1 2015
Esslinger Gesundheitsmagazin 35
Dr. Jürgen Zieger (re.), Oberbürgermeister
der Stadt Esslingen a. N., im Gespräch
mit Bernd Sieber, Geschäftsführer des
Klinikums Esslingen
ren und ist nach vier Jahren nicht nur
examinierte Pflegekraft, sondern hat
gleichzeitig einen Bachelor-Abschluss.
Auch das spricht sich natürlich herum
und signalisiert, dass wir auf gute Pflege
großen Wert legen.
Dr. Jürgen Zieger:
Für potentielle Bewer-
ber muss zudem das private Umfeld stim-
men und da kann Esslingen ebenfalls eine
Menge bieten. Unser Bildungs- und
Betreuungsangebot ist außergewöhnlich
vielfältig und unsere Sportvereine bieten
eine breite Palette an Möglichkeiten sich
zu betätigen. Wir nutzen die beschlosse-
nen Baugebiete und das Wohnraumver-
sorgungskonzept zur Schaffung weiteren
Wohnraums und auch als Einkaufsstadt
lässt Esslingen keine Wünsche offen.
Nicht zu vergessen, die schöne Esslinger
Altstadt mit ihrem ganz besonderen Flair.
Esslingen ist eine attraktive und dynami-
sche Adresse zum Leben, Wohnen und
Arbeiten. Und das hilft auch, Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeiter zu gewinnen.
Allen Prognosen zufolge wird sich
die Situation auf dem Arbeitsmarkt
in den nächsten Jahren eher ver-
schlechtern. Was tut das Klinikum
Esslingen, um als Arbeitgeber attrak-
tiv zu bleiben?
Dr. Jürgen Zieger:
Neben demMangel an
Fachkräften vollzieht sich nicht nur bei
Beschäftigten im Gesundheitswesen ein
Wandel in den Werten und der persönli-
chen Lebensplanung. Auch Männer wol-
len sich mehr um ihre Familie kümmern
können, Frauen wollen beruflich Karriere
machen ohne auf Kinder und Familie ver-
zichten zu müssen. Bei den jungen Medi-
zinern, frisch von der Uni, überwiegen
inzwischen die Frauen. Darauf müssen
wir uns einstellen, mit Teilzeitangeboten,
verlässlichen Dienstplänen und Ver-
ständnis für die Bedürfnisse der Mitar-
beiterinnen und Mitarbeiter. Wir müssen
sicherstellen, dass unsere qualifizierten
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht
aus familiären Gründen aus ihrem Beruf
aussteigen müssen. Da ist das Klinikum
Esslingen inzwischen auf einem guten
Weg. Bereits Seit 2009 ist das Klinikum
nach dem Audit „berufundfamilie“ zerti-
fiziert und widmet sich intensiv der Ver-
einbarkeit von Beruf und Familie.
Bernd Sieber:
Das ist ein ganz wichtiges
Thema an dem wir kontinuierlich weiter-
arbeiten. In der Kita „Hirschlandstraße“
beispielsweise stehen Plätze für die Kin-
der unserer Mitarbeiter zur Verfügung
mit Öffnungszeiten von 6:00 bis 18:00
Uhr. In den Oster- und Herbstferien
haben wir eine Kinderbetreuung organi-
siert, die auch von anderen städtischen
Mitarbeitern genutzt werden kann. Es
gibt eine Babysitterbörse und Elterntreffs
für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in
Elternzeit. Alle Fort- und Weiterbildungs-
angebote können auch während der
Familienphase genutzt werden. Die
betriebliche Gesundheitsförderung ist ein
weiteres Thema, mit Kursen zu Fitness
und Entspannung und einem jährlichen
Gesundheitstag. Besonders wichtig sind
uns die Fort- und Weiterbildungsange-
bote, die wir für Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter aus allen Berufsgruppen zur
individuellen persönlichen und berufli-
chen Weiterentwicklung anbieten. Im
ärztlichen Dienst gibt es zudem regelmä-
ßige interne Fortbildungen, die unsere
Ärztinnen und Ärzte immer auf dem neu-
esten Stand der medizinischen Entwick-
lung halten. Und unsere Pflegekräfte
ermuntern wir, sich mit Zusatz- und Spe-
zialausbildungen, zum Beispiel im Bereich
Onkologie, Intensiv- und OP-Pflege, als
Wundmanager oder Breast Care Nurse
weiterzubilden.
Andere Häuser setzen verstärkt dar-
auf Ärzte und Pflegekräfte im Aus-
land anzuwerben. Ist das für Sie eine
Alternative?
Bernd Sieber:
Wir haben uns bislang nicht
aktiv an Anwerbeaktionen etwa für Pfle-
gekräfte im Ausland beteiligt. Selbstver-
ständlich sind uns ausländischen Ärzte
und Pflegekräfte, die ja nicht selten aus-
gezeichnet ausgebildet sind, willkommen.
Wir legen allerdings Wert darauf, dass sie
die deutsche Sprache hinreichend
beherrschen, denn bei der Versorgung
unserer Patienten ist eine gute zuge-
wandte Kommunikation wichtig.
Dr. Jürgen Zieger:
Im Klinikum Esslingen,
wie in allen anderen Kliniken auch, arbei-
ten ja schon immer auch Menschen,
deren familiäre Wurzeln im Ausland lie-
gen. Mit der wachsenden Schwierigkeit
qualifizierte Fachkräfte auf unserem
Arbeitsmarkt zu finden, wird deren Anteil
sicher ansteigen. Viele werden auch
direkt aus ihren Heimatländern zu uns
kommen, um hier zu arbeiten. Denen
müssen wir helfen, sich zu Recht zu fin-
den, sich zu integrieren und selbstver-
ständlich auch Deutsch zu lernen. Für die
Patientenversorgung im Klinikum Esslin-
gen sind diese Menschen dann sicher eine
Bereicherung.
Das Gespräch führte
Michael Sommer