstörungen auch direkt behandelt werden. „Das
häufig auftretende Vorhofflimmern können wir heute meist
schon sehr gut medikamentös therapieren“, berichtet Dr. Har­
tenstein. Er verschreibt seinen Patienten dazu ein Medikament
zur Blutverdünnung und ein weiteres, das die Herzfrequenz
reguliert. „Damit sind die Patienten auf der sicheren Seite.“ Der
Blutverdünner beugt unter anderem dem erhöhten Schlagan­
fallrisiko vor, das durch die Rhythmusstörungen entsteht. Gleich­
zeitig sorgen die sogenannten Antiarrhythmika für eine Linde­
rung der Beschwerden und dafür, dass der normale
Herzrhythmus wiederhergestellt wird, beziehungsweise die
Herzfrequenz im Normalbereich eingestellt ist.
In manchen Fällen lässt sich der durcheinandergeratene Herz­
rhythmus auch mit einem gezielten Elektroschock wieder ins
Gleichgewicht bringen, erklärt Dr. Marschang. Die Behandlung
wird mit einem Defibrillator durchgeführt, wie man ihn von
Reanimationen kennt. Da der Elektroschock schmerzhaft ist, wird
er nur unter Kurznarkose und deshalb in der Klinik durchgeführt.
„Das häufig auftre-
tende Vorhofflim-
mern können wir
heute oft schon
sehr gut medika-
mentös therapie-
ren.“
Seit etwa zehn Jahren gibt es zudem mit der Ablationstherapie
eine Behandlungsalternative bei Vorhofflimmern, wenn die
medikamentöse Therapie nicht mehr ausreicht und ausgeprägte
Beschwerden bestehen. Dabei werden die Regionen im Herz­
muskel elektrisch stillgelegt, die Vorhofflimmern auslösen. Das
Verfahren ist sehr aufwändig und deshalb auch innerhalb der
Kardiologie eine Spezialdisziplin, die nicht überall angeboten
wird. In der Kardiologischen Klinik des Klinikums Esslingen hat
sich Dr. Harald Marschang auf die Ablationstherapie speziali­
siert, die im speziell ausgerüsteten Herzkatheterlabor durchge­
führt wird. „Wir führen dazu von den Leistenbeugen aus dünne
Katheter durch die Blutgefäße bis in das Herz vor“, erläutert Dr.
Marschang. „An den Einmündungen der Lungenvenen in den
Vorhof werden dann gezielt die Regionen verödet, in denen die
meisten störenden elektrischen Impulse gebildet werden.“ Durch
den Eingriff entsteht Narbengewebe, das die Weiterleitung der
Störsignale auf die Vorhöfe verhindert. Ziel ist es, dass der Herz­
muskel des Vorhofes nur noch die Impulse erhält, die für einen
normalen Herzschlag nötig sind. „Das gelingt nicht immer auf
Anhieb. Die Methode hat aber den Vorteil, dass sie problemlos
auch mehrmals wiederholt werden kann.“ Manche seiner Pati­
enten kommen über die Notaufnahme zu ihm und lassen die
Ablation gleich machen. Die meisten Patienten aber werden mit
der Frage, ob eine Ablation möglich und sinnvoll ist, vom Haus­
arzt oder einem niedergelassenen Kardiologen überwiesen. „Die
Ablationstherapie ist allerdings nicht bei allen Patienten
anwendbar, die unter Vorhofflimmern leiden“, schränkt Dr.
Marschang ein.
Patienten, deren Herz zu langsam schlägt oder gelegentlich aus­
setzt, werden heute in aller Regel mit einem Herzschrittmacher
versorgt. Anfang der 1950er Jahre wurden die ersten Schritt­
macher entwickelt, die aber noch außerhalb des Körpers getra­
Bei der Ablationstherapie werden mittels eines Katheters an den Einmündun-
gen der Lungenvenen in den Vorhof gezielt die Regionen verödet, in denen die
meisten falschen elektrischen Impulse gebildet werden
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linker Vorhof
rechter Vorhof
Katheter
Ablations­
generator
Hohlvene
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