Ausgabe 1>2014 - page 12

12 Esslinger Gesundheitsmagazin
1 2014
Blick in den gesunden Darm…
… hier sieht man Darmdivertikel (l.) und einen schwer entzündeten Darm (r.)
„Gerade bei langanhaltenden Durchfällen, die über zwei bis drei
Wochen bestehen bleiben, sollte dringend eine Darmspiegelung
durchgeführt werden“, rät der niedergelassene Gastroenterologe
Dr. Bernhard Neef aus Esslingen. Denn es könnte sich um eine
entzündliche Darmerkrankung wie Morbus Crohn oder Colitis
ulcerosa handeln. Der Morbus Crohn tritt meist im letzten Dünn-
darmabschnitt oder im obersten Bereich des Dickdarms auf und
erfasst meist die ganze Darmwand. Die Colitis ulcerosa dagegen
betrifft den Dick- und Enddarm, entzündet ist dabei allerdings
nur die Darmschleimhaut. „Betroffen sind häufig jüngere Men-
schen“, sagt Dr. Neef.
Die Therapie zielt in erster Linie darauf ab, den Entzündungs-
prozess zu unterbinden. Während eines akuten Krankheitsschubs
kommenMedikamente wie Kortison oder spezielle Entzündungs-
hemmer zum Einsatz. Treten wiederholt Schübe auf, muss der
Patient meist spezielle Arzneimittel dauerhaft einnehmen, um
einen erneuten Schub zu verhindern. Auch Immunsuppressiva
kommen zum Einsatz, gerade beim Morbus Crohn erzielt man
damit gute Ergebnisse.
Moderne Spezialtherapien bei chronisch-entzündlichen Darmer-
krankungen bietet die Innere Abteilung des Esslinger Klinikums.
„An unserer Klinik laufen große Studien, etwa zu den sogenann-
ten TNF-Antikörpern“, sagt Oberarzt Dr. Wolfgang Vogt, Leiter
der Endoskopieabteilung. Die moderne Antikörper-Therapie wird
bei Patienten mit sehr schwerem Krankheitsverlauf angewandt.
Die neuen entzündungshemmenden Medikamente binden
Botenstoffe zwischen den Entzündungszellen und verhindern
ein Ausbreiten der Entzündungsreaktion. „Die Patienten können
in den Ambulanzen behandelt werden“, sagt Dr. Vogt
„Die Ursache für entzündliche Darmerkrankungen ist nicht
geklärt“, sagt Dr. Neef. Genetische Veranlagung spielt bei einem
Teil der Patienten eine Rolle. Nach heutiger Kenntnis führen ein-
zelne Krankheitsgene dazu, dass Morbus Crohn häufiger auftritt.
Daneben begünstigen Umweltfaktoren die Krankheit: Raucher
haben zum Beispiel ein höheres Risiko. Kommen verschiedene
Faktoren zusammen, scheint sich das Immunsystem gegen den
eigenen Körper zu richten und im Darm eine dauerhafte Ent-
zündung hervorzurufen. Dr. Neef: „Es gibt ganz unterschiedliche
Verläufe. Ein Teil der Patienten bleibt nach Absetzen der Medi-
kamente beschwerdefrei. Andere bedürfen einer langfristigen
medikamentösen Behandlung.“
Dünndarm unter der Lupe
Bei Darmuntersuchungen ist die Darmspiegelung das Mittel der
Wahl. Doch vielfach stoßen die Gastroenterologen mit der Endo-
skopie an ihre Grenzen. Wenn zum Beispiel bei der Magen- und
Darmspiegelung keine Ursache für eine Darmblutung gefunden
wurde, kann der Einsatz einer Videokapsel helfen. Dabei muss
der Patient eine Kapsel schlucken, die ihrenWeg durch den Darm
aufzeichnet. Das Video kann dann von den Ärzten ausgewertet
werden. Die Kapsel-Endoskopie wird immer im Krankenhaus
durchgeführt und ist ein diagnostisches Mittel zur Visualisierung
Der
gereizte
Darm
Viele Ursachen für Krankheiten liegen im
Darm. Chronische Entzündungen, krankhafte
Ausstülpungen oder Polypen können sehr
belastend sein. Manchmal liegt die Ursache
für Beschwerden in einer zerstörten Darm-
flora.
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