

32 Esslinger Gesundheitsmagazin
2 2017
Der Kinderarzt rät Eltern, dass sie bei Unsicherheit, was ihr Kind
genommen hat, lieber den Krankenwagen rufen. Wichtig sei
dann, dass die Eltern die Packung mit den Medikamenten oder
das Reinigungsmittel mitbringen. „Die Begleitumstände sind für
uns sehr wichtig. Wann hat sich das Kind vergiftet, wie hoch
war die Dosis, wo ist es passiert“, erklärt er. Denn oft sind die
Kinder noch zu klein, um sie zu befragen. Auch ein Anruf bei der
Giftnotrufzentrale ist hilfreich. Die Mitarbeiter können erste
Hinweise geben, was zu tun ist.
Im Krankenhaus werden die Kinder stationär aufgenommen und
beobachtet. Atmung und Kreislauf werden überwacht und
manchmal erhalten die Kinder eine Infusion. „Beim Verdacht auf
Einnahme von Herzmedikamenten überwachen wir die Herz
tätigkeit“, sagt Dr. Behrwind. Selten muss der Magen gespült
werden. Da die Dosen meist sehr gering sind, bleiben bei den
Kindern auch keine gesundheitlichen Folgen zurück.
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Klinikum Esslingen
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Oberarzt Dr. Giso Behrwind
Telefon 0711 3103-3501
g.behrwind@klinikum-esslingen.de„Die Begleitumstände
sind für uns sehr wich
tig. Wann hat sich das
Kind vergiftet, wie hoch
war die Dosis, wo ist
es passiert.“
Einige Gefahrenstoffe für Kinder
• Backofenreinigungsmittel
• Fleckenentferner
• Duftöle
• Schädlingsbekämpfungsmittel
• Essigsäure
• WC-Reiniger
• Möbelpolitur
• Desinfektionsmittel
• Feuerzeugbenzin
• Lampenöl
• Alkohol
•Medikamente
Harmlose Substanzen
• Beißringflüssigkeit
• Blumenerde
• Filzstifte, Kugelschreiber
• Lippenstifte
• Styropor
• Kaugummi
• Kerzen
Vergiftung durch Alkohol
Auch Kinder und Jugendliche, die auf ihrer ersten Party Alkohol
probiert haben und ihr Limit nicht einschätzen können, landen
häufig in der Notaufnahme des Klinikums Esslingen. „Da reicht
schon ein halbes Glas Bier und die Jugendlichen torkeln und
erbrechen“, sagt Dr. Behrwind. Manche von ihnen probieren
auch die härteren Sachen wie Wodka. Die Anzahl der Alkohol-
vergiftungen bei Jugendlichen gehe aber zurück. Dazu tragen
die verschiedenen Präventionsprograme bei. „Die Jugendlichen,
die einmal bei uns waren, kommen nie wieder. Sie lernen dar-
aus.“ Neben der Gefahr der Vergiftung durch den Alkohol und
die Unterkühlung, sind die Kinder und Jugendlichen unter Alko-
holeinfluss auch von körperlicher und sexueller Gewalt bedroht.
Behandelt werden müssen auch immer öfter Jugendliche, die
neue psychoaktive Substanzen eingenommen haben. Diese Dro-
gen werden unter harmlosen Namen wie Badesalz oder Kräu-
termischungen im Internet angeboten. Meist handelt es sich um
künstliche Cannabinoide, die den Inhaltsstoffen der Cannabis-
pflanze nachgeahmt wurden. „Diese Stoffe sind nicht nachweis-
bar, aber sehr gefährlich“, sagt Dr. Behrwind. Sie können zu
Kreislauf- und Nierenversagen, Unruhe oder Aggression führen.
Für die Mediziner sind diese Patienten sehr schwer zu behan-
deln, da ihnen die Inhaltsstoffe unbekannt sind.
aw