Ausgabe 1>2014 - page 9

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Esslinger Gesundheitsmagazin 9
„ Jeder Patient mit unklaren
Beschwerden sollte zunächst auf
Unverträglichkeiten getestet werden.“
Ab dem
50.
Lebensjahr
empfehlen Mediziner
regelmäßige Vorsorge­
untersuchungen
Wenn es um unsere Gefühlswelt geht, wird kein anderes Organ-
system so sehr bemüht wie der Magen-Darm-Trakt: Von
„Schmetterlingen im Bauch“ über „Vertrauen auf das Bauchge-
fühl“ bis hin zu „Bauchschmerzen bei einer Entscheidung“ – wir
verlassen uns sehr auf unsere Magengegend. Doch dieses
Bauchgefühl kann gestört werden – ob Sodbrennen, Magenge-
schwüre oder Darmentzündungen, das Verdauungssystem kann
von Krankheiten befallen werden. Falsche Ernährung und un-
gesunde Lebensgewohnheiten könnenMagen-Darm-Erkrankun-
gen hervorrufen, aber auch genetische Belastungen, Allergien
und Unverträglichkeiten oder Bakterien.
„Die klassischen Alarmzeichen bei Magen-Darm-Erkrankungen
sind Schmerzen, Durchfälle, Übelkeit, Appetitlosigkeit und
Schluckstörungen, die länger als zwei Wochen anhalten“, sagt
Dr. Bernhard Neef, niedergelassener Gastroenterologe aus
Esslingen. Dann sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden.
In den meisten Fällen wird dann, je nachdem, wo die Beschwer-
den liegen, eine Magen- oder Darmspiegelung (Endoskopie)
durchgeführt. Dabei handelt es sich um ein optisches Gerät in
Form eines flexiblen Kunststoffschlauchs, den der Arzt dem
schlafenden Patienten (Kurznarkose) entweder über den Rachen
oder über den After einführt und von dort aus den Weg über die
Speiseröhre, den Magen bis zum Zwölffingerdarm beziehungs-
weise den gesamten Dickdarm und Teile des Dünndarms ein­
sehen kann.
Bei sehr starken Bauchschmerzen ist es dringend angeraten, so-
fort ins Krankenhaus zu gehen. „Vor allem wenn man eine Blu-
tung beobachtet, ob nun beim Erbrechen oder wenn der Stuhl-
gang schwarz oder rot verfärbt ist, dann sollte man nicht zögern,
sofort eine Klinik aufzusuchen“, sagt
Professor Dr. Michael Geißler,
Chefarzt der Klinik für All­
gemeine Innere Medizin,
Onkologie/Hämatolo­
gie, Gastroenterologie
und Infektiologie am
Klinikum Esslingen.
Auch bei einer star-
ken Schluckstörung,
hohem Fieber und
einem ausgeprägten
Krankheitsgefühl ge-
hört der Patient zur Ab­
klärung ins Krankenhaus.
Unverträglichkeiten – wenn Essen
Schmerzen verursacht
Blähungen, Bauchkrämpfe, Durchfälle müssen jedoch nicht
immer Symptome einer Erkrankung sein. „Zunächst sollte jeder
Patient mit unklaren Beschwerden auf Nahrungsmittel-
Unverträglichkeiten getestet werden“, sagt Dr. Neef. Einige
Menschen vertragen Fruchtzucker (Fruktose) schlecht, andere
Milchzucker (Laktose). Ob das der Fall ist, kann der Arzt relativ
einfach mit einem Atemtest feststellen. „Gerade die Laktosein-
toleranz kommt sehr häufig vor“, erklärt der Gastroenterologe,
„bei Menschen aus demMittelmeerraum beträgt die Häufigkeit
bis zu 70 Prozent.“ Wer weiß, dass er Milchzucker nicht verträgt,
sollte den Konsum von Milchprodukten reduzieren oder lak­
tosefreie Produkte zu sich nehmen.
Etwas anders verhält es sich bei der Zöliakie. Wer an einer Zö-
liakie oder einheimischen Sprue leidet, dessen Darmschleimhaut
ist durch das Vorhandensein des Klebereiweißes Gluten entzün-
det. Denn das körpereigene Abwehrsystem sieht Gluten als Feind
an und löst eine Immunreaktion in der Darmschleimhaut aus,
welche schließlich zu einem Schwund der Darmzotten führt. Die
Zöliakie führt häufig zu einem Mangel an bestimmten Nähr-
stoffen (zum Beispiel von Eisen, Zink und Vitaminen), da diese
nur noch eingeschränkt aufgenommen werden. Die Krankheit
kann Durchfall, Blähungen und Gewichtsverlust auslösen, teil-
weise aber auch kaum Beschwerden bereiten. Steht die Diag-
nose fest, muss der Patient konsequent auf glutenhaltige Nah-
rung verzichten. Gluten kommt unter anderem in Getreide wie
Weizen und Roggen vor und damit in sehr vielen Lebensmitteln.
Zusammenarbeit der Disziplinen
„Das wichtigste für einen Patienten mit Erkrankungen im
Magen-Darm-Bereich, die häufig sehr komplex sind, ist das opti-
male Zusammenspiel von niedergelassenen Ärzten sowie Inter-
nisten, Gastroenterologen und Chirurgen im klinischen Bereich“,
betont Professor Geißler. Das funktioniere in Esslingen sehr gut.
„Wir haben einen sehr engen Kontakt, der über die Fachgrenzen
hinausgeht.“ Gerade bei komplizierten Erkrankungen sind Gas-
troenterologen, Onkologen, Strahlentherapeuten, Pathologen
und Chirurgen involviert, „um dem Patienten eine optimale The-
rapie zu bieten.“
Auf den folgenden Seiten werden die wichtigsten Erkrankungen
des Magen-Darm-Trakts vorgestellt.
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