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2 2017

Esslinger Gesundheitsmagazin 35

geschichte

genemphysem-Behandlung aufgenom-

men. Für beide Verfahren gilt Professor

Hetzel als Spezialist. Am Krankenhaus

vom Roten Kreuz in Bad Cannstatt wur-

den in den zurückliegenden fünf Jahren

weit über 1.000 solcher bronchoskopi-

schen Behandlungen bei Patienten aus

allen Regionen Deutschlands durchge-

führt. Regelmäßig wird die Auswahl der

richtigen Methode zur Therapie des Lun-

genemphysems gemeinsam zwischen

Thoraxchirurgen, Pneumologen und

Radiologen des TESS abgestimmt. Die

standortübergreifende Zusammenarbeit

der verschiedenen Disziplinen ist auch bei

dieser häufigen Lungenerkrankung oft-

mals der Schlüssel für eine erfolgreiche

Behandlung und der Garant für Sicherheit

bei Komplikationen.

Als vielversprechendes Verfahren wurde

die bronchoskopische Lungenvolumenre-

duktion mit Coils von 2012 bis August

2017 nach der Innovationsklausel des

Krankenhausentgeltgesetzes von den

gesetzlichen Krankenkassen vergütet. In

dieser Zeit hat eine Reihe von Studien

gleichzeitig den Erfolg der Behandlung

bestätigt. Deshalb empfahlen auch die

Vertreter aller pneumologischen Fachge-

sellschaften das Verfahren als eine mög-

liche Behandlungsalternative. „Die bron-

choskopische Coilimplantation stellt eine

wichtige Behandlungsoption für Patien-

ten mit schwerem Lungenemphysem dar,

wenn andere Therapiemöglichkeiten aus-

geschöpft sind, sagt Professor Hetzel.

Allerdings steht diese wichtige Behand-

lungsmöglichkeit nicht bei allen Kranken-

kassen im Leistungskatalog. Bei bereits

durchgeführten Behandlungen wird die

Kostenübernahme nachträglich abge-

lehnt. Den Krankenhäusern bleibt dann

nur der langwierige Klageweg. Manche

Krankenkasse in Baden-Württemberg ist

inzwischen dazu übergegangen, erst gar

keine Rechnungen für die Behandlung

anzunehmen. „Trotz positiver Studien und

dem Nachweis, dass die Lungenvolumen-

reduktion mit Coils für Patienten mit

schwerem Lungenemphysem Erleichte-

rung und einen Gewinn an Lebensqualität

bringen kann, können wir das Verfahren

derzeit leider kaum noch anbieten“, sagt

Professor Hetzel.

Weaningzentrum – Entwöhnung

von der künstlichen Beatmung

Neben der Diagnose und Therapie von

Lungenerkrankungen ist auch die Beat-

mungsmedizin Teil der Arbeit im Thorax-

zentrum Esslingen Stuttgart – TESS.

Patienten, die lange künstlich beatmet

wurden, müssen nicht selten von der

Beatmungsmaschine entwöhnt werden.

Nach sehr großen Lungenoperationen

kann das notwendig werden oder auch

bei Patienten, die nach einemUnfall lange

auf der Intensivstation lagen. Dazu steht

im Krankenhaus Bad Cannstatt ein zerti-

fiziertes Beatmungsentwöhnungs-Zent-

rum, ein sogenanntes Weaningzentrum,

zur Verfügung. Hier werden die Patienten

schrittweise wieder an die Spontanat-

mung herangeführt. Zunächst minuten-,

später stundenweisen wird bei den Pati-

enten die Beatmungsmaschine unter

Beobachtung eines Atemtherapeuten in

immer längeren Intervallen abgeschaltet.

Bis zu drei Monaten kann es dauern, bis

sich die Atemmuskulatur soweit erholt

hat, dass die Patienten wieder ohne

Maschine atmen können.

„In den vergangenen zehn Jahren hat sich

die standortübergreifende Zusammenar-

beit im TESS zu einem Erfolgsmodell ent-

wickelt, von dem vor allem unsere Pati-

enten profitieren“, urteilt der Esslinger

Thoraxchirurg Professor Liewald. Das

gebündelte Wissen der medizinischen

Spezialisten und deren unbürokratische

Abstimmung über die für jeden Patienten

bestmögliche Therapie steigere ohne

Zweifel die Behandlungserfolge.

so

Thoraxzentrum Esslingen

Stuttgart – TESS

Kontakt Klinikum Esslingen

Telefon 0711 3103-2451

Kontakt Krankenhaus vom

Roten Kreuz

Telefon 0711 5533-21111

Rund

400

Lungenkrebspatienten werden

pro Jahr im TESS erstmals

behandelt.