Ausgabe 1 >2022

ESSLINGER GESUNDHEITSMAGAZIN 1 > 2022 Klinikum Esslingen in Kooperation mit der Kreisärzteschaft Esslingen Sanft Schonende OP-Methoden in der Gefäß- und Thoraxchirurgie Gestützt Was gegen Rückenleiden hilft Geholfen Unterstützung im Umgang mit Krebs Geborgen Das Mutter-Kind-Zentrum

04 Meldungen 07 Wieder alles im Fluss Innovative Gefäß- und Endovaskularchirurgie 10 Lungenschonend Thoraxchirurgie ohne Vollnarkose 13 Für junge Leser Fake Stories über Cannabis 14 Interview Zukunft gestalten 16 Klinikum Esslingen baut Modernste Infrastruktur im Interimsgebäude 17 Förderverein proklinikum 2.000 Euro für die Anschaffung eines Baby-Notarztwagens 18 Rücken Schaltstelle im Körper 22 Neu im Team Hochkarätiger neuer Chefarzt der Kardiologie 23 Ehrenamtliche Beratung Vorsorge und Patientenverfügung 27 ES-Kids Starke Knochen 28 Notarzt im Einsatz 30 Mutter-Kind-Zentrum am Klinikum Esslingen Behüteter Start ins Leben 34 Sterilgutaufbereitung Keine Chance für Keime 38 Interview Die neue Pflegedirektorin 40 Neues Beratungsangebot Patienteninfomationszentrum am CCE 42 Herzenssache Professor Dr. Matthias Leschke tritt den Ruhestand an 43 Förderverein Herzklopfen Sportstars zeigen Herz 43 Impressum 44 Hand in Hand Therapien im Pflegeheim 47 Experten-Interview Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung 48 Deine GesundZEIT Neuer Krankenhaus-Podcast 50 Adressen Selbsthilfegruppen, Ambulante Dienste und mehr 13 38 43 Inhalt 36 Seele im Lockdown: Wenn die Pandemie auf die Psyche drückt 24 Strahlende Kinderaugen: Hilfsmittelsprechstunde 06 Sanfte Methoden im OP: Moderne Gefäß- und Thoraxchirurgie www.gesundheitsmagazin-esslingen.de

1 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 3 Vorwort Nach Durchhalteparolen in der Coronapandemie und Auf- rufen zur Wiederaufnahme der Vorsorgeuntersuchungen fällt es sehr schwer, in diesen Zeiten des Krieges in Europa ein Vorwort in einen medizinischen Kontext zu setzen. Wiederkehrende, menschengemachte Katastrophen, wie Kriege und das daraus resultierende Leid und Tod, sollten den Glauben an die Geschichte als Lehrmeister des Lebens untermauern. Die Geschichte selbst ist der erschütternde Beweis, dass die Menschheit aus den Fehlern ihrer Geschichte und der ihrer Vorfahren in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden nichts gelernt hat. Aktuell haben alle ein Déjà-vu, die die Zeit des Kalten Krieges miterlebt haben. Man wird sich an diese Tage der Invasion und des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine erinnern als den Neubeginn des Kalten Krieges, wenn es denn dabei bleibt. Sicherlich wäre er vermeidbar gewesen, wenn ihn denn einer hätte vermeiden wollen. Es benötigt immer zwei zum Tango, hatte einmal US Präsident Ronald Reagan zum Verhältnis der USA zur damaligen Sowjetunion gesagt. Das gilt für die Entspannungspolitik, wie die Konfrontationspolitik. Existentielle Ängste und Sorgen bewegen uns. Die Kriegsangst ist zurück. Solidarisieren wir uns mit der Ukraine und den ukrainischen Flüchtlingen, die nun auch in Esslingen angekommen sind. Sie benötigen unsere menschliche und medizinische Hilfe. Die Kreisärzteschaft ist schon aktiv: Wir betreuen die kleinsten Flüchtlinge in unseren Kinderarztpraxen, die übrigen Flüchtlinge, überwiegend Frauen, in unseren Haus- und Facharztpraxen und in der Notfallpraxis. Zusätzlich haben wir eine Sprechstunde in der Flüchtlingsunterkunft in der Zeppelinstraße (im früheren Impfzentrum) eingerichtet. Ihr Dr. Marc Alexander Meinikheim Eben war da noch die Zuversicht auf einen von Coronamaßnahmen gelockerten Frühling, auf etwas mehr Leichtigkeit nach den letzten zwei Jahren. Und dann kam der Krieg und mit ihm die Verzweiflung und die humanitäre Katastrophe in der Ukraine. Und wieder müssen wir alle Kräfte mobilisieren. Angefangen von der Unterbringung der nun zu uns Flüchtenden bis hin zu einem von der Stadtverwaltung sehr spontan unterstützten Hilfstransport. Mit dabei waren Spenden des Klinikums in Form von dringend benötigten Medikamenten, Verbandsmaterial und Hygieneartikeln. Auf unserem Spendenkonto kamen bisher schon mehr als 25.000 Euro zusammen, die nun in die Flüchtlingshilfe unserer Partnerstadt Eger in Ungarn sowie in lokale Projekte zur Hilfe für die Geflüchteten fließen. Die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Esslinger Bürger ist groß. Aber auch die Sorgen und Ängste nehmen zu. Nach über zwei Jahren mit Corona benötigen immer mehr Menschen psychologische Unterstützung, um den Alltag zu stemmen. Sie kämpfen mit den Folgen des Ausnahmezustands, der sozialen Isolation und dem wachsenden Gefühl von Unsicherheit. Dr. Björn Nolting, Chefarzt der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum Esslingen, erklärt in dieser Ausgabe, wie die Pandemie sich auf unsere Psyche auswirkt und wie wir uns schützen können. Der Schwerpunkt des Magazins liegt auf der Gefäß- und Thorax- chirurgie. Erfahren Sie, welche sanften Operationsmethoden bei Gefäßverschlüssen und Lungenkrebs eingesetzt werden können und wie gut das zertifizierte Lungenkrebszentrum des Thoraxzentrums Esslingen Stuttgart (TESS) aus Patientensicht arbeitet. Außerdem erklären wir Ihnen, was Sie für Ihren Rücken tun können und gewähren Einblicke in die Sterilgutaufbereitung am Klinikum. Ganz besonders freue ich mich, Ihnen unsere neuen Chefärzte vorzustellen. Lernen Sie Professor Dr. Serdar Demirel, Dr. Rainer Sätzler, PD Dr. Martin Arnold, Professor Dr. Michael Frink sowie unsere neue Pflegedirektorin Silke Bortenlänger kennen. Unser Klinikum ist bestens aufgestellt und immer für Sie da. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre! Ihr Matthias Klopfer Luft holen nicht vergessen Matthias Klopfer, Oberbürgermeister der Stadt Esslingen a. N. Menschliche und medizinische Hilfe Dr. Marc Alexander Meinikheim, Vorstand der Kreisärzteschaft Esslingen

4 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2022 Professor Dr. Michael Frink wurde vom Aufsichtsrat des Klinikum Esslingen im Dezember 2021 einstimmig zum Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie gewählt. Anfang Juni tritt er die Nachfolge von Professor Dr. Jürgen Degreif an. Professor Frink war nach einem Studium der Medizin in München, Wien und New York und dem Abschluss seiner chirurgischen Facharzt-Ausbildung als Assistenzarzt an der Klinik für Unfallchirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover beschäftigt. Von 2012 bis 2015 war er am Universitätsklinikum Marburg als Oberarzt der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, anschließend als geschäftsführender Oberarzt am Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie tätig. Seit 2017 ist er stellvertretender Klinikdirektor am Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Marburg. Professor Frink ist Facharzt für Chirurgie sowie für Orthopädie und Unfallchirurgie und verfügt über die Zusatzbezeichnungen Spezielle Unfallchirurgie, Spezielle Orthopädische Chirurgie, Handchirurgie, Notfallmedizin, Sportmedizin und Manuelle Medizin / Chirotherapie. Wissenschaftlich hat er sich schwerpunktmäßig mit der Immunantwort von schwerstverletzten Patienten mit geriatrischen Frakturen und mit der Knochen-Sehnen-Integration beschäftigt. Zudem hat er einen Master of Health Business Administration in Gesundheitsökonomie abgeschlossen. Meldungen „Danke“, in Großbuchstaben und mit Ausrufezeichen, ist auf den zwei großen Bannern zu lesen, die im Dezember 2021 am Neuen Rathaus und am Klinikum Esslingen entrollt wurden. Mit dieser Aktion zeigt die Stadt Esslingen ihre Anerkennung für die Mitarbeiter des Klinikum Esslingen, die seit Beginn der Pandemie unermüdlichen Einsatz bringen. Gleichzeitig richtete die Stadt im Dezember auf Twitter den Appell an die Bürger: „Wir alle müssen helfen, die Pandemie zu bekämpfen!“ „Herzlichen Dank“ sagt auch das Klinikum Esslingen: Zahlreiche Unternehmen, Organisationen und Einzelpersonen bedenken das Klinikpersonal während der CoronaPandemie immer wieder mit großzügigen Spenden und netten Aktionen: Süße Leckereien von Edeka, Plätzchen von der Bäckerei Dieringer, Gutscheine für die Esslinger Bäder von den Stadtwerken, kostenloses Training im Fitnesstudio Pigspoint und vieles mehr. Auch der Erste Bürgermeister und Krankenhausdezernent Ingo Rust und seine Frau schauten schon mit einer kulinarischen Stärkung am Klinikum vorbei. Esslingen sagt Danke Neuer Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie Oberbürgermeister Matthias Klopfer und Ingo Rust, Erster Bürgermeister, entrollen das Danke-Banner am Neuen Rathaus.

1 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 5 Meldungen Seit 80 Jahren bildet das Klinikum Esslingen Pflegefachkräfte von morgen aus: Rund 160 Ausbildungsplätze stehen an der Schule für Pflegeberufe zur Verfügung. Praxis hat in der Ausbildung seit je her einen hohen Stellenwert. Zwischen den theoretischen Unterrichtsblöcken absolvieren die Auszubildenden Einsätze in den verschiedenen Fachbereichen des Klinikum Esslingen und bei externen Kooperationspartnern. Nun wurde die Ausbildung um ein neues, spannendes Modul erweitert: Die Ausbildungsstation bietet Gelegenheit, die Arbeit mit den Patienten besonder s intensiv zu proben und Eigenverantwortung zu trainieren. Auf der Ausbildungsstation betreuen Schüler, die kurz vor dem Examen stehen, vier Wochen lang selbstständig die Patienten. Jeder Schüler ist in der Früh- und Spätschicht für drei Patienten zuständig. Für Netz und doppelten Boden ist dabei natürlich gesorgt: Falls etwas unklar ist, stehen erfahrene Praxisanleiter mit Tipps und Fachwissen zur Seite. Und da die Azubis zusätzlich zur Stammbesatzung der Station eingeteilt werden, ist genügend Personal zur Verfügung, falls nicht alles so zügig von der Hand geht wie bei den erfahrenen Kollegen. 49 Pflege-Azubis konnten das Angebot bereits nutzen. Die bisher vier Durchläufe des Projekts fanden auf der Unfallchirurgie und in der Kinderkrankenpflege statt. Bei Pflegeschülern, Ausbildern, erfahrenen Kollegen und auch bei den Patienten kam die Aktion hervorragend an. „Lernen live“ auf der Ausbildungsstation Seit Mitte Januar hat die Therapieabteilung des Klinikum Esslingen eine neue Abteilungsleiterin für die Physio- und Ergotherapie und Logopädie: Physiotherapeutin Friederike Hardinghaus. Die 35-Jährige ist seit 2009 in ihrem Beruf tätig. Sie hat vor ihrer Zeit am Klinikum bereits ambulante Physiotherapie-Praxen geleitet und angehende Physiotherapeuten ausgebildet. Am Klinikum möchte sie die praxisbezogene Ambulanz ausbauen. Ihre Liebe zur Physiotherapie hat Friederike Hardinghaus als aktive Sportlerin entdeckt: sie hat ein Sport-Internat in Hannover besucht und war 15 Jahre lang Leistungs schwimmer in. Inzwischen betreut sie die deutsche Nationalmannschaft im Schwimmen als Sportphysiotherapeutin. Hier hat sich ihr ganzheit– licher Behandlungsansatz bewährt. Davon können nun auch die Patienten am Klinikum Esslingen profitieren. Friederike Hardinghaus therapiert Schwimmstars – und Esslinger Patienten Haben Sie Fragen und Anregungen rund um das Esslinger Gesundheitsmagazin? Kontaktieren Sie uns: dialog@klinikum-esslingen.de Ihre Gesundheitsthemen sind gefragt!

6 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2022 Sanfte Methoden im OP Ob Schaufensterkrankheit, Aortenaneurysma oder Lungentumor: Im OP setzen sich immer mehr schonende, punktgenaue Verfahren durch. Um das gesamte Spektrum der Innovationen auszuschöpfen, setzt das Klinikum Esslingen auf doppelte Expertise. Die Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie wird ab jetzt von zwei Chefärzten geleitet: Professor Dr. Serdar Demirel übernimmt die Gefäß-und Endovaskularchirurgie, Dr. Rainer Sätzler die Thoraxchirurgie. Welche neuen Impulse setzen die beiden erfahrenen Spezialisten?

1 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 7 Vom kleinen Zeh bis zum Kopf: Jede menschliche Zelle benötigt Blut und Nährstoffe. Der Transport dieser lebensnotwendigen Stoffe erfolgt über eine Art „Straßennetz“. Die Rede ist von unserem Gefäßsystem, das aus großen und kleinen Adern sowie haarfeinen, weit verzweigten Kapillargefäßen besteht. Über die Arterien wird mit Sauerstoff angereichertes Blut vom Herz zu den Organ-, Muskel- und Gewebezellen befördert. Über die Venen fließen sauerstoffarmes Blut und Abfallstoffe des Stoffwechsels zurück Richtung Herz. Eigentlich ein sehr ausgeklügeltes System. Doch man kennt es aus dem Berufsverkehr: Wenn auf einer Straße eine Spur gesperrt oder die ganze Straße blockiert ist, gibt es Probleme. So ist das auch mit den „Straßen“ unseres Körpers. Volkskrankheit Arterienverkalkung „Bei einer Arteriosklerose, umgangssprachlich als Arterienverkalkung bezeichnet, verengen Fett- und Kalkablagerungen eine Arterie. Die Folge sind Durchblutungsstörungen bis hin zum Gefäßverschluss“, erklärt Professor Dr. Serdar Demirel, der neue Chefarzt der Gefäß- und Endovaskularchirurgie am Klinikum Esslingen. Eine verengte Stelle in der Arterie wird auch als Stenose bezeichnet. Eine Stenose kann sich überall im Körper bilden. Je nachdem, in welcher Arterie eine Engstelle besteht, können unterschiedliche, teils schwerwiegende Folgen auftreten. Sind die Herzschlagadern beeinträchtigt, wird das Herz nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Das Risiko eines Herzinfarkts steigt erheblich. Bei einer verengten Halsschlagader erhöht sich das Schlaganfall-Risiko. In den Beinen kann sich eine Arteriosklerose als periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) bemerkbar machen. Im Volksmund heißt dieses schmerzhafte Leiden „Schaufensterkrankheit“, denn die Betroffenen müssen beim Gehen immer wieder Pausen einlegen, wie bei einem Schaufensterbummel. Das Tückische: Arteriosklerose ist ein schleichender Prozess. Stenosen verursachen lange keine Probleme und werden häufig erst entdeckt, wenn Folgekrankheiten auftreten. Bei Risikogruppen gilt es also, wachsam zu sein. Stenosen treten mit zunehmendem Alter verstärkt auf. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Bluthochdruck, Diabetes mellitus, schlechte Blutfett- und Cholesterin-Werte, Rauchen sowie Bewegungsmangel erhöhen die Gefahr. Aneurysma: Tickende Zeitbombe Arteriosklerose kann nicht nur zu Gefäßengstellen, sondern auch zu Gefäßausbuchtungen führen, die ab einer bestimmten Größe als Aneurysma bezeichnet werden. Die Bauchaorta, Hauptschlagader im Bauch, ist besonders häufig betroffen. Ein Bauchaortenaneurysma verursacht meist keine Beschwerden. „Trotzdem ist es eine Art tickende Zeitbombe“, sagt Professor Demirel. Dehnt sich ein Aneurysma zu weit aus, kann die Bauchschlagader reißen. Dann liegt ein lebensbedrohlicher Notfall vor: „Um zu verhindern, dass die Patienten innerlich verbluten, müssen sie schleunigst in den OP“, so Professor Demirel. Nur 50 Prozent der Patienten, die das Krankenhaus lebend erreichen, überleben eine Ruptur der Bauschlagader. Insbesondere Nikotin konsumierende Männer über 65 Jahre sind Risikopatienten, weswegen eine entsprechende Vorsorgeuntersuchung empfohlen wird. Wird dabei ein Aneurysma entdeckt, das besonders groß ist oder rasch wächst, sollte es behandelt werden. Wann operieren? Müssen Stenosen und Aneurysmen grundsätzlich operiert werden? „Nein“, sagt Professor Demirel. „Oft gelingt es, die Situation mit blutverdünnenden, blutfettsenkenden Professor Dr. Serdar Demirel Wieder alles im Fluss – innovative Gefäß- und Endovaskularchirurgie Spezialfall für Gefäßchirurgen: Dialyseshunt Diabetiker oder andere Patienten mit einer stark reduzierten Nierenfunktion benötigen eine Dialyse. Voraussetzung für die Therapie ist, dass ein Gefäßchirurg einen Shunt anlegt, eine künstliche Verbindung zwischen einer Arterie und einer Vene. „Das erfordert eine enge Abstimmung zwischen Nierenfachärzten und Gefäßmedizinern“, weiß Professor Demirel aus langjähriger Erfahrung. Er plant, den Dialyseshunt-Eingriff zukünftig in Esslingen anzubieten. >>>

8 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2022 und blutdrucksenkenden Medikamenten unter Kontrolle zu halten. Zusätzlich gilt es, Risikofaktoren auszuschalten. Die Patienten sollten auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung achten und das Rauchen unterlassen. Bei Diabetikern ist eine optimale Einstellung des Blutzuckerspiegels wichtig.“ Zudem sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen stattfinden, so dass reagiert werden kann, falls eine Verschlechterung eintritt. Und: wer eine Gefäßveränderung hat, trägt ein erhöhtes Risiko, auch an den Herzkranzgefäßen erkrankt zu sein. Die periphere arterielle Verschlusskrankheit ist ein Marker für die koronare Herzkrankheit. So müssen Patienten, bei denen eine arteriosklerotische Engstelle beispielsweise der Beinarterie festgestellt wird, unbedingt auch kardiologisch untersucht werden. Endovaskuläre Intervention: Schonender, minimalinvasiver Eingriff „Meine Aufgabe als Gefäßchirurg beschränkt sich nicht auf das Operieren. Ich muss den Patienten von A bis Z kennen, um entscheiden zu können, ob eine OP oder ein anderes Therapieverfahren das Beste ist“, so Professor Demirel. Das erfordert viel Fachwissen und Erfahrung. Professor Demirel bringt beides mit. Er betreute am Universitätsklinikum Heidelberg 13 Jahre lang Gefäßpatienten, ab 2019 als Leitender Oberarzt und ständiger Vertreter des Ärztlichen Direktors der Klinik für Gefäßchirurgie und Endovaskuläre Chirurgie. Im April 2022 wechselte er als Chefarzt der Gefäß- und Endovaskularchirurgie nach Esslingen. Mit ihm gewinnt das Klinikum Esslingen einen ausgewiesenen Experten für ein besonders schonendes, minimalinvasives Therapieverfahren: die endovaskuläre Chirurgie. Dabei werden Erkrankungen innerhalb der Gefäße mit speziellen Operationsinstrumenten behandelt. Professor Demirel trägt die Zusatzbezeichnung „Endovaskulärer Spezialist“ durch die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG). Gemeinsam mit Ahmet Türk, dem Leitenden Oberarzt der Esslinger Gefäß- und Endovaskularchirurgie, der ebenfalls große Erfahrung auf diesem Gebiet hat, will Professor Demirel die endovaskuläre Chirurgie am Klinikum Esslingen weiter ausbauen. „Muss eine Gefäßveränderung operiert werden, gilt die endovaskuläre Intervention als Goldstandard. Der Eingriff erfolgt in der Regel ohne Vollnarkose. Statt offen zu operieren punktiere ich eine als Zugang ins Gefäßsystem geeignete Arterie, meist an der Leiste. Unter Röntgendurchleuchtung schiebe ich feine Drähte und Katheter durch die Blutbahn vor bis zu der erkrankten Stelle.“ An Bord des Katheters befinden sich winzige Instrumente, mit deren Hilfe das Gefäß „repariert“ wird. So kann man zum Beispiel Gefäßverengungen oder Gefäßverschlüsse mithilfe eines Ballons aufweiten und mit einem Stent, einem rohrförmigen Implantat, die Offenheit gewährleisten. Eine sehr sichere, erfolgreiche Methode. >>> Neue Hoffnung bei amputationsgefährdeten Patienten Chronische Durchblutungsstörungen der Beine können im fortgeschrittenen Stadium offene Wunden und extreme Schmerzen auslösen. Besonders gefährdet sind Diabetiker. Manchen Patienten bringt nur eine Amputation Linderung. Eine innovative Methode kann bei geeigneten Fällen den drohenden Verlust des Beines abwenden: Mittels eines speziellen minimalinvasiven Verfahrens wird eine direkte Verbindung zwischen einer Arterie und Vene am Unterschenkel hergestellt. Der Blutfluß wird umgeleitet, die Vene übernimmt die Funktion der Arterie. „Die venöse Arterialisierung befindet sich derzeit in der Phase der klinischen Erprobung. Am Universitätsklinikum Heidelberg hatte ich Gelegenheit, das Verfahren selbst anzuwenden und möchte es auch in Zukunft am Klinikum Esslingen anbieten“, so Professor Demirel. „Hybride“ Operationen werden in einem mit spezieller Medizintechnik ausgerüsteten OP-Saal durchgeführt. Schematische Darstellung der „inneren Schienung“ eines Aortenaneurysmas der Bauchschlagader.

1 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 9 „In Esslingen bieten wir jetzt gemeinsam mit der Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie eine innovative endovaskuläre Alternative zum Stent an: Die Rotationsatherektomie eignet sich besonders gut bei Patienten mit ausgeprägten Verschlüssen. Somit kann – wenn technisch möglich – auf einen größeren chirurgischen Eingriff, eine Bypass Operation, verzichtet werden“, so Professor Demirel. Im Gegensatz zur reinen Ballonaufdehnung, bei der die Verkalkung an die Gefäßwand gedrückt wird, fräst sich das Rotationsatherektomie-System mit einer Geschwindigkeit von bis zu 73.000 Umdrehungen pro Minute durch die Verkalkung. Neben dem rotierenden Fräskopf verfügt das ferngesteuerte System über ausfahrbare Messer sowie einen Saugport. Das verkalkte Material kann also gefräst, pulverisiert und abgesaugt werden, damit das Blut wieder ungehindert fließt. Auch ein Bauchaortenaneurysma können Professor Demirel und sein Team minimalinvasiv therapieren. Dabei wird eine endovaskuläre Stentprothese als eine Art „innere Schienung“ in die Aorta eingesetzt, so dass der Aneurysmasack keinem arteriellen Pulsationsdruck mehr ausgesetzt ist. Als Zugangsgefäße dienen die Leistenarterien. Diese werden durch die Haut punktiert, worüber dann Drähte und Einführschleusen das Implantieren von Aortenprothesen ermöglichen. „Wir wollen in Esslingen einen AortenSchwerpunkt etablieren“, sagt Professor Demirel, der auch mit hochkomplizierten Fällen viel Erfahrung hat: Ungefähr fünf Prozent aller Aortenaneurysma-Patienten haben ein sogenanntes komplexes Aortenaneuysma, es treten Gefäßerweiterungen in Bauch- und Brustschlagader auf. Ein vorbeugender Eingriff muss in diesem Fall perfekt geplant werden: Man benötigt realitätsgenaue „Architekturzeichnungen“ der Aorta des Patienten, in denen die Position der Stentprothese samt individuell angebrachten Seitenfenstern oder Seitenarmen eingezeichnet wird. „Der Endovaskularchirurg operiert vorab alles in Gedanken durch, muss mögliche Probleme, die während der OP auftauchen könnten, im Voraus erkennen und einen Plan B und C parat haben“, so Professor Demirel. So komplex ist die Materie, dass der OP-Plan des Endovaskularchirurgen immer von einem hochspezialisierten Planungsbüro des Herstellers der Spezialprothese gegengeprüft wird. „Am Klinikum Esslingen ist es neuerdings möglich, dass präoperative computertomographische Bilddaten auf die Echtzeitdurchleuchtung während der Prozedur fusioniert werden, so dass der Endovaskularchirurg innerhalb der Aorta navigieren kann, was die Präzision des Eingriffs, somit die Patientensicherheit und Ergebnisqualität deutlich steigert“, so Professor Demirel. Offene Operation: Manchmal die bessere Option Die Esslinger Gefäß- und Endovaskularchirurgen sind aber nicht nur auf minimalinvasive, sondern auch auf offene OP-Verfahren spezialisiert. „Sollten während eines endovaskulären Eingriffs Komplikationen auftauchen, müssen wir in der Lage sein, auch offen zu operieren“, so Professor Demirel. Er betont zudem: „Auch wenn ein schonender endovaskulärer Eingriff viele Vorteile bringt, stellt er nicht für jeden Patienten die optimale Lösung dar. Zum Beispiel zeigen wissenschaftliche Studien, dass Patienten mit einer Gefäßverengung in der Halsschlagader stärker von einer offenen Operation profitieren, bei der der Gefäßkalk herausgeschält wird.“ In einigen Fällen kann auch ein hybrides Verfahren sinnvoll sein, welches offene OP und Kathetereingriff kombiniert. „In Zukunft werden hybride Operationen in einem mit Hochleistungstechnik ausgerüsteten OP-Saal durchgeführt. Die dafür notwendigen Investitionen sowie die technische Einrichtung wurden durch das Klinikum Esslingen bereits veranlasst“, so Professor Demirel. Welche Therapie ist die richtige? Medikamentöse Behandlung oder chirurgischer Eingriff? Offene Operation oder minimalinvasiver Eingriff? Was das Beste ist, hängt letztendlich immer vom Patienten ab. Deswegen ist eine sorgfältige Diagnostik das A und O in der Gefäßmedizin. Nicht nur die Gefäßveränderung, sondern der gesamte Gesundheitszustand sollte überprüft werden. Am Klinikum Esslingen arbeitet ein interdisziplinäres Team aus Gefäß- und Endovaskularchirurgen, Radiologen, Kardiologen, Lungenfachärzten und Gastroenterologen eng zusammen, um für jeden Gefäßpatienten die beste Therapie auszuloten. Professor Demirel: „Gute Gefäßmedizin heißt: Die Behandlung erfolgt personalisiert und ganzheitlich.“ lj Mehr zu innovativen Behandlungsmöglichkeiten arterieller und venöser Krankheitsbilder, wie zum Beispiel der tiefen Becken-Bein-Venen Thrombose, finden sich auf der neu gestalteten Internetseite der Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie. www.klinikum-esslingen.de/ gefaess-und-thoraxchirurgie Neue Technik: Das Rotationsatherektomie-System fräst sich durch die Verkalkung und trägt Ablagerungen in der Arterie mittels Saugfunktion ab.

10 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2022 „Ich staune immer noch, dass ich mit einem blauen Auge davongekommen bin“, sagt Cornelia Weißhaar. Vor zwei Jahren wurde bei ihr Lungenkrebs diagnostiziert. Heute führt die 57-jährige Erzieherin ein beschwerdefreies Leben. Sie fühlt sich fit, übt ihren Beruf aus. „Mich plagten damals Schwindel und Kopfschmerzen. Deswegen ging ich zu meinem Hausarzt.“ Der bemerkt auf dem Röntgenbild eine Auffälligkeit an der Lunge und überweist sie für weitere Untersuchungen an das TESS. Das TESS, das zertifizierte Lungenkrebszentrum des Thoraxzentrums Esslingen Stuttgart, ist ein Zusammenschluss der auf Lungenkrebs spezialisierten Abteilungen des Klinikum Esslingen und des Krankenhauses vom Roten Kreuz Bad Cannstatt. Lungenkrebs: Frühe Diagnose als Chance Die TESS-Experten am Klinikum Esslingen entdecken ein primäres Lungenkarzinom, einen Tumor, der seinen Ursprung direkt in der Lunge hat. Cornelia Weißhaar hat Glück im Unglück: Das Krebsgeschwür ist erst drei Zentimeter groß und hat noch nicht gestreut. „Je früher ein solches Karzinom entdeckt wird, desto günstiger die Prognose“, so Dr. Rainer Sätzler, Chefarzt der Thoraxchirurgie am Klinikum Esslingen. Rund 100 bis 120 Lungentumore operiert sein Team jedes Jahr. „Nachgewiesenermaßen die besten Chancen auf Heilung bringt eine sogenannte R0-Resektion, ein Eingriff, bei dem wir den von Krebs befallenen Lungenlappen anatomisch und onkologisch samt Lymphknoten komplett rückstandslos entfernen. Unser Anspruch dabei ist es, so viel funktionell gesundes Lungengewebe wie möglich zu erhalten.“ Lungenkrebs ist hierzulande bei Männern die zweithäufigste, bei Frauen die dritthäufigste Krebserkrankung. Das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Alter, Raucher sind besonders gefährdet. „Ich war geschockt, dass es mich traf: Ich rauche nicht, habe keine Vorerkrankungen, führe ein relativ gesundes Leben“, sagt Cornelia Weißhaar. Dass ein Lungentumor so früh entdeckt wird wie bei ihr, ist eine Ausnahme. Symptome treten häufig erst im fortgeschrittenen Stadium auf. Oft reicht eine Operation als alleinige Therapie dann nicht mehr aus. Je größer ein Tumor ist und je näher er am Herzen und an der Luftröhre wächst, desto schwieriger ist es, ihn primär chirurgisch zu entfernen, ohne lebenswichtige Organfunktionen zu beeinträchtigen. „In diesen Fällen werden die Tumore entweder durch eine Chemotherapie oder Strahlentherapie vor der Operation anbehandelt. Unter Leitung von Pneumologe PD. Dr. Martin Faehling werden am Klinikum Esslingen moderne Immun- Chemotherapien im Rahmen von internationalen Studien mit beachtlichen Effekten durchgeführt. In den meisten Fällen können nach Abschluss dieser Therapie die deutlich verkleinerten Tumore sekundär chirurgisch entfernt werden“, so Dr. Sätzler. „Wenn ein Lungentumor in andere Organe gestreut hat, profitiert der Patient in der Regel nicht mehr von einer Operation. In diesen Fällen kommen Systemtherapien – Chemotherapie oder Immun-Chemotherapie – und die Strahlentherapie zum Einsatz.“ Individuelle Weichenstellung Welche Therapie für welchen Patienten die meisten Vorteile bringt, hängt außer vom Krankheitsstadium noch von weiteren individuellen Tumoreigenschaften sowie dem Gesundheitszustand des Patienten ab. Am Klinikum Esslingen erfolgt deswegen nach der Diagnose ein gründlicher Check-Up. Anhand der Lungenschonend – Thoraxchirurgie ohne Vollnarkose

1 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 11 Befunde lotet ein interdisziplinäres Expertengremium, die sogenannte Tumorkonferenz, gemeinsam die beste Therapie aus. Cornelia Weißhaar empfehlen die Experten des Tumorboards einen minimalinvasiven Eingriff zur Entfernung des Tumors. „Wann immer möglich operieren wir minimalinvasiv“, so Dr. Sätzler. „Die onkologischen Ergebnisse sind genauso gut wie bei einer offenen OP.“ Im Gegensatz zur offenen Operation, die mit einer Eröffnung des Brustkorbs über einen 20–25 cm großen Schnitt samt Durchtrennen und Spreizen der Rippen einhergeht, müssen bei einem minimalinvasiven Eingrif f keine Rippen durchtrennt oder gespreizt werden. Dadurch haben die Patienten signif ikant weniger Schmerzen nach der Operation. Dass minimalinvasives Operieren deutlich schonender ist und den Heilungsprozess und Aufenthalt im Krankenhaus verkürzt, bestätigt eine am Klinikum Esslingen durchgeführte Studie. Neue Wege – Lungenoperation ohne Vollnarkose VATS bedeutet „Video Assisted Thoracoscopic Surgery“ (videoassistierte thorakoskopische Chirurgie) und ist ein minimalinvasives operatives Verfahren, welches Dr. Sätzler und der Leitende Oberarzt Ahmet Türk in Esslingen seit rund acht Jahren erfolgreich anwenden. Bevor ein Thoraxchirurg dieses anspruchsvolle Verfahren eigenständig durchführen kann, muss er jahrelang darin ausgebildet werden. „Lungenoperationen verlangen grundsätzlich sehr viel technisches Können, denn die Lungengefäße sind hauchdünn und extrem vulnerabel. Da muss jeder Schnitt auf den Millimeter sitzen. Bei VATS gilt es zusätzlich, das Arbeiten unter Kamerasicht zu beherrschen“, so Dr. Sätzler, der als Facharzt für Allgemein-, Gefäß- / Endovaskular- und Thoraxchirurgie sowie Spezielle Thoraxchirurgie über große Expertise und jahrelange Erfahrung verfügt. Im April 2022 trat Dr. Sätzler die Nachfolge von Professor Dr. Florian Liewald als Chefarzt der Thoraxchirurgie an. Bereits seit 2009 war er als Leitender Oberarzt und stellvertretender Chefarzt in der Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie in Esslingen tätig und war maßgeblich an der seit 2010 bestehenden Zertifizierung des TESS durch die Deutsche Krebsgesellschaft beteiligt. Er hat die minimalinvasive Operationsmethode beim Bronchialkarzinom eingeführt und weiterentwickelt. Seine universitär geprägte chirurgische Ausbildung begann nach einem mehrjährigen Forschungsstipendium in den USA, zunächst in der Herzchirurgie am Deutschen Herzzentrum München, gefolgt von einer fünfjährigen allgemeinchirurgischen Facharztausbildung an der Temple University in Philadelphia, USA, und am Universitätsklinikum Ulm in der Gefäß- und Thoraxchirurgie. „Ich bin jemand, der immer neue Wege sucht“, sagt Dr. Sätzler: Das schonende minimalinvasive VATS-Verfahren ist ihm noch nicht schonend genug. Denn egal ob minimalinvasiver Eingriff oder offene OP: Standardmäßig werden Patienten während einer Lungenoperation in Vollnarkose versetzt. Sie können also nicht mehr eigenständig atmen. Der Narkosearzt führt einen Atemschlauch über die Mundhöhle sowohl in die rechte als auch linke Lunge ein. Während der OP wird die zu operierende Lunge nicht belüftet. Die Atmung erfolgt maschinell über die gegenseitige Lunge, die dadurch stärker beansprucht wird. Die Medikamente, die zur Vollnarkose eingesetzt werden, verursachen häufig Übelkeit, Erbrechen und Desorientiertheit. „Dies führt dazu, dass der Patient die ersten zehn Stunden nach dem Eingriff verschläft. Damit verstreicht wertvolle Zeit. Je eher ein Patient wieder mobil ist und mit der Atemtherapie starten kann, desto besser für seine Genesung“, so Dr. Sätzler. Dr. Sätzler recherchierte also intensiv nach noch schonenderen OP-Methoden und stieß auf eine bahnbrechende Innovation im Bereich der Thoraxchirurgie: Beim NIVATS-Verfahren (nonintubated-VATS) handelt es sich um eine hochmoderne minimalinvasive Operation ohne Vollnarkose. Diese überzeugte Robotik in der Thoraxchirurgie Bereits seit einer Weile ist am Klinikum Esslingen ein OP-Roboter im Einsatz, bisher schwerpunktmäßig in der Allgemein- und Viszeralchirurgie. Langfristig ist die Einführung der Robotik auch in der Thoraxchirurgie geplant. Das Team der Thoraxchirurgie hat bereits begonnen, roboter-assistierte, thoraxchirurgische Eingriffe durchzuführen. OP-Roboter führen in Echtzeit aus, was der Chirurg an der Steuer-Konsole vorgibt. Mit einem Roboter lässt sich ebenfalls schonend operieren, allerdings immer unter Vollnarkose. >>> Dr. Rainer Sätzler

12 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2022 Kontakt Klinikum Esslingen Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie Prof. Dr. Serdar Demirel, FEBVS, MHBA Geschäftsführender Chefarzt und Chefarzt der Gefäß- und Endovaskularchirurgie Telefon 0711 3103 2701 s.demirel@klinikum-esslingen.de Dr. Rainer Sätzler Chefarzt der Thoraxchirurgie Telefon 0711 3103 2701 thoraxchirurgie@klinikum-esslingen.de sowohl ihn wie auch den Anästhesisten Dr. Guido Johannes Marquardt, Leitender Oberarzt für Anästhesie und Intensivmedizin. „Wir haben uns die Vorgehensweise im Rahmen eines Workshops angeschaut, übernommen und speziell für unser Zentrum modifiziert“, berichtet Dr. Sätzler. Anspruchsvolles Verfahren Cornelia Weißhaar ist im Dezember 2020 die erste Esslinger Patientin, bei der Dr. Sätzler und Dr. Marquardt das NIVATS- Verfahren in Zusammenhang mit einem Lungentumor anwenden. Statt sie zu intubieren, versetzt Anästhesist Dr. Marquardt die Patientin in einen medikamentösen Tiefschlaf. Cornelia Weißhaars Schmerzempfinden ist ausgeschaltet. Sie bekommt von dem Eingriff nichts mit, atmet aber eigenständig. „Durch die natürlichen Atembewegungen der zu operierenden Lunge, bewegen sich sämtliche Strukturen wie Gefäße und die Bronchien mit. Dadurch ist das Operieren unruhiger“, berichtet Dr. Sätzler. Er muss die Führung der Instrumente den Atembewegungen anpassen. Nur sehr erfahrene Chirurgen schaffen das. Und auch der Anästhesist benötigt eine hohe intensivmedizinische Expertise, um den Patienten ruhig und sicher durch eine NIVATS-Operation zu bringen. „Ist die OP schon rum? Wie komme ich in mein Zimmer?“ Nach dem Eingriff ist Cornelia Weißhaar schnell wieder bei Bewusstsein und orientiert. Nur wenige Stunden später beginnt sie ihre Atemtherapie, bald läuft sie über den Krankenhausgang. Drei Tage nach dem Eingriff kann sie als geheilt entlassen werden. „Rechtzeitig zu Weihnachten war ich zu Hause.“ Rund 20 NIVATS-Operationen haben Dr. Sätzler und Dr. Marquardt inzwischen durchgeführt. Zuerst operierten sie nur kleine Tumore ohne Vollnarkose. Dann tasteten sie sich langsam an komplexere Eingriffe heran. „Die Erfolge waren durchgehend sehr gut. Alle Patienten, die in Esslingen ohne Vollnarkose operiert wurden, konnten sich sehr viel schneller und besser regenerieren als beatmete Patienten”, berichtet Dr. Sätzler. Er betont: „Dass wir das anspruchsvolle Verfahren in Esslingen etablieren konnten, ist ein Verdienst der gesamten OP-Mannschaft.“ Das NIVATS-Verfahren wird bisher nur von wenigen spezialisierten Zentren angewandt. In Baden-Württemberg ist das Klinikum Esslingen die erste Klinik, die das schonende Verfahren anbietet. Zukünftig sollen noch mehr Patienten profitieren. Inzwischen hat Dr. Sätzler ausgewählte offene Tumor-Operationen ohne Vollnarkose durchgeführt und plant in Zukunft auch Patienten ohne Vollnarkose zu operieren, die nicht für eine minimalinvasive Operationsmethode geeignet sind. Das Verfahren bringt auch enorme Vorteile für COPD- oder Emyphysempatienten mit grenzwertiger Lungenfunktion, für Patienten mit einem Lungenkollaps und für Patienten, bei denen eine Biopsie entnommen oder ein Erguss behandelt werden muss. „Um im Vorhinein Komplikationen auszuschließen, müssen die Patienten allerdings bestimmte Voraussetzungen mitbringen. Wir wägen immer sehr genau ab, für wen NIVATS geeignet ist und entscheiden für jeden Patienten individuell.“ lj >>> Geballte Expertise: Das Lungenkrebszentrum des Thoraxzentrums Esslingen Stuttgart (TESS) Das TESS ist eine Kooperation mehrerer Krankenhäuser Thoraxchirurgie Dr. Rainer Sätzler (Klinikum Esslingen) Pneumologie Prof. Dr. Martin Hetzel (Krankenhaus vom Roten Kreuz Bad Cannstatt); PD Dr. Martin Faehling (Klinikum Esslingen) Onkologie Prof. Dr. Henning Wege, PD. Dr. Swen Wessendorf (Klinikum Esslingen) Strahlentherapie PD Dr. Frank Heinzelmann (MVZ Klinikum Esslingen) Prof. Dr. Marc Münter (Katharinenhospital Stuttgart) „ Alle Patienten, die in Esslingen ohne Vollnarkose operiert wurden, konnten sich besser regene- rieren als beatmete Patienten.”

1 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 13 für junge Leser Bald soll es Cannabis in Deutschland legal zu kaufen geben. Allerdings nur für Erwachsene, denn für Jugendliche ist Cannabis rauchen besonders gefährlich – auch wenn manche Mythen anderes erzählen. Fake Stories über Cannabis Wissenschaftliche Hintergründe findet man zum Beispiel auf der Seite der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e. V. „Gesundheitliche Risiken einer Cannabislegalisierung für Kinder und Jugendliche“ www.dakj.de Als Jugendlicher kann es einem schon mal so vorkommen, als würden „alle“ kiffen. Aber: Eine Statistik der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sagt, dass nur jeder Zehnte der 12- bis 17-Jährigen schon mal Cannabis geraucht hat. 90 Prozent haben also noch nie gekifft. Regelmäßig (dazu zählt bereits mehr als zehnmal im Jahr) kiffen nur zwei von hundert Jugendlichen. Über Cannabis gibt es noch viele weitere Stories, die ziemlicher Quatsch sind. Zum Beispiel, dass man nach dem Rauchen immer gut drauf ist. Manche erleben Panikattacken, Herzrasen und Übelkeit. Wer kifft, um sich von Problemen abzulenken, ist langfristig oft gar nicht gut drauf. Denn derjenige lernt nicht, wie man Schwierigkeiten bewältigt. Die psychische Abhängigkeit wird oft unterschätzt: Bald meint man, nicht mehr ohne die Droge leben zu können. Harmlos? Die beliebteste Fake Story über Cannabis ist wohl die, dass es nicht schädlich ist, weil es pflanzlich ist. Der Stoff, der beim Kiffen berauschend wirkt, ist das Cannabinoid THC (Tetrahydrocannabinol) in der weiblichen Hanfpflanze. Es gibt noch über 100 weitere Wirkstoffe, unter anderem Cannabidiol (CBD), das eher beruhigend wirkt. Die Pflanzenblüten werden getrocknet und zu Marihuana verarbeitet. Alternativ wird das Harz aus Pflanzenteilen extrahiert und zu Blöcken gepresst – dann hat man Haschisch. Beiden Produkten mischen Dealer oft Streckmittel bei: krebserregende oder lungenschädigende Materialien wie Sand, Haarspray, Plastik und mehr. Cannabinoide werden übrigens auch künstlich hergestellt. Diese sind besonders gefährlich, weil die Wirkung unberechenbar ist. Aber warum ist Cannabis dann für manche medizinische Zwecke legal? Cannabisarzneimittel können zum Beispiel chronisch Kranken mit starken Schmerzen helfen. Jedoch kommt das medizinische Cannabis aus extrem streng kontrolliertem Qualitäts-Anbau und hat keine berauschende Wirkung. Ärzte empfehlen es in der Regel nur für Patienten über 25. Einfluss auf das Gehirn Gefährlich ist Cannabis vor allem für Jugendliche. Bis ins junge Erwachsenenalter finden viele Umbauprozesse im Gehirn statt. Cannabis wirkt sich auf diese Prozesse aus. Je früher man kifft, desto größer die strukturellen Unterschiede im Gehirn im Vergleich zu Nicht-Kiffern. Folgen sind zum Beispiel, dass sich die Jugendlichen schlechter konzentrieren können, vergesslicher sind und schnell aggressiv oder genervt sind – also impulsiv reagieren. Typisch sind Antriebsstörungen: keine Lust auf irgendwas, das nichts mit Rauchen zu tun hat. Es kann sogar sein, dass sich die Persönlichkeit nicht weiterentwickelt, sondern im Pubertätszustand bleibt. „Das Risiko, Psychosen, also unter anderem Halluzinationen, Wahn und Realitätsverlust zu entwickeln, steigt erheblich. Abgaberegulierungen mit Altersbegrenzungen bei 21 oder gar 18 Jahren sind hinsichtlich der Hirnentwicklung also nicht plausibel“, so Professor Dr. Christian von Schnakenburg, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche am Klinikum Esslingen. nw, cvs

14 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2022 Im Klinikum wird sich in diesem Jahr einiges verändern. Was genau? Matthias Klopfer: In den nächsten 15 Jahren entstehen drei Neubauten auf dem Gelände des Klinikums. Diese umfangreichen Baumaßnahmen sind nötig, damit das Klinikum auch zukünftig seinen hohen Anspruch an eine moderne Patientenversorgung halten kann. In diesem Jahr startet der erste Bauabschnitt, die Bauarbeiten haben bereits begonnen. Ein Interimsgebäude mit 150 Betten entsteht auf dem Klinikgelände. Neben den baulichen Projekten stehen außerdem personelle Neubesetzungen wichtiger Positionen an. Drei Chefärzte und die Pflegedirektorin gingen bzw. gehen 2022 in den Ruhestand. Matthias Ziegler: Wir verabschieden unseren Gefäß- und Thoraxchirurgen Professor Florian Liewald, unseren Kardiologen und ehemaligen Ärztlichen Direktor Professor Matthias Leschke, unseren Unfallchirurgen und Orthopäden Professor Jürgen Degreif und die Pflegedirektorin Doris Rohrhirsch. So langjährige, prägende Führungspersönlichkeiten gehen lassen zu müssen, ist definitiv eine weitere große Veränderung für das Klinikum in diesem Jahr. Wir werden außerdem weitere Schritte auf dem Weg zur digitalen Patientenakte gehen und damit unsere Arbeitsabläufe erheblich verbessern. So werden immer mehr Informationen zu Patienten künftig digital für die Behandlungsteams verfügbar sein. Das spart Zeit und Wege. Mit der Umstellung der Laborversorgung auf einen neuen Dienstleister haben wir den ersten Meilenstein in diesem Jahr bereits geschafft. Die letzten zwei Jahre haben uns gezeigt, wie schnell sich unser Leben verändern und die Welt aus den Fugen geraten kann. Die Stadtverwaltung, aber auch das Klinikum Esslingen und seine Mitarbeiter, mussten in besonderem Maße auf die Corona-Pandemie reagieren, neue Prozesse initiieren, Abläufe umstellen und notwendige Veränderungen in der Patientenversorgung aktiv gestalten. Inzwischen ist wieder etwas Routine eingekehrt. Doch ruhig wird es nicht am Klinikum. Dieses Mal sind es jedoch positive Entwicklungen, die Neuerungen mit sich bringen. Zukunft gestalten

1 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 15 Das sind viele Neuerungen für die Mitarbeiter. Überfordert das nicht? Matthias Ziegler: Mein Anspruch ist natürlich, dass das nicht passiert. Es ist extrem wichtig, die Veränderungsprozesse so zu gestalten, dass alle Mitarbeiter mitgenommen werden. Der Erfolg hängt maßgeblich davon ab, wie umfangreich wir kommunizieren, wie transparent wir mit Informationen umgehen und wie stark wir die Mitarbeiter einbinden. Hier wollen wir bestmöglich agieren. Das sehe ich auch als große Aufgabe unserer Führungskräfte und der neuen Chefärzte an. Uns ist es wichtig, dass unsere gesamte Belegschaft die anstehenden Veränderungen zunächst kennt, dann versteht und schließlich mitträgt. Die Projekte sollen und müssen Gemeinschaftsprojekte sein, sonst würden wir sie gar nicht schaffen. Wir können nur gemeinsam die Zukunft des Esslinger Klinikums gestalten – das haben die letzten beiden Jahre deutlich gemacht. Es war sehr beeindruckend mitzuerleben, wie die Mitarbeiter in kürzester Zeit das Klinikum für die Patienten im Kampf gegen Corona gerüstet und nötige Veränderungsprozesse umgesetzt haben. Matthias Klopfer: Es macht ja auch einen großen Unterschied, ob die Veränderung plötzlich kommt oder ob sie planbar und beeinflussbar ist. Abrupte Veränderungen sind anstrengend, sie verunsichern, man fühlt sich fremdbestimmt. Da ist Zusammenhalt entscheidend. Das haben wir alle in der Corona-Pandemie erlebt und erleben es erneut seit Ausbruch des Ukraine-Krieges. Natürlich zehren solche Veränderungen an uns. Umso wichtiger ist es im Blick zu behalten, dass Wandel nicht grundsätzlich negativ ist. Wir dürfen nicht aufhören, positive Veränderungen voranzutreiben. Als solche sehe ich die Entwicklungen am Klinikum Esslingen. Vom Ergebnis werden alle Mitarbeitenden und Patienten profitieren. Auf was können sich die Mitarbeiter und Patienten des Klinikums also freuen? Matthias Ziegler: Auf hochqualifizierte und begeisterungsfähige neue Chefärzte, die ihre medizinische Expertise einbringen und Schwerpunkte ausbauen werden. Dadurch können auch die Mitarbeiter ihre Kompetenzen erweitern und neue Spezialisierungen kennenlernen. Wir haben beispielsweise die Klinikstruktur der Gefäß- und Thoraxchirurgie neu aufgestellt: Neben der Gefäßchirurgie hat erstmals die Thoraxchirurgie einen eigenen Chefarzt bekommen, diese Bereiche wollen wir stärken. Ebenso wird unsere neue Pflegedirektorin wichtige neue Impulse setzen. Für die Mitarbeiter gilt es, den Modulbau mitzugestalten und dort moderne Raumkonzepte und Arbeitsabläufe eines volldigitalisierten Krankenhauses zur Anwendung zu bringen. Die Ergebnisse fließen dann in die Planung der Neubauten ein. Unseren Patienten bleibt das Klinikum auch während der Bauzeiten der verlässliche Gesundheitspartner, wie bisher. Wir sind immer vollumfänglich für sie da. Herr Oberbürgermeister Klopfer, auch Sie sind ja für das Klinikum seit Herbst 2021 eine „Neubesetzung“. Welche Impulse bringen Sie mit? Matthias Klopfer: Eines meiner großen Ziele ist es, die Stadt Esslingen bis 2035 klimaneutral zu machen. Auf diesem Weg sollen städtische Betriebe wie auch das Klinikum Esslingen eine Vorreiterrolle einnehmen. Wie das erreicht werden kann, muss jetzt im Detail erarbeitet werden. Zunächst gilt es zu ermitteln, welche CO2- Emissionen mit Prozessen wie zum Beispiel dem Gebäudebetrieb, der Reinigung, den Krankentransporten, dem Einkauf oder den Apothekendiensten im Krankenhaus verbunden sind. Im nächsten Schritt gilt es, Maßnahmen abzuleiten, um diese Prozesse klimaneutral zu gestalten. Da kommt uns der Neubau natürlich entgegen. Hier können wir bereits wichtige Voraussetzungen für die Infrastruktur schaffen. Entscheidend ist aber auch bei diesem Thema, die Mitarbeitenden rechtzeitig zu informieren und einzubinden. Vielen Dank! Das Gespräch führte Ursula Kächele „ Nichts ist so beständig wie der Wandel.” Heraklit von Ephesos Matthias Ziegler, Geschäftsführer des Klinikum Esslingen (links) und Matthias Klopfer, Oberbürgermeister der Stadt Esslingen a. N.

16 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2022 Anfang 2021 haben das Sozialministerium und der Esslinger Gemeinderat grünes Licht für einen umfassenden Neubau des Städtischen Klinikums am selben Standort gegeben. „Mit dieser Entscheidung können wir die räumlichen Voraussetzungen schaffen, damit unsere moderne, innovative Medizin in Verbindung mit einer patientenorientier ten Pf lege auch in Zukunf t zum Tragen kommen kann“, freute sich Geschäftsführer Matthias Ziegler über die wichtige Entscheidung. Patientenversorgung geht nahtlos weiter Für rund 270 Millionen Euro Gesamtvolumen entstehen in den nächsten 15 Jahren drei Neubauten mit rund 19.000 Quadratmetern Nutzf läche, die über einen gemeinsamen Sockel im Erdgeschoss miteinander verbunden sind. Das Klinikum bleibt während der gesamten Bauphase vollumfänglich für die Patienten geöffnet. In Bezug auf das Leistungsspektrum wird es keine Einschränkungen geben. Im ersten Bauabschnitt steht der Abriss und Neubau von Haus 2 an. Damit dieser Neubau im laufenden Betrieb und ohne Einschr änkungen für die Pat ienten entstehen kann, wird zuerst ein vollwertiges Ersatzgebäude errichtet. Unter dem Namen „Haus 0“ soll es Anfang 2023 seinen Betrieb aufnehmen und mindestens zehn Jahre stehen. Das sogenannte Modulgebäude bietet hochmoderne, patientenorientierte Versorgungs- und Unterbringungsstrukturen. Und nicht nur für die Patienten, auch für die Mitarbeiter wird es viele Verbesserungen geben. Die Planungen für Haus 0 wurden in engem Dialog mit den Mitarbeitern der betroffenen Kliniken gemacht. Sie profitieren von kürzeren Wegen und modern gestalteten Arbeitsplätzen. Modernste Infrastruktur im Interimsgebäude Interimsgebäude Haus 0, Ansicht Süd-West Was das Interimsgebäude Haus 0 bietet In Haus 0 f inden auf 4.600 Quadratmetern und vier Stockwerken insgesamt 150 Betten Platz. Die Patienten werden weitgehend in Zweibettzimmern untergebracht. Alle Zimmer ver fügen über eigene Sanitärbereiche. Sechs Zimmer sind behindertengerecht gestaltet. Sechs Zimmer verfügen über eine Schleuse und sollen als Isolierzimmer mit neuesten Hygienestandards dienen. In die oberste Etage von Haus 0 zieht die Geriatrische Station. Das Herzstück wird ein großzügiger Gemeinschaftsraum, der wichtige Gruppenaktivitäten im Bereich der Physio- und Ergotherapie für die Patienten ermöglicht. Außerdem dient er als Gemeinschaftsort für Mahlzeiten und soziales Miteinander. Auf den beiden mittleren Etagen entstehen Normalstationen mit modernen Patientenzimmern. Ins Erdgeschoß zieht die Kl inik für Neurologie mit der Schlaganfalleinheit und Intensivstation. Dank der neuen Gebäudeinfrastruktur können modernste technische Lösungen in der Schlaganfallbehandlung umgesetzt werden. Auch energetisch nimmt Haus 0 eine Vorreiterrolle ein: Das Gebäude wird als „Effizienzgebäude 55“ mit einem hohen Energieef f izienz-Standard gebaut. Es verbraucht 45 Prozent weniger Energie als ein vergleichbares Gebäude und spart so mehr als 18 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr ein.

1 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 17 Termine / Veranstaltungen: Dienstag, 28.06.2022, 18.00 Uhr Serenadenabend im Patientengarten Klinikum Esslingen, Eintritt frei Dienstag, 19.07.2022, 19.00 Uhr Mitgliederversammlung im Forum Klinikum Esslingen Dienstag, 26.07.2022, 18.00 Uhr Serenadenabend im Patientengarten Klinikum Esslingen, Eintritt frei Der Vorstand von proklinikum bedankt sich ganz herzlich bei allen Spendern und Helfern. Bitte unterstützen Sie weiterhin diese besondere Initiative, das Geld kommt bei den Patientinnen und Patienten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an. Informationen zu allen Projekten oder zur Mitgliedschaft erhalten Sie bei der Geschäftsstelle von proklinikum, Andrea Mixich. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.proklinikum.de oder bei der Geschäftsstelle proklinikum Förderverein Klinikum Esslingen e.V. Andrea Mixich Hirschlandstraße 97, 73730 Esslingen Telefon 0711 3103-86600 info@proklinikum.de Spendenkonten: Kreissparkasse Esslingen IBAN: DE95 6115 0020 0010 0322 02 BIC: ESSLDE66XXX Volksbank Mittlerer Neckar eG IBAN: DE31 6129 0120 0820 2010 06 BIC: GENODES1NUE Mit dieser Spende unterstützt proklinikum die Bemühungen des gemeinnützigen Fördervereins „Baby-Notarztwagen für den Landkreis Esslingen e.V.“ mit Sitz in Aichwald. Das bisher am Standort des DRK am Klinikum Esslingen vorhandene Fahrzeug mit transportabler Vorrichtung des Babytransportbehälters ist in die Jahre gekommen. Es entspricht nicht mehr heutigen Anforderungen. Insbesondere für den sensiblen Transport von Neu- und Frühgeborenen ist ein modernes Fahrzeug mit spezieller Ausstattung erforderlich. Ein Baby-Notarztwagen garantiert zukünftig eine schonende Verlegung und beste medizinische Versorgung während der Fahrt. 2.000 Euro für die Anschaffung eines Baby-Notarztwagens Spendenaufruf für DankesAktion an die Mitarbeiter des Klinikums In unserem Weihnachtsgruß haben wir zum Spenden eingeladen. Wir wollen zusammen mit dem Klinikum Esslingen erneut ein sichtbares Zeichen des Dankes setzen und uns im Rahmen der nächsten Dankes-Aktion mit einer kleinen Geste bei den Ärzten, Pflegern, den Mitarbeitern des Reinigungsdienstes, des technischen Dienstes und der Verwaltung ganz herzlich für den außerordentlichen Einsatz bedanken. Ein kleines Dankeschön für die „Grünen Damen“ Die „Grünen Damen" unterstützen ehrenamtlich Patienten am Klinikum Esslingen mit kleinen alltäglichen Hilfestellungen. Bei der halbjährlichen Kaffee-Stunde mit den „Grünen Damen“ bedankte sich proklinikum ganz herzlich für das große Engagement. Als kleines Dankeschön erhielt jede Dame einen dmGutschein im Wert von 15 Euro. Wir freuen uns, ihre wertvolle Arbeit weiterhin unterstützen zu können. Wegen der verschärften Corona-Bestimmungen konnten wir leider auch letzte Weihnachten keinen Verkauf in der Eingangshalle des Klinikums organisieren. Wir haben aber, wie im letzten Jahr, im Café Ambiente einen Weihnachtstisch aufgestellt. Marmeladen und Gutsle, von unseren treuen “Marktfrauen“ Ilse Weber und Adelheid Konzelmann liebevoll hergestellt, und selbst gestrickte warme Socken waren wieder sehr gefragt. So kamen auch dieses Mal rund 2.200 Euro Umsatz in die Kasse des Fördervereins. Herzlichen Dank an alle Beteiligten für die unermüdliche Unterstützung, vor allem aber Frau Weber, Frau Konzelmann und Frau Zierer! Advents-Verkauf im Café Ambiente Die Oberärztin der Neonatologie Britta Brenner (links) und Kollegen. Der Inkubator im Vordergrund wartet auf sein neues Fahrzeug.

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