Ausgabe 1 >2022

Mehr Lebensqualität im Alter dank Therapie Physiotherapie Die Physiotherapie zielt darauf ab, die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des Körpers wiederherzustellen, zu verbessern oder zu erhalten. Wichtige Therapiefelder für ältere Menschen sind zum Beispiel Mobilitätstraining und Sturzprävention. Beim Training geht es auch darum, das Vertrauen in den eigenen Körper zu stärken. Physiotherapeuten beraten auch, zum Beispiel zu Hilfsmitteln wie Gehstock und Rollator. Ergotherapie Ergotherapeuten unterstützen Menschen mit körperlichen, psychischen oder sozialen Beeinträchtigungen bei der Bewältigung von Alltagsaufgaben. Selbstversorgung, Produktivität und Freizeitgestaltung sollen gefördert und so Lebensqualität und gesellschaftliche Teilhabe verbessert werden. Demenz oder altersbedingte Depressionen können Anlass für eine Ergotherapie geben, aber auch zum Beispiel ein Oberschenkelhalsbruch. Logopädie Logopäden sind Experten für die Diagnose und Behandlung von Sprech-, Stimm-, Schluck- und Hörstörungen. Im Pflegeheim arbeiten sie häufig mit Schlaganfallpatienten oder Demenzkranken. Silvio Schuster Eins-Zwei-Eins-Zwei. Mit einem Rhythmus fällt das Laufen leichter. Der ältere Herr hat Parkinson. Typisch für die Krankheit sind motorische Blockaden, die die Betroffenen mitten im Gehen verharren lassen. Zielgerichtete Übungen helfen, dieses „Einfrieren“ zu überwinden: Zum Beispiel gibt eine Begleitperson einen Takt vor oder stellt den eigenen Fuß vor den blockierten Fuß, um einen Gegendruck aufzubauen. Seit zwei Jahren besucht eine Physiotherapeutin den Parkinsonpatienten im Pflegeheim Obertor und übt mit ihm. Einmal pro Woche, zwanzig Minuten. „Anfangs saß er im Rollstuhl. Inzwischen trainieren wir zusammen das Treppensteigen“, erzählt Therapeutin Susanne Heinl-Baumann von der Praxis physio Esslingen. Ein unglaublicher Erfolg für den Bewohner – den HeinlBaumann aber nicht alleine auf ihr Konto verbuchen möchte. „Die Physiotherapeutin hat uns Pflegekräften genau erklärt, welche Übungen am meisten helfen und wie sie funktionieren. Dank dieser Anleitung konnten wir unser tägliches Mobilisierungsprogramm für den Bewohner sehr viel effektiver gestalten“, berichtet Pflegedienstleiter Paul Rockel. „Noch dazu haben wir uns mit der Therapeutin regelmäßig besprochen: Wie geht es dem Mann heute? Welche Fortschritte hat er gemacht? An welchen Defiziten müssen wir gemeinsam arbeiten?“ Gemeinsam Ressourcen fördern Ungefähr die Hälfte aller Bewohner im Pflegeheim Obertor, einem der fünf Häuser der Städtischen Pflegeheime Esslingen am Neckar, bekommt von ihrem Arzt eine Therapie verschrieben, schätzt Pflegekoordinator Silvio Schuster. „Der Unterstützungsbedarf ist groß. Mit dem Alter schwinden die Kräfte, die Mobilität verschlechtert sich, die kognitiven Fähigkeiten lassen nach. Physio-, Logo- und Ergotherapie helfen, vorhandene Ressourcen zu fördern und verhindern eine Verschlechterung.“ Im Pflegeheim Obertor hat man erkannt: Je enger Pflege und Therapie zusammenarbeiten, desto mehr profitieren die Bewohner. „Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz. Pflegefachkräfte und Therapeuten setzen sich gemeinsame Ziele und arbeiten zusammen daran, diese mit den Bewohnern zu erreichen“, sagt Paul Rockel. Dass Pflege und Therapie in so engem Austausch miteinander stehen, ist keine Selbstverständlichkeit. Im Pflegeheim Obertor schafft eine besondere Kooperation den Rahmen dafür. Seit Sommer 2020 kommen sechs Therapeuten der Praxis physio Esslingen, ergopraxis Esslingen und Logopädie Esslingen an festen Tagen ins Haus. Montags, mittwochs und donnerstags findet die Physiotherapie statt, mittwochs und freitags Ergotherapie, montags und mittwochs Logopädie. Jeder Therapeut behandelt mehrere Patienten hintereinander, ist also den ganzen Tag vor Ort. Die Therapeuten sparen sich dadurch Anfahrtswege und haben so neben der Behandlung ausreichend Zeit für Gespräche mit den Pflegefachkräften. Thilo Naujoks >>> Paul Rockel 1 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 45

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