1 2015
Esslinger Gesundheitsmagazin 19
Klinik für diagnostische und
interventionelle Radiologie
und Nuklearmedizin
am Klinikum Esslingen
Chefarzt: Professor Dr. Stefan Krämer
Hirschlandstraße 97
73730 Esslingen
Telefon 0711 3103-3355
Telefax 0711 3103-3377
Erkrankungen der Schilddrüse sind die
häufigsten Ursachen für einen Aufenthalt
in der nuklearmedizinischen Station. Um
Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse
zu diagnostizieren, wird dem Patienten
ein sogenanntes Radiopharmakon inji-
ziert, also eine radioaktive Substanz, wie
das nur sehr schwach strahlende
99mTechnetium: „Dieser Stoff hat das
früher gebräuchlichere Jod weitgehend
abgelöst“, erläutert Professor Krämer.
„Wir können nämlich an Technetiumwei-
tere Stoffe andocken, die wiederum auf
unterschiedliche Gewebe reagieren. So
gibt es Kombi-Präparate für Lunge, Nie-
ren, Knochen und natürlich fürs Herz.
Die Halbwertszeit von Technecium ist mit
sechs Stunden sehr gering. Es dauert also
weniger als einen Tag, bis die verabreichte
Strahlung aus dem Körper verschwunden
ist. Oftmals passiert das jedoch viel
schneller, da die ausscheidenden Organe
das Ihre hinzutun. An nuklearmedizini-
schen Tracern, wie Technecium und den
Kombi-Stoffen, wird intensiv geforscht.
Weitere Kombi-Präparate werden entwi-
ckelt und auch die bildgebenden Techni-
ken sind Forschungsgegenstand. Schnel-
ler und spezifischer werden die Geräte.
„So können wir bei Erkrankungen und
Unfällen dann auch schneller alle not-
wendigen ärztlichen Maßnahmen einlei-
ten“, sagt Professor Krämer.
kl
sogar physiologische Vorgänge, wie
Herzschlag oder Hirnaktivität.
Die MRT basiert auf dem komplexen
Zusammenspiel von Magnetismus, Hoch-
frequenzwellen und Wasserstoff, der als
chemischer Baustein ganz natürlich im
menschlichen Körper vorkommt und zwar
in hohem Maße. Wird der körpereigene
Wasserstoff in ein starkes Magnetfeld
gebracht, so richten sich seine atomaren
Kerne wie kleine Kompassnadeln entlang
des Magnetfeldes aus.
Während einer MRT-Aufnahme werden
diese Kompassnadeln durch Radiowellen
ausgelenkt. Nach Abschalten des Funk-
signals wird dann gemessen, wie lange
die Atome benötigen, um sich wieder
entlang des Magnetfeldes auszurichten.
Wiederum unterscheiden sich dabei die
Gewebetypen: Je nach Art, sogar je
nach Funk tions- und damit auch
Gesundheitszustand, variiert die soge-
nannte Relaxionszeit der in den ver-
schiedenen körpereigenen Strukturen
gebundene Wasserstoffe: „Organe und
Gewebe weisen unterschiedliche Was-
ser- und Fettgehalte auf. Das wird im
MRT sehr detailliert abgebildet. Bei-
spielsweise ist Knochenmark fetthaltig,
der umliegende Knochenmantel aber
nicht. Also erkennen wir Veränderungen
des Knochenmarks sehr gut“, so der
Radiologe. Auch Wassereinlagerungen,
die typischerweise bei Gelenkentzün-
dungen auftreten, sind sichtbar. Für
organspezifische Untersuchungen wird
häufig zusätzlich ein spezielles Kon
trastmittel eingesetzt. „Fünfzig Prozent
unserer MRTs hier im Klinikum Esslingen
sind Aufnahmen im Bereich von Schädel
und Wirbelsäule“, so Prof. Krämer.
Strahlender Patient
Ein ganz besonderes bildgebendes Ver-
fahren ist die Szintigrafie, die in der Nuk-
learmedizin zum Einsatz kommt. Nicht die
Anatomie des Organs steht bei ihr im Vor-
dergrund, sondern die Funktion: „Wäh-
rend bei den anderen radiologischen Ver-
fahren Strahlen oder Wellen auf den
Patienten gerichtet werden, strahlt der
nuklearmedizinisch Untersuchte selbst“,
erläutert der Chefarzt. Die Patienten
müssen daher für eine bestimmte Zeit und
während der Behandlung in abgetrennten
Abteilungen verbleiben. Sieben Betten hat
das Klinikum Esslingen hierfür zur Verfü-
gung und verbucht dadurch fünfzehn
Prozent seiner Gesamtleistung in der
Radiologie auf nuklearmedizinische
Behandlungen.
Gewusst?
Preisverdächtig
Eng verknüpft sind Pionierleistungen
in der Physik und Chemie mit der
Entwicklung bildgebender Verfahren
für die medizinische Diagnostik.
Mindestens sechs Nobelpreise gab es
für wissenschaftliche Erkenntnisse,
die sich die Radiologie zunutze macht.
Den Anfang stellt der Würzburger
Physiker Conrad Röntgen dar, der 1901
den überhaupt ersten Nobelpreis für
seine Entdeckung der „X-Strahlen“
bekam.
„Mit MRTs sind Detailauf-
nahmen des Gehirns und
des Rückenmarks möglich.“