1 2014
Esslinger Gesundheitsmagazin 11
Chefarzt der Klinik für
Allgemein- und Viszeralchirurgie
Klinikum Esslingen
Telefon 0711 3103-2601
Chefarzt der Klinik für
Allgemeine Innere Medizin,
Onkologie/Hämatologie, Gastro-
enterologie und Infektiologie
Klinikum Esslingen
Telefon 0711 3103-2451
Facharzt für Innere Medizin und
Gastroenterologie
Berliner Straße 4
73728 Esslingen
Tel. 0711 3105759-0
Prof. Dr. Ludger Staib
Prof. Dr. Michael Geißler
Dr. Bernhard Neef
über eine große Fläche der Speiseröhre. Die Erkrankung kann
außerdem zu einer Schleimhautumwandlung führen, die Barrett
genannt wird und wegen eines Entartungsrisikos endoskopisch
überwacht werden muss“, erklärt Professor Geißler.
Zunächst wird der Arzt eine Umstellung der Ess- und Lebens-
gewohnheiten verordnen. Das bedeutet: Vermeidung von Sü
ßigkeiten (insbesondere Schokolade), Weißwein und fettiger
Speisen, letzte Nahrungsaufnahme zwei Stunden vor der Bett-
ruhe, Gewichtsreduktion bei Übergewicht, Schlafen mit erhöh-
tem Oberkörper, kein Nikotin und kein Alkohol.
„Wenn diese Allgemeinmaßnahmen keine Linderung bringen,
setzen wir Säureblocker, sogenannte Protonenpumpenhemmer
ein“, sagt der niedergelassene Gastroenterologe Dr. Bernhard
Neef. Diese Medikamente unterdrücken die Bildung von Magen-
säure im Magen, die Beschwerden lassen sich deutlich reduzie-
ren und meist kommt es zur Abheilung der Entzündung. „Diese
Arzneimittel sind sehr wirksam und gut verträglich und können,
falls erforderlich, über viele Jahre eingenommen werden“, sagt
Dr. Neef. Allerdings treten die Symptome nach Absetzen der
Medikamente nicht selten wieder auf und es kann wieder zu
Entzündungen kommen.
Es gibt Patienten, bei denen die medikamentöse Behandlung
nicht anschlägt. Für sie sowie auch für junge Patienten, die sich
gegen eine lebenslange Medikamenteneinnahme entscheiden,
besteht die Möglichkeit einer Operation. „Diese sogenannte
Fundoplicatio wird minimalinvasiv durchgeführt und stellt die
Ventilfunktion wieder her“, erklärt Professor Dr. Ludger Staib,
Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie und Ärztlicher
Direktor am Klinikum Esslingen. Dabei wird der Zwerchfellbruch
verschlossen und eine Magenmanschette um die untere Spei-
seröhre angelegt. Für die Operation werden lediglich fünf kleine
Schnitte benötigt, der Patient kann nach der Operation sofort
aufstehen. „Der Eingriff heilt über 80 Prozent der Reflux-Pati-
enten“, sagt der Chirurg. „Je stärker die Symptome waren, desto
besser ist das Ergebnis. Allerdings birgt die Operation auch
Risiken wie eine Engstellung der Manschette, die zu Schluckbe-
schwerden führen kann.“ Vor einer Operation sollten deshalb
Nutzen und Risiko gründlich abgeschätzt werden.
Magengeschwür – ein Eindringling
namens Helicobacter
Bei Schmerzen im oberen Bauchbereich, Übelkeit, Erbrechen und
Appetitlosigkeit ist häufig der Magen der Auslöser allen Übels.
Harmlose Erkrankungen sind Magenschleimhautentzündungen,
die durch Viren oder Bakterien, aber auch durch Stress, zu viel
Kaffee oder Alkohol verursacht werden, und nach wenigen Tagen
abklingen. Bleiben die Beschwerden, dann könnte ein Erreger
namens Helicobacter pylori der Missetäter sein. „Dieses Magen-
bakterium ist in den meisten Fällen für eine chronische Magen-
schleimhautentzündung verantwortlich“, erklärt Dr. Neef. Wird
es nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt, kann es offene
Wunden (Geschwüre) im Magen und/oder im Zwölffingerdarm
hervorrufen. Reichen diese Geschwüre tief in die Schleimhaut
und erreichen die Blutgefäße, kann es zu Blutungen und sogar
zu einem Magendurchbruch kommen.
„Auch wenn der Helicobacter prinzipiell mit Hilfe eines Atem-
oder Stuhltests nachgewiesen werden kann, ist die sicherste
Methode die Magenspiegelung mit Gewebeentnahme“, sagt der
Gastroenterologe – auch um ein Magenkarzinom auszuschlie-
ßen. Ist die Diagnose klar, lässt sich der Eindringling durch eine
mehrtägige Antibiotika-Einnahme vertreiben. „Das Problem vie-
ler Antibiotika-Behandlungen sind die Resistenzen“, sagt Dr.
Neef. Tatsächlich entwickelt Helicobacter immer mehr resistente
Stämme, die auf die Standardtherapie nicht mehr ansprechen.
„Trotzdem gibt es immer noch genügend Reserve-Schemata, die
aus einer Kombination von Antibiotika und Protonenpumpen-
hemmer bestehen.“ Professor Geißler ergänzt: „Bei einem ersten
Therapieversagen der Antibiotika sollte auf keinen Fall blind
erneut behandelt, sondern eine weitere Gewebeprobe aus dem
Magen entnommen und eine Resistenzbestimmung durchge-
führt werden.“
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