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2 2017

Esslinger Gesundheitsmagazin 37

werte im Griff zu behalten. In Deutschland sind rund sieben

Millionen Menschen an Diabetes erkrankt, darunter etwa 90

Prozent am Typ 2 Diabetes. Eine eigene medizinische Fachdis-

ziplin, die Diabetologen, außerdem Ernährungs- und Diätberater,

kümmern sich um diese Patienten und ermöglichen ihnen so ein

Leben mit der Zuckerkrankheit, trotz der gravierenden Produk-

tionsausfälle in der Bauchspeicheldrüse.

Bei Erkrankung des exokrinen Pankreasanteils, der für die Nah-

rungsverwertung so wichtig ist, sind dagegen die Gastroente-

rologen die medizinischen Spezialisten. Sie sind für Diagnostik

und Therapie von Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts und

der damit verbundenen Organe Leber, Gallenblase und eben auch

der Bauchspeicheldrüse, zuständig. „Die Bauchspeicheldrüsen-

Entzündung oder Pankreatitis ist die häufigste Erkrankung des

exokrinen Teils“, erklärt der Esslinger Gastroenterologe Dr. Bern-

hard Neef. Unterschieden wird die akute von der chronischen

Pankreatitis. „Eine akute Bauchspeicheldrüsen-Entzündung kann

sehr heftig sein, mit starken Schmerzen im Oberbauch, die in

den Rücken ausstrahlen, einem fest gespannten „Trommel-

bauch“, Übelkeit und Erbrechen. Patienten, mit diesen Sympto-

men werden meist direkt in die Krankenhaus-Notaufnahme

geschickt.“ In 45 Prozent der Fälle sind Gallensteine die Ursache.

Denn der Gallengang

mündet gemeinsam mit

Ableitungen der Verdau-

ungs s ek r e te aus der

Bauchspeicheldrüse in

den Darm. Wenn dann ein

Gallenstein den Abfluss

versperrt, kann es zum

Rückstau kommen und

dann entsteht eine Ent-

zündung, in deren Folge

sich die Bauchspeichel-

drüse praktisch selbst

verdaut. Das heißt, Drü-

sengewebe wird zerstört. Durch die Gallenbeteiligung leiden die

Betroffenen zusätzlich oft unter einer Gelbsucht. Mit 35 Prozent

ebenfalls sehr häufig ist übermäßiger oder regelmäßiger Alko-

hol- und Nikotinkonsum Ursache für eine akute Pankreatitis. In

15 Prozent der Fälle lässt sich keine konkrete Ursache erkennen.

Akute und chronische Entzündung

der Bauchspeicheldrüse

Eine Blutuntersuchung im Rahmen der Diagnostik zeigt erhöhte

Hormonwerte, vor allem von Lipase. Daneben wird die Bauch-

speicheldrüse mit Ultraschall untersucht. „Weil Magen und Darm

vor dem Pankreas liegen, kann die Ultraschalluntersuchung

schwierig sein“, berichtet Dr. Neef. Besonders nahe kommt der

Arzt der Bauchspeicheldrüse mit der Endosonografie, bei der ein

Ultraschallkopf über ein Endoskop, wie bei einer Magenspiege-

lung über die Speiseröhre an die Drüse herangeführt wird. Auch

die Computertomografie (CT) und Kernspintomografie (MRT)

kann zur Untersuchung eingesetzt werden. „Ein Problem kann

in manchen Fällen die Abgrenzung einer akuten Pankreatitis von

einer Krebserkrankung der Bauchspeicheldrüse.“ Oft bringt erst

der Krankheitsverlauf Gewissheit: Wenn die Entzündung

abklingt, handelt es sich meist nicht um Krebs.

Neben der akuten Pankreatitis kann die Bauchspeicheldrüsen-

Entzündung auch chronisch werden. Entzündet sich die Bauch-

speicheldrüse immer wieder oder gar dauerhaft, geht

etwa auf Höhe des Bauchnabels hinter dem Bauchfell, zwischen

Magen, Zwölffingerdarm, Milz, Leber und den großen Blutge-

fäßen des Bauchraums. Sie misst in der Länge gerade mal 16

bis 20 Zentimeter, ist drei bis vier Zentimeter breit und nur ein

bis zwei Zentimeter dick. Geglie-

dert ist sie in Pankreaskopf,

-körper und -schwanz. Der

Pankreasschwanz enthält die

L anger hans s chen Ins eln –

benannt nach dem deutschen

Mediziner Paul Langerhans, der

diese Inselzellen 1869 entdeckte.

Hier, in diesen hochspezialisier-

ten Zellen, findet die Produk-

tion der Hormone statt,

die unseren Blutzucker

kontrollieren.

Aufgrund ihrer Doppelrolle – Produktion von

Verdauungssekret und von Hormonen – sind

auch die Auswirkungen höchst unter-

schiedlich, die Erkrankungen der Bauch-

speicheldrüse auslösen. Bekannteste

Erkrankung des endokrinen Teils ist die

Zuckerkrankheit oder Diabetes melli-

tus. Beim Diabetes Typ 1, von dem

häufig junge Menschen betroffen

sind, wird in den Langerhansschen

Inseln kein Insulin mehr produziert.

Die Betroffenen müssen ihrem Körper

ihr Leben lang Insulin in genau dosier-

ten Mengen spritzen – abhängig

davon, was sie gerade gegessen und

getrunken oder wie intensiv sie Sport

getrieben haben. Beim Diabetes Typ 2

dagegen reagieren die Körperzellen nicht

mehr ausreichend auf das Insulin. Betrof-

fen sind meist ältere und vor allem über-

gewichtige Menschen. Die Bauchspeichel-

drüse reagiert darauf mit einer erhöhten

Insulinproduktion, bis sie schließlich überfordert

ist und die Insulinproduktion einstellt. Auch hier

muss mit Medikamenten und schließlich mit Insu-

lingaben gegengesteuert werden, um die Blutzucker-

Die Bauchspeicheldrüse ist

16

bis

20

Zentimeter lang.

>>>

„Pankreaskarzinom wird

oft erst spät entdeckt,

weil es lange keine

Beschwerden macht.“