Ausgabe 1 >2022

28 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2022 Massenkarambolage, Amoklauf, Bahnunglück: Sollte in oder um Esslingen ein sogenannter Großschadensfall mit sehr vielen Verletzten oder Erkrankten eintreten, ist das Know-How von Dr. Stephan Lindner gefragt. Der 40-Jährige ist als Leitender Notarzt für den Katastrophenschutz im Landkreis Esslingen bestellt. Im Ernstfall leitet, koordiniert und überwacht er alle medizinischen Maßnahmen am Schadensort. „Manchmal sind bei Großschadensfällen über 200 Helfer im Einsatz“, berichtet er. Zum Glück sind solche Ereignisse in Esslingen viel zu selten, um ein ganzes Berufsleben auszufüllen. Dr. Lindner ist nicht nur für den Katastrophenschutz zuständig, sondern betreut als Ärztlicher Standortleiter vor allem den Notarztstandort am Klinikum Esslingen: Wenn auf der Autobahn ein schwerer Verkehrsunfall passiert oder jemand einen Herzinfarkt erleidet, rückt er aus. Die Tätigkeit als Leitender Notarzt für den Landkreis Esslingen teilt er sich mit fünf anderen Kollegen. „Wir sind immer wochenweise im Dienst. Wenn ich Dienst habe und der Piepser losgeht, mache ich mich innerhalb von zwei Minuten mit dem Einsatzwagen, mit Blaulicht und Martinshorn auf den Weg. Oft sind schon andere am Notfall- oder Unfallort. Ich lasse mir sofort eine Übergabe geben: Wie ist die Lage, wie viele Verletzte müssen versorgt werden? Dann verschaffe ich mir selbst Überblick und Orientierung und halte Rücksprache mit dem Feuerwehr-Kommandanten und dem verantwortlichen Polizisten.“ Im Notfall zählt jede Sekunde Kommt es zum Beispiel bei Verkehrsunfällen zu vielen Verletzten, gilt es schnell und mit Übersicht zu handeln. Ziel ist es, knappe Ressourcen so zu verteilen, dass möglichst vielen Patienten bestmöglich geholfen wird. Notärzte wie Dr. Lindner sind dazu speziell ausgebildet in der sogenannten Triage. Dabei sichten sie die Betroffenen und entscheiden nach Schweregrad der Verletzung oder Erkrankung, wer zuerst behandelt wird. „Ist eine Triage nötig, habe ich maximal eine Minute pro Patient, um ihn in bestimmte Kategorien einzuteilen: Wer benötigt jetzt am dringlichsten eine Behandlung? Sind zum Beispiel zehn Menschen schwer verletzt, behandeln wir die zwei Patienten, die am schwersten lebensbedrohlich verletzt sind, zuerst. Dann entscheide ich zusammen mit dem Organisatorischen Leiter Rettungsdienst, welches Fahrzeug welche Klinik anfährt. Wir achten dabei sehr genau darauf, dass keine Klinik überlastet wird.“ In den Wochen, in denen Dr. Lindner keinen Notarzt-Dienst hat, arbeitet er am Klinikum Esslingen als anästhesiologischer Oberarzt im OP und auf der Intensivstation, auf der die Coronapatienten betreut werden. „Den Notfall-Piepser trage ich in Notarzt im Einsatz Wenn es zu schweren Verkehrsunfällen oder anderen Ereignissen mit vielen Verletzten kommt, müssen Notärzte mit kühlem Kopf und großer Expertise handeln. Dafür sind sie besonders umfangreich ausgebildet, so wie Dr. Stephan Lindner, Ärztlicher Leiter des Notarztstandorts am Klinikum Esslingen.

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