Ausgabe 1 >2022

1 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 41 komplette Beratungsangebot des Klinikums vorgestellt, mit allen Disziplinen, wie Kunst- oder Ernährungstherapie. Über QR-Codes kann man aktuelle Informationen von der Homepage abrufen. Letzte Hilfe Ein besonderes Angebot des PIZ dreht sich um ein Thema, über das oft zu wenig geredet wird: In regelmäßig stattfindenden „Letzte-Hilfe-Kursen“ unterrichten Haensel und Schrickel zum Thema Sterben. Die Teilnahme ist kostenfrei und richtet sich an alle Interessierten. Die meisten Teilnehmer sind unmittelbar vom Thema betroffen, so Haensel: „In der Regel ist jemand in der Familie krank, man ist selbst krank oder es ist jemand gestorben und der oder die Angehörige möchte die Situation im Nachgang nochmal reflektieren.“ Unterrichtseinheiten sind „Sterben als Teil des Lebens“, „Vorsorgen und entscheiden“, „Wie kann man Leiden lindern“ und „Abschied nehmen und Trauer“. Die Kursteilnehmer bekommen Informationen zu notariellen Angelegenheiten und Formalitäten, aber auch praktische Anleitungen zur Unterstützung Sterbender. „Gerade beim Thema Leiden lindern können wir viele Erfahrungswerte weitergeben“, sagt Haensel. „Es braucht kein Fachpflegepersonal, wenn jemand zu Hause stirbt, es gibt einfache Dinge, mit denen man den Sterbenden unterstützen kann.“ Der Begriff „Letzte Hilfe“ ist als Gegenbegriff zur „Ersten Hilfe“ gewählt, die man bei Unfällen und Notfällen leistet. Idee der Letzten Hilfe sei es, das Sterben wieder zurück in die Mitte der Gesellschaft zu holen, raus aus der Tabuzone. „Das bedeutet, sich mit dem Sterben auseinanderzusetzen – wie will ich helfen und wenn jemand stirbt, wie kann ich mich um den Sterbenden kümmern?“, erklärt Haensel. „Durch die Auseinandersetzung mit dem Sterben haben die Kursteilnehmer weniger Angst davor“, sagt Schrickel. „Sterben soll als etwas Natürliches wahrgenommen werden, das zum Leben gehört.“ Konkrete Hilfestellungen Der Bedarf ist groß, denn die wenigsten wissen über das Thema gut Bescheid, so Haensel: „Es ist nicht so, dass sich beim Sterben ein Schalter umlegt und dann ist jemand tot, sondern Sterben ist ein Prozess. Viele wissen das nicht, beziehungsweise unsere Gesellschaft hat es verlernt, weil immer weniger Menschen zu Hause sterben.“ Haensel und Schrickel möchten Orientierung bieten, was im Verlauf des Sterbeprozesses auftreten kann, wie man den Sterbenden unterstützen kann und wo man sich Hilfe holen kann. „Die Angehörigen erkennen meist nicht, wenn jemand im Sterben liegt, während wir die Anzeichen kennen“, sagt Haensel. Familienmitglieder versuchen beispielsweise, ihren sterbenden Angehörigen oft zum Essen zu bewegen, in der Annahme, dass ihm das gut tun würde, so Haensel. Allerdings sei es ganz norPD Dr. Swen Weßendorf Beate Haensel Kontakt Klinikum Esslingen, Cancer Center Esslingen (CCE) PD Dr. Swen Weßendorf, Ärztlicher Koordinator CCE Telefon 0711 3103-2452 cancercenter@klinikum-esslingen.de Beate Haensel, Koodinatorin CCE Telefon 0711 3103-82532 b.haensel@klinikum-esslingen.de Janina Schrickel, stellvertretende Koordinatorin CCE Telefon 0711 3103-82537 j.schrickel@klinikum-esslingen.de „ Leute sollen sich trauen, Hilfe zu suchen, ohne sich abgestempelt zu fühlen.” mal, dass ein Sterbender irgendwann nichts mehr essen oder trinken will. „Wir möchten den Angehörigen da den Druck nehmen und erklären, dass das ein normaler Teil des Sterbeprozesses ist – aber, dass sie den Patienten unterstützen können, indem sie ihm regelmäßig den Mund befeuchten.“ Die vier Unterrichtsstunden à 45 Minuten finden immer Samstagvormittags von 9.00 bis 13.00 Uhr im Verwaltungsgebäude des Klinikum Esslingen statt. Eine telefonische Anmeldung reicht aus. „Jeder Kurs, den wir bisher angeboten haben, war ausgebucht“, sagt Haensel. „Wir haben hier oft hochemotionale Unterrichtsstunden, da fließen schon mal Tränen. Jeder darf alles erzählen, niemand braucht sich zu schämen und wir haben die Regel, dass nichts den Raum verlässt.“ nw Janina Schrickel Kontakt zum Patienteninformationszentrum Die Telefonsprechstunde ist unter 0711 3103-3838 zu erreichen, E-Mail-Anfragen können an piz@klinikum-esslingen.de gesendet werden. Die nächsten Termine für Letzte-Hilfe-Kurse sind am 30. April und am 2. Juli. Weitere Termine werden laufend auf der Homepage des Klinikums Esslingen kommuniziert, wie auch – zur Zeit entstehende – digitale Angebote des PIZ.

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