22 Esslinger Gesundheitsmagazin
1 2015
Apotheke
bedeutet viel mehr als nur
Arzneimittelverkauf
Sucht man im Internet nach günstigen Medi-
kamenten, wird man schnell fündig. „Eine
persönliche Betreuung wie in einer Apotheke
vor Ort kann aber kein Versandhandel bieten“,
sagt Pharmazeut Jochen Rademann von der
Esslinger Obertorapotheke, die für Schnäpp-
chenjäger dennoch eine Alternative hat.
Man spart wo man kann. Warum nicht bei Schmerzmitteln,
Nasenspray oder Wundsalbe? Mit Rabatten von bis zu 50 Pro-
zent locken die Versandapotheken im Internet. Wer kauft da
noch beim Pharmazeuten um die Ecke? „Die wichtigste Aufgabe
einer Apotheke ist und bleibt die Beratung und persönliche
Betreuung der Kunden“, sagt Jochen Rademann von der Ober-
torapotheke. Dabei geht es zum einen darum, welches Medika-
ment am besten Beschwerden lindern kann, zum anderen auch
um Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und die Abklärung
noch offener Fragen mit dem behandelnden Arzt sowie letzt-
endlich um einen verantwortungsvollen Umgang mit demMedi-
kament. Aber der Apotheker vor Ort leistet noch mehr: Er ist
Ansprechpartner für die Bürger des Stadtteils mit all ihren Sor-
gen und Nöten. „Viele unserer Kunden kommen, um hier beim
Einkauf ihrer Medikamente gleichzeitig über ihre Kümmernisse
zu reden“, so Rademann, „wir sind also auch ein wichtiger Teil
des sozialen Miteinanders.“ All das kann kein Versandhandel
bieten.
„Dennoch müssen sich die Apotheken heute der Konkurrenz aus
dem Internet stellen,“ meint Rademann. Denn seine Erfahrung
zeigt: Immer mehr Menschen nutzen das Online-Angebot – vor
allem auch Rentner, die sich die sprichwörtlichen „Apotheker-
preise“ nicht leisten können und wollen, solange es eine güns-
tigere Alternative gibt.
Also springen viele Apotheken auf den gleichen Zug auf und
bieten reduzierte Produkte ebenfalls im Internet an oder veran-
stalten regelmäßig Rabattaktionen. „Das führt unserer Meinung
nach aber nur zum Einkauf auf Vorrat.“ Damit sich die Versand-
kosten lohnen oder die Sendung versandkostenfrei wird, bestel-
len viele Leute eine Menge an Arzneimitteln, die sie nicht wirk-
lich brauchen und verbrauchen. „Das Medikament wird mehr
zum Konsumartikel, das ist eine gefährliche Entwicklung.“ Die
Obertorapotheke geht deshalb bewusst einen anderen Weg: Sie
hat einen Aktionsbereich eingerichtet. Hier wird dauerhaft 30
Prozent auf die 300 meistverkauften, nicht rezeptpflichtigen
Medikamente gewährt. So kaufen die Kunden nur das, was sie
tatsächlich benötigen.
Der Aktionsbereich ist Teil von „apo.take“. Dieses Konzept gibt
es derzeit in sieben deutschen Städten. Ein wichtiges Element
sind Beratungskarten, die nach Anwendungsgebieten sortiert
sind. Auf jeder Karte wird ein anderes Arzneimittel vorgestellt
und beschrieben, so kann der Kunde Preis, Preisersparnis, Grund-
preis, Packungsgröße, Wirkung und Anwendung ganz in Ruhe
vergleichen. Dies bietet größtmögliche Transparenz. Zur Bera-
tung steht jederzeit pharmazeutisches Fachpersonal zur Verfü-
gung. „Der Preisfaktor spielt für viele Menschen eine sehr wich-
tige Rolle, das verstehen wir, aber wir wollen den persönlichen
Kontakt zu den Menschen pflegen, für eine bessere Therapie“,
sagt Rademann. Dies könne man mit dieser Art von Aktionsbe-
reich weiterhin gewährleisten. Denn geht es um mehr als nur
Kopfschmerztabletten, Nasenspray oder Wundsalbe, ist doch
die gewohnte persönliche Betreuung in der Stammapotheke nur
eine Tür entfernt.
kw