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Esslinger Gesundheitsmagazin 41
spiegelung in den Magen eingebracht und verkleinert den
Mageninhalt. Spätestens nach drei bis sechs Monaten muss der
Ballon allerdings wieder entfernt werden. „Der Magenballon ist
eine gute Überbrückungsmaßnahme bei Patienten mit extre-
mem Übergewicht und hohem Operationsrisiko“, erklärt Profes-
sor Staib. Erreicht wird so eine Gewichtsreduktion, die anschlie-
ßend eine Operation erlaubt. Kaum noch angewandt wird das
Magenband, das um den Mageneingang gelegt wird und dazu
führt, dass nur noch kleine Mengen Nahrung durch die Öffnung
gelangen. „Eine längerfristige Gewichtsreduzierung lässt sich
damit nicht erzielen.“
Mit einer Operation wird der Magen verkleinert
Besonders wirkungsvoll sind dagegen Magenschlauch und
Magenbypass, die im Esslinger Adipositas-Zentrum den über-
wiegenden Teil der Eingriffe ausmachen. Beim Magenschlauch
wird der Magen durch die Operation um vier Fünftel verkleinert.
Dabei werden auch die Rezeptor-Zellen in der Magenwand, die
sogenannten Ghrelin-Rezeptoren, entfernt, die für das Hunger-
gefühl verantwortlich sind. Anschließend können die Patienten
nur noch kleine Portionen essen und nehmen sehr schnell ab.
Noch effektiver ist der Magenbypass, bei dem Magen und
Zwölffingerdarm umgangen werden. Die Nahrung gelangt über
einen kleinen Restmagen direkt in den Dünndarm.
Der Effekt der Operation, die meist minimalinvasiv, also in der
sogenannten Schlüssellochtechnik durchgeführt werden kann,
ist erstaunlich. Am Anfang verlieren die Patienten pro Woche
zwischen drei und vier Kilogramm an Gewicht, innerhalb eines
Jahres sind es im Schnitt rund 50 Kilogramm weniger, die sie
auf die Waage bringen. Zudem bildet sich in 80 Prozent der Fälle
der Diabetes zurück, die Herz-Kreislaufbeschwerden und andere
Begleiterkrankungen reduzieren sich deutlich.
Mit einem speziellen Nachsorgekonzept begleiten das Adipo-
sitas-Zentrum und der Hausarzt die Patienten nach der Ope-
ration. Außerdem profitieren viele auch vom Besuch der Ess-
linger Adipositas-Selbsthilfegruppe. Ein wichtiges Thema hier
sind immer wieder die nach dem Gewichtsverlust entstehenden
herunterhängenden Hautlappen an Armen, Beinen und Bauch,
die nicht nur unschön aussehen, sondern auch scheuern und
sich entzünden können. Hier kooperiert das Adipositas-Zentrum
mit zwei plastischen Chirurgen, die den Körper wieder in Form
bringen.
„Wir sind heute mit unserem Adipositas-Zentrum sehr gut auf-
gestellt“, zieht Professor Staib nach fünf Jahren Bilanz. Zum
Start hatte das gesamte Behandlungsteam an der Uniklink
Würzburg ein spezielles Training absolviert. Inzwischen haben
Chirurgen, Anästhesisten und Pflegekräfte viel Erfahrung mit
den schwergewichtigen Patienten. „Außerdem haben wir für alle
erdenklichen Begleiterkrankungen die Spezialisten im Haus, so
dass wir eine umfassende, interdisziplinäre Behandlung sicher-
stellen können.“
so
„Alle Eingriffe
führen im Ergeb
nis dazu, dass
die Patienten
anschließend
nur noch kleine
Essensportionen
zu sich nehmen
können und
rasch kein Hun
gergefühl mehr
haben.“
So viele Menschen
leiden an Adipositas
in Deutschland
23% Männer
24% Frauen
Klinikum Esslingen
Klinik für Allgemein-
und Viszeralchirurgie
Chefarzt
Professor Dr. Ludger Staib
Telefon 0711 3103-2601
l.staib@klinikum-esslingen.deAdipositas-Sprechstunde:
Montags von
12:30 bis 14:30 Uhr
Anmeldung unter Telefon:
0711 3103-2601
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