Ausgabe 1 >2022

1 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 21 Trotz moderner OP-Verfahren bleibe eine operierte Bandscheibe eine Schwachstelle. „Bei der OP wird das ausgetretene Gewebe entfernt“, erklärt Dr. Pussert. „Der Riss bleibt, man versucht allerdings, ihn zu verkleinern.“ Patienten können dazu beitragen, einen möglichen Rückfall zu vermeiden: Wer seine Rückenmuskulatur trainiert oder Übergewicht abbaut, entlastet seine Bandscheiben. Verengung des Spinalkanals Neben dem Bandscheibenvorfall ist die sogenannte Spinalkanalstenose ein häufiger Fall für die Chirurgie. Das Rückenleiden tritt typischerweise bei Senioren auf. Der Spinalkanal verläuft im Inneren der Hals-, Brust- und und Lendenwirbelsäule. Hier befinden sich das Rückenmark und die Nervenwurzeln, die in die Beine und Arme ziehen. „Durch Alterungsprozesse wird dieser Kanal enger. Das kann dazu führen, dass ein Nerv eingeklemmt oder gar ein Nervenbündel komplett abgeklemmt wird und dann Schwierigkeiten beim Gehen oder Lähmungserscheinungen verursacht“, erklärt Dr. Bodon. „Die Krankheit wird auch wirbelsäulenbedingte Schaufensterkrankheit genannt, weil die Patienten wegen ihrer Beinschmerzen alle paar Minuten stehen bleiben müssen“, ergänzt Dr. Pussert. Neue, minimalinvasive OP-Methode „Bei Bandscheibenvorfällen der letzten Bandscheiben und bei Dekompressionsoperationen, bei denen man den Spinalkanal erweitert, benutzen wir hauptsächlich das MAPN Verfahren“, sagt Dr. Bodon. MAPN steht für Mikroskopisch assistierte Perkutane Nucleotomie, ein neues Verfahren, das in Deutschland nur an wenigen Kliniken angeboten wird. Das hierzu benötigte Gerät wurde vom Förderverein proklinikum mitfinanziert. Der Eingriff erfolgt über einen kleinen Tubus mit 14 Millimetern Durchmesser. Durch den minimalen Schnitt erholen sich die Patienten schnell und für die Wirbelsäule wichtige Muskelstrukturen werden nicht zerstört. „Manchmal haben degenerative Veränderungen die Wirbelsäule so stark verändert, dass wir sie stabilisieren müssen, um die Nervenstruktur zu entlasten“, erklärt Dr. Pussert. „Dann müssen wir die Stabilität durch Implantate wiederherstellen.“ Auch in diesem Fall kann minimalinvasiv mit einem wenige Zentimeter langen Schnitt operiert werden. „Die Methode, dass man Bandscheiben von vorne durch den Bauchraum ersetzt, gibt es schon seit 20 Jahren – mit dem Vorteil, dass dadurch nicht die Rückenmuskulatur zerstört wird, die die Wirbelsäule schützt“, sagt Dr. Bodon. „Neu bei der in Esslingen angewandten XALIF Technik ist die Lagerung, der minimalinvasive Zugang und die Möglichkeit, die Schrauben in Seitenlage von hinten einzubringen, ohne die Patienten umlagern zu müssen. Das kann bis zu zwei Stunden OP-Zeit sparen und verringert so die Belastung für den Patienten noch einmal enorm.“ Dank dem minimalinvasiven Verfahren bedeutet eine Wirbelsäulen-Operation heute keine so große Belastung mehr für die Patienten. „Ein Großteil der Patienten wacht nach der OP ohne die bekannten Beschwerden auf. Die Wundschmerzen sind gering“, so Dr. Bodon. nw Klinikum Esslingen Unfallchirurgie und Orthopädie Dr. Gergely Bodon, Leitender Arzt für Wirbelsäulenchirurgie Telefon 0711 3103-2750 g.bodon@klinikum-esslingen.de Dr. Arndt Pussert, Leitender Arzt für Wirbelsäulenchirurgie Telefon 0711 3103-2750 a.pussert@klinikum-esslingen.de Klinikum Esslingen Therapieabteilung für Physiotherapie Friederike Hardinghaus, Leiterin der Therapieapteilung Telefon 0711 3103-2485 f.hardinghaus@klinikum-esslingen.de Orthopädie, Praxis Berner's Braun Schneider Dr. Heiko Braun, niedergelassener Arzt für Orthopädie Telefon 0711 313732 braun@bbb-praxis.de Kontakt Schmerzhaft: Bei einem Bandscheibenvorfall tritt weiches Gewebe aus der Bandscheibe aus und drückt auf einen Nerv. „ Wir können heute auf wesentlich schonendere OP-Verfahren als vor zehn Jahren zurückgreifen. Manchmal reicht ein eineinhalb Zentimeter großer Schnitt.”

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