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Esslinger Gesundheitsmagazin 37
werte im Griff zu behalten. In Deutschland sind rund sieben
Millionen Menschen an Diabetes erkrankt, darunter etwa 90
Prozent am Typ 2 Diabetes. Eine eigene medizinische Fachdis-
ziplin, die Diabetologen, außerdem Ernährungs- und Diätberater,
kümmern sich um diese Patienten und ermöglichen ihnen so ein
Leben mit der Zuckerkrankheit, trotz der gravierenden Produk-
tionsausfälle in der Bauchspeicheldrüse.
Bei Erkrankung des exokrinen Pankreasanteils, der für die Nah-
rungsverwertung so wichtig ist, sind dagegen die Gastroente-
rologen die medizinischen Spezialisten. Sie sind für Diagnostik
und Therapie von Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts und
der damit verbundenen Organe Leber, Gallenblase und eben auch
der Bauchspeicheldrüse, zuständig. „Die Bauchspeicheldrüsen-
Entzündung oder Pankreatitis ist die häufigste Erkrankung des
exokrinen Teils“, erklärt der Esslinger Gastroenterologe Dr. Bern-
hard Neef. Unterschieden wird die akute von der chronischen
Pankreatitis. „Eine akute Bauchspeicheldrüsen-Entzündung kann
sehr heftig sein, mit starken Schmerzen im Oberbauch, die in
den Rücken ausstrahlen, einem fest gespannten „Trommel-
bauch“, Übelkeit und Erbrechen. Patienten, mit diesen Sympto-
men werden meist direkt in die Krankenhaus-Notaufnahme
geschickt.“ In 45 Prozent der Fälle sind Gallensteine die Ursache.
Denn der Gallengang
mündet gemeinsam mit
Ableitungen der Verdau-
ungs s ek r e te aus der
Bauchspeicheldrüse in
den Darm. Wenn dann ein
Gallenstein den Abfluss
versperrt, kann es zum
Rückstau kommen und
dann entsteht eine Ent-
zündung, in deren Folge
sich die Bauchspeichel-
drüse praktisch selbst
verdaut. Das heißt, Drü-
sengewebe wird zerstört. Durch die Gallenbeteiligung leiden die
Betroffenen zusätzlich oft unter einer Gelbsucht. Mit 35 Prozent
ebenfalls sehr häufig ist übermäßiger oder regelmäßiger Alko-
hol- und Nikotinkonsum Ursache für eine akute Pankreatitis. In
15 Prozent der Fälle lässt sich keine konkrete Ursache erkennen.
Akute und chronische Entzündung
der Bauchspeicheldrüse
Eine Blutuntersuchung im Rahmen der Diagnostik zeigt erhöhte
Hormonwerte, vor allem von Lipase. Daneben wird die Bauch-
speicheldrüse mit Ultraschall untersucht. „Weil Magen und Darm
vor dem Pankreas liegen, kann die Ultraschalluntersuchung
schwierig sein“, berichtet Dr. Neef. Besonders nahe kommt der
Arzt der Bauchspeicheldrüse mit der Endosonografie, bei der ein
Ultraschallkopf über ein Endoskop, wie bei einer Magenspiege-
lung über die Speiseröhre an die Drüse herangeführt wird. Auch
die Computertomografie (CT) und Kernspintomografie (MRT)
kann zur Untersuchung eingesetzt werden. „Ein Problem kann
in manchen Fällen die Abgrenzung einer akuten Pankreatitis von
einer Krebserkrankung der Bauchspeicheldrüse.“ Oft bringt erst
der Krankheitsverlauf Gewissheit: Wenn die Entzündung
abklingt, handelt es sich meist nicht um Krebs.
Neben der akuten Pankreatitis kann die Bauchspeicheldrüsen-
Entzündung auch chronisch werden. Entzündet sich die Bauch-
speicheldrüse immer wieder oder gar dauerhaft, geht
etwa auf Höhe des Bauchnabels hinter dem Bauchfell, zwischen
Magen, Zwölffingerdarm, Milz, Leber und den großen Blutge-
fäßen des Bauchraums. Sie misst in der Länge gerade mal 16
bis 20 Zentimeter, ist drei bis vier Zentimeter breit und nur ein
bis zwei Zentimeter dick. Geglie-
dert ist sie in Pankreaskopf,
-körper und -schwanz. Der
Pankreasschwanz enthält die
L anger hans s chen Ins eln –
benannt nach dem deutschen
Mediziner Paul Langerhans, der
diese Inselzellen 1869 entdeckte.
Hier, in diesen hochspezialisier-
ten Zellen, findet die Produk-
tion der Hormone statt,
die unseren Blutzucker
kontrollieren.
Aufgrund ihrer Doppelrolle – Produktion von
Verdauungssekret und von Hormonen – sind
auch die Auswirkungen höchst unter-
schiedlich, die Erkrankungen der Bauch-
speicheldrüse auslösen. Bekannteste
Erkrankung des endokrinen Teils ist die
Zuckerkrankheit oder Diabetes melli-
tus. Beim Diabetes Typ 1, von dem
häufig junge Menschen betroffen
sind, wird in den Langerhansschen
Inseln kein Insulin mehr produziert.
Die Betroffenen müssen ihrem Körper
ihr Leben lang Insulin in genau dosier-
ten Mengen spritzen – abhängig
davon, was sie gerade gegessen und
getrunken oder wie intensiv sie Sport
getrieben haben. Beim Diabetes Typ 2
dagegen reagieren die Körperzellen nicht
mehr ausreichend auf das Insulin. Betrof-
fen sind meist ältere und vor allem über-
gewichtige Menschen. Die Bauchspeichel-
drüse reagiert darauf mit einer erhöhten
Insulinproduktion, bis sie schließlich überfordert
ist und die Insulinproduktion einstellt. Auch hier
muss mit Medikamenten und schließlich mit Insu-
lingaben gegengesteuert werden, um die Blutzucker-
Die Bauchspeicheldrüse ist
16
bis
20
Zentimeter lang.
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„Pankreaskarzinom wird
oft erst spät entdeckt,
weil es lange keine
Beschwerden macht.“