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2 2017

Esslinger Gesundheitsmagazin 31

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aus Großmutters

Handtasche

Kinder sehen die Welt anders als Erwachsene – das weiß Dr. Giso

Behrwind, Oberarzt an der Klinik für Kinder und Jugendliche am

Klinikum Esslingen aus langjähriger Erfahrung. „Deshalb darf

man Eltern auch keinen Vorwurf machen, wenn ihre Kinder aus

Neugier die Tabletten der Großmutter geschluckt oder das lila

Spülmittel probiert haben.“ Denn häufig vergiftet sich das Kind

durch einen Zufall. Die Schachtel mit den Tabletten liegt in der

offenen Handtasche der Großmutter oder die Packung mit den

Schmerzmitteln frei zugänglich im Bad. Sobald die Kinder anfan-

gen zu krabbeln, steigt die Gefahr, dass sie sich unabsichtlich

vergiften. Auch die Tabs für die Spül- und Waschmaschine mit

ihren bunten Farben können für Kinder interessant sein. Ebenso

Putzmittel oder Rohrreiniger, die in bunten Flaschen abgefüllt

sind. „Zum Glück haben die Hersteller reagiert und die Deckel

mit einer Kindersicherung versehen“, sagt Dr. Behrwind. Trotz-

dem kann es dazu kommen, dass Kinder einen Schluck aus der

Flasche mit der Holzpolitur nehmen. Meist geschieht sowas,

wenn die Eltern beim Streichen durch das Klingeln des Telefons

abgelenkt werden, Kinder allein der Garage oder im Hobbyraum

spielen oder die Putzmittel nach dem Einkaufen nicht sofort

sicher verstaut werden. „Reinigungsmittel und ähnliches sollten

niemals in Getränkeflaschen umgefüllt werden, denn die Kinder

verstehen nicht, warum sie gerade aus dieser einen Flasche nicht

trinken dürfen“, sagt er.

Ruhe bewahren und Hilfe holen

Sollte das Kind aber dennoch mal eine giftige Substanz zu sich

genommen haben oder Eltern den Verdacht hegen, heißt es Ruhe

bewahren. Symptome für eine Vergiftung können weite Pupillen,

Unruhe und Benommenheit sein. „Bauchschmerzen sind zu

unspezifisch“, sagt Dr. Behrwind. Beim Verdacht auf eine Ver-

giftung mit Tabletten können Eltern selbst nachsehen, ob sich

Sie sehen aus wie Süßigkeiten oder sind in bunten Flaschen abge-

füllt – Gefahrenstoffe für Kinder. Dr. Giso Behrwind erklärt, was

Eltern bei einer Vergiftung beachten sollen.

noch Reste im Mund befinden und diese entfernen. In jedem

Fall ist es wichtig, dem Kind Wasser, Saft oder Tee zu geben, um

den Giftstoff zu verdünnen. In keinem Fall darf man das Erbre-

chen herbeiführen. „Säuren aus Putzmitteln können dabei die

Speiseröhre und die Atemwege erneut verätzen.“ Nach dem

Knabbern an Pflanzen bleiben manchmal Teile im Mund oder

Rachen stecken. Vermehrter Speichelfluss ist ein Anzeichen.

Dann müssen auch diese Teile entfernt werden.

Was tun bei einem Verdacht

auf eine Vergiftung?

• Ruhe bewahren

• Sichern Sie die giftige Substanz, Pflanze oder

Verpackung.

• Lassen Sie Ihr Kind in kleinen Schlucken Wasser, Tee

oder Saft trinken. Geben Sie ihm auf keinen Fall

Milch zu trinken. Denn das Fett in der Milch

beschleunigt die Giftaufnahme durch den Darm.

• Das Kind sollte nicht zum Erbrechen gebracht

werden.

• Es sollte kein Salzwasser verabreicht werden, um

das Erbrechen auszulösen.

• Kontaktieren Sie die Giftnotrufzentrale unter Telefon

0761 19240

. Schildern Sie den Mitarbeiten die

Symptome Ihres Kindes und woran es sich

möglicherweise vergiftet haben kann.

Wählen Sie 112

Dr. Giso Behrwind