Ausgabe 1 >2022

8 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2022 und blutdrucksenkenden Medikamenten unter Kontrolle zu halten. Zusätzlich gilt es, Risikofaktoren auszuschalten. Die Patienten sollten auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung achten und das Rauchen unterlassen. Bei Diabetikern ist eine optimale Einstellung des Blutzuckerspiegels wichtig.“ Zudem sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen stattfinden, so dass reagiert werden kann, falls eine Verschlechterung eintritt. Und: wer eine Gefäßveränderung hat, trägt ein erhöhtes Risiko, auch an den Herzkranzgefäßen erkrankt zu sein. Die periphere arterielle Verschlusskrankheit ist ein Marker für die koronare Herzkrankheit. So müssen Patienten, bei denen eine arteriosklerotische Engstelle beispielsweise der Beinarterie festgestellt wird, unbedingt auch kardiologisch untersucht werden. Endovaskuläre Intervention: Schonender, minimalinvasiver Eingriff „Meine Aufgabe als Gefäßchirurg beschränkt sich nicht auf das Operieren. Ich muss den Patienten von A bis Z kennen, um entscheiden zu können, ob eine OP oder ein anderes Therapieverfahren das Beste ist“, so Professor Demirel. Das erfordert viel Fachwissen und Erfahrung. Professor Demirel bringt beides mit. Er betreute am Universitätsklinikum Heidelberg 13 Jahre lang Gefäßpatienten, ab 2019 als Leitender Oberarzt und ständiger Vertreter des Ärztlichen Direktors der Klinik für Gefäßchirurgie und Endovaskuläre Chirurgie. Im April 2022 wechselte er als Chefarzt der Gefäß- und Endovaskularchirurgie nach Esslingen. Mit ihm gewinnt das Klinikum Esslingen einen ausgewiesenen Experten für ein besonders schonendes, minimalinvasives Therapieverfahren: die endovaskuläre Chirurgie. Dabei werden Erkrankungen innerhalb der Gefäße mit speziellen Operationsinstrumenten behandelt. Professor Demirel trägt die Zusatzbezeichnung „Endovaskulärer Spezialist“ durch die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG). Gemeinsam mit Ahmet Türk, dem Leitenden Oberarzt der Esslinger Gefäß- und Endovaskularchirurgie, der ebenfalls große Erfahrung auf diesem Gebiet hat, will Professor Demirel die endovaskuläre Chirurgie am Klinikum Esslingen weiter ausbauen. „Muss eine Gefäßveränderung operiert werden, gilt die endovaskuläre Intervention als Goldstandard. Der Eingriff erfolgt in der Regel ohne Vollnarkose. Statt offen zu operieren punktiere ich eine als Zugang ins Gefäßsystem geeignete Arterie, meist an der Leiste. Unter Röntgendurchleuchtung schiebe ich feine Drähte und Katheter durch die Blutbahn vor bis zu der erkrankten Stelle.“ An Bord des Katheters befinden sich winzige Instrumente, mit deren Hilfe das Gefäß „repariert“ wird. So kann man zum Beispiel Gefäßverengungen oder Gefäßverschlüsse mithilfe eines Ballons aufweiten und mit einem Stent, einem rohrförmigen Implantat, die Offenheit gewährleisten. Eine sehr sichere, erfolgreiche Methode. >>> Neue Hoffnung bei amputationsgefährdeten Patienten Chronische Durchblutungsstörungen der Beine können im fortgeschrittenen Stadium offene Wunden und extreme Schmerzen auslösen. Besonders gefährdet sind Diabetiker. Manchen Patienten bringt nur eine Amputation Linderung. Eine innovative Methode kann bei geeigneten Fällen den drohenden Verlust des Beines abwenden: Mittels eines speziellen minimalinvasiven Verfahrens wird eine direkte Verbindung zwischen einer Arterie und Vene am Unterschenkel hergestellt. Der Blutfluß wird umgeleitet, die Vene übernimmt die Funktion der Arterie. „Die venöse Arterialisierung befindet sich derzeit in der Phase der klinischen Erprobung. Am Universitätsklinikum Heidelberg hatte ich Gelegenheit, das Verfahren selbst anzuwenden und möchte es auch in Zukunft am Klinikum Esslingen anbieten“, so Professor Demirel. „Hybride“ Operationen werden in einem mit spezieller Medizintechnik ausgerüsteten OP-Saal durchgeführt. Schematische Darstellung der „inneren Schienung“ eines Aortenaneurysmas der Bauchschlagader.

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