1 2015
Esslinger Gesundheitsmagazin 17
Wenn Chefarzt und Radiologe Professor
Dr. Stefan Krämer oder einer der Spezia-
listen aus seinem gut 40köpfigen Team
am Klinikum Esslingen loslegen, dann
geht es direkt unter die Haut. Ganz ohne
Berührung und ohne Skalpell. Und den-
noch sehen die Ärzte fast jedes Detail im
Körperinneren. Bildgebende Verfahren,
wie die Computertomographie (CT) oder
die Kernspintomographie - auch Magnet
resonanztomographie (MRT) genannt -
kommen dabei zum Einsatz. Berührungs-
los und vor allem auch schnell werden mit
diesen Verfahren Befunde über die
Organe der Bauchhöhle oder über krank-
hafte Veränderungen des Skeletts erstellt.
Sogar die Funktionsfähigkeit von Blutge-
fäßen und andere sehr kleine Strukturen
lassen sich beobachten. Die radiologische
Untersuchung steht zumeist am Anfang
einer Therapie, wobei dem Radiologen die
anspruchsvolle Aufgabe zukommt, aus
dem Bildinhalt wichtige Hinweise für eine
Diagnose zu liefern.
„Klassischerweise hat einer der Kollegen,
also der Fachärzte aus dem Klinikum, eine
Fragestellung zu beantworten und
schickt dann seinen Patienten zu uns“,
erklärt Professor Krämer. In der Klinik für
diagnostische und interventionelle Radio-
logie und Nuklearmedizin des Klinikums
Esslingen überlegen er und seine Mitar-
beiter dann mit welchem Verfahren sie
Ob Untersuchung, ob Diagnose oder Therapie:
überall benötigen Ärzte die Möglichkeit, die zu
untersuchende Körperregion möglichst genau
zu betrachten. Und so ist der Blick in den Kör-
per Klinikalltag. Radiologie nennt sich das
medizinische Fachgebiet, das sich mit dem Blick
ins Körperinnere und den dazu notwendigen
Techniken befasst.
Belastende Strahlung
Bald nach der Entdeckung der Röntgen-
strahlung wurde auch ihre gesundheits-
schädliche Wirkung bekannt: Röntgen-
strahlen können das Erbgut der Zellen
verändern. Das Gleiche gilt für radioakti-
ve Strahlung. Daher sollte die bei einer
Untersuchung verabreichte Strahlendo-
sis so gering wie möglich sein. Und jede
strahlenbelastende Untersuchung ist
zudem auf ihre Notwendigkeit hin zu
überprüfen: Der diagnostische Nutzen
muss deutlich größer sein als das Risiko,
das durch die Untersuchung entsteht.
Gerade bei schwierigen Erkrankungen
sind strahlenbelastende Behandlungen
ein wichtiger Baustein der medizinischen
Versorgung. Radiologische Untersuchun-
gen sind somit niemals „Routineuntersu-
chungen“, sondern werden stets erst
nach fachkundlicher Beurteilung des
Radiologen durchgeführt.
In Deutschland überwacht das Bundes-
amt für Strahlenschutz (BfS) unter ande-
rem auch das Strahlenrisiko, das durch
medizinische Untersuchungen entsteht.
Anhand von Strahlenrisikomodellen wird
in der Behörde abgeschätzt, wie hoch das
Risiko durch Röntgenuntersuchungen für
die Gesamt- oder Teilbevölkerungsgrup-
pen ist. Im Vergleich zu anderen gesund-
heitsschädlichen Risiken ist das Risiko
durch Röntgenstrahlung zwar gering, den-
noch zeigt sich hier, dass die gesamte
zivilisatorische Belastung durch Röntgen-
strahlung zu hundert Prozent aus der
medizinischen Versorgung kommt. Das
BfS spricht daher Empfehlungen aus, die
in die Leitlinien der Bundesärztekammer
zur Qualitätssicherung der Röntgendiag-
nostik einfließen. Diese Leitlinien werden
durch qualitätssichernde Maßnahmen im
Bau der Apparatetechnik ergänzt, so dass
jede Behandlung mit der momentan mini-
malsten Strahlenbelastung auskommt.
das Krankheitsbild am detailliertesten
darstellen können. „Wir sind also Dienst-
leister für die anderen Fachabteilungen
des Krankenhauses. Natürlich geht unsere
Arbeit dann aber auch weit darüber hin-
aus. Viele Eingriffe werden nämlich unter
Bildkontrolle durchgeführt“, so der Radio-
loge. Wie bei Erkrankungen der Halswir-
belsäule beispielsweise: „Überall da, wo
besondere Genauigkeit gefragt ist, wird
während einer CT oder MRT operiert.“ Bei
Arthrosen oder Bandscheibenvorfällen
der Halswirbelsäule muss das Gelenk oder
der Nerv an seiner Austrittsstelle aus dem
Wirbelsäulenkanal ganz genau geortet
werden, um ihn schmerzlindernd mit Cor-
tison zu behandeln. Am besten geht das
während einer Computertomographie.
Meisterleistung der
Medizintechnik
CTs werden am Esslinger Klinikum rund
40 Mal pro Tag erstellt. Zwei HighTech
Geräte stehen hierfür im Gebäude 3 und
4 bereit. „Die CT-Aufnahme ist das gän-
gigste Verfahren, um Schnittbilder zu
erhalten. Eine CT kann zudem universell
eingesetzt werden und ist sehr, sehr
schnell“, erläutert Professor Krämer.
Zwei Minuten dauert eine durchschnitt-
liche CT-Untersuchung und erzeugt
dabei rund 1.500 Einzelbilder. Als Tech-
nologie ist die Computertomographie
eine interdisziplinäre Meister-
„Viele Eingriffe werden
unter Bildkontrolle
durchgeführt.“
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