Ausgabe 1 >2022

1 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 31 Dr. Manuela Bihler Das Team des Mutter-Kind-Zentrums (MKZ) am Klinikum Esslingen ist als sogenanntes „Perinatalzentrum Level 1“ für Geburten aller Art gerüstet. Perinatal heißt so viel wie „um die Geburt herum“. Level 1 bedeutet, dass die Klinik über alle Möglichkeiten einschließlich spezialisierter intensivmedizinischer Behandlung für Frühgeborene verfügt, um auch Babys an der Grenze der Überlebensfähigkeit ab der 22. Schwangerschaftswoche zu betreuen. Dabei erfolgt die Anerkennung als Perinatalzentrum des Level 1 nicht nur auf Grund der strukturellen Voraussetzungen, sondern auch auf Grund der Erfahrung und der nachgewiesenen Qualität. „Im Kreißsaal haben wir speziell geschulte Hebammen, außerdem kompetente Pflegemitarbeiter auf der Wochenstation und der Schwangerenstation“, sagt Oberärztin und MKZ-Leiterin Dr. Manuela Bihler. Bei Risikogeburten ist der umfassendste und höchstmögliche Versorgungsstandard gewährleistet und das Team der Kinderklinik ist auf die Behandlung kranker und frühgeborener Babys spezialisiert. „Auf der Station der Neonatologie mit Intensivstation und ‚Päppelstation‘ können wir Kinder ab sehr frühen Schwangerschaftswochen betreuen“, so Dr. Bihler. Für Notfälle gerüstet „Als Level 1 Haus bekommen wir zusätzlich zu den ganz normalen Geburten Verlegungen aus anderen Kliniken oder auch andere, schwerwiegende Notfälle zugewiesen“, erklärt Hebamme und zentrale Praxisanleitung Tanja Haarer-Chaafi, die ihren Job gerade deswegen liebt: „Für Ärzte, Pfleger und Hebammen, ist es die größtmögliche und spannendste Herausforderung in einem so hoch qualifizierten Haus zu arbeiten.“ Typische Gründe, warum werdende Mütter außerplanmäßig ins MKZ kommen, sind beispielsweise vorzeitige Wehentätigkeit, Blutungen, vorzeitige Blasensprünge, Auffälligkeiten bei der Herztonableitung oder Unterbauchschmerzen, die weiter abgeklärt werden müssen. „In Notfällen ist es wichtig, dass gut geschultes Personal verfügbar ist“, betont Dr. Bihler. „Daher haben wir regelmäßig praktische Schulungen, bei denen wir gezielt Notfälle im Kreißsaal trainieren. Als Team sind wir so für den Ernstfall jederzeit vorbereitet.“ Vor allem ein kühler Kopf sei gefragt und Erfahrung, um die Situation gut einschätzen zu können. Die meisten der 1.800 Geburten, die das MKZ im Jahr durchschnittlich betreut, verlaufen ruhig und unkompliziert, so Dr. Bihler und Haarer-Chaafi. „Die wenigsten Frauen werden plötzlich von jetzt auf gleich von einem starken Wehenschmerz überrascht, sondern meist geht es langsam los und steigert sich im Verlauf “, sagt Haarer-Chaaf i. „Wir versuchen, die Gebärenden im Kreißsaal dort abzuholen, wo sie gerade stehen, um sie bestmöglich zu begleiten und zu unterstützen.“ Hebammen tragen viel Verantwortung Die meisten Gebärenden seien gut vorbereitet, haben im Vorfeld einen Geburtsvorbereitungskurs bei einer niedergelassenen Hebamme besucht und mit ihrer Hebamme alle Fragen rund um die Geburt besprochen. Viele Frauen haben zusätzlich die Hebammensprechstunde des Klinikums genutzt, oder sind zum Kreißsaal-Infoabend ins MKZ gekommen. „Für Patientinnen mit Risikoschwangerschaft oder mit besonderen Problemen biete ich außerdem eine spezielle Schwangerensprechstunde an“, sagt Dr. Bihler. In der Regel wünschen sich die Gebärenden eine „physiologische“ Geburt, also eine Geburt auf natürlichem Wege ohne Kaiserschnitt. Das sei auch im Sinne des Kindes, so Dr. Bihler. Physiologische Geburten werden von der zuständigen Hebamme betreut. „Wir Hebammen haben ein hohes Maß an Eigenverantwortung und treffen vielfältige Entscheidungen – natürlich auch in Absprache mit den Ärzten, wir arbeiten interdisziplinär.“ Rund 25 Hebammen sind im MKZ beschäftigt. Kreißsaal, >>> Gebärende setzen viel Vertrauen in Hebammen. Tanja Haarer-Chaafi

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