1 2015
Esslinger Gesundheitsmagazin 41
Dieser Wecker! Immer klingelt er
mindestens drei Stunden zu früh.
Müde zu sein, ist für Jugendliche
normal. Wissenschaftler haben her-
ausgefunden, warum das so ist.
Inne r e Uhr g ibt den Tak t an
Es gibt eine Wissenschaft, die sich mit der soge-
nannten Chronobiologie befasst – der inneren Uhr.
Diese bestimmt zu den unterschiedlichen Zeiten
des Tages die Aktivität von Hormonen, Botenstof-
fen und Enzymen im menschlichen Körper. So wird
zum Beispiel bei Erwachsenen Alkohol von der
Leber am Abend schneller abgebaut als am Morgen
– was dazu führt, dass man bei einem Sektfrüh-
stück viel schneller beschwipst ist. Auch der
Schlaf-Wach-Rhythmus wird von der inneren Uhr
bestimmt, besonders von dem „Schlafhormon“
Melatonin. Die innere Uhr als biologischer Taktge-
ber des Menschen lässt sich nicht manipulieren. So
wird unter anderem genetisch festgelegt, ob ein
Mensch eher ein Frühaufsteher oder ein Nacht-
mensch ist.
Jugendl iche t icken ande rs
Forscher am Institut für medizinische Psychologie
der Ludwig-Maximilians-Universität in München
haben herausgefunden, dass die biologische Uhr
von Jugendlichen im Alter von 13 bis 20 Jahren
deutlich in Richtung Nachtmensch verschoben ist.
So wird das Melatonin in dem Alter abends viel
später ausgeschüttet – dafür dann aber in großer
Menge. Wenn also der Wecker klingelt, wirkt das
Melatonin noch viel stärker, als bei Kindern oder
Erwachsenen. Man fühlt sich wie erschlagen!
Imme r müde
Schule, Ausbildung, Studium – alles beginnt früh und steht damit dem
morgendlichen Schlafbedürfnis entgegen. Statt der benötigten neun
Stunden, schlafen Jugendliche im Durchschnitt nur siebeneinhalb. Die
Folge: tagsüber ist man immer müde. Auf der anderen Seite erleichtern
diese biologischen Veränderungen des Schlaf-Wach-Rhythmus in der
Pubertät, dass man abends fit ist und ausgehen kann – für Jugendliche
immens wichtig. Was also kann man tun?
L icht, Bewegung und ku r ze r M it tag schl af
Morgenlicht stellt die innere Uhr vor. Daher ist das beste Mittel, um
morgens wach zu werden, der Aufenthalt im Freien. Bewegung bringt
zusätzlich den Kreislauf in Schwung. Idealerweise nutzt man dafür
den Schulweg.
Ein kurzer Mittagsschlaf (aber höchstens 30 Minuten!) bringt neue
Power für den Nachmittag. Der Schlaf nach der Schule hat außerdem
den Vorteil, dass Gelerntes besser behalten wird.
Beim Ausschlafen am Wochenende sollte man nicht länger als bis 10 Uhr
im Bett bleiben, egal wie lang die Nacht war. Andernfalls besteht die
Gefahr, dass der Schlaf-Wach-Rhythmus noch mehr durcheinander gerät.
Wenigstens zweimal in der Woche sollte man um 22 Uhr ins Bett gehen.
Da kann zum Beispiel Entspannung helfen. Autogenes Training oder pro-
gressive Muskelentspannung helfen auch bei Lampenfieber und vor Prü-
fungen gut. Ebenso gut wirkt beim Einschlafen aber auch entspannende
Musik.
Kopf hoch
Mit etwa 20 sind die Umbauarbeiten im Gehirn abgeschlossen und auch
die Melatoninproduktion pendelt sich wieder auf den normalen Rhyth-
mus ein.
L i ch t an
für junge Leser