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Professor Dr. Ludger Staib Dr. Bernhard Neef

38 Esslinger Gesundheitsmagazin

2 2017

Klinikum Esslingen

Klinik für Allgemein-

und Viszeralchirurgie

Chefarzt

Professor Dr. Ludger Staib

Telefon 0711 3103-2601

l.staib@klinikum-esslingen.de

Gastroenterologische Praxis

Dr. Bernhard Neef

Berliner Straße 4

73728 Esslingen

Telefon 0711 3105759-0

info@gastroenterologie-

drneef.de

das Gewebe des Organs zugrunde und wird durch Bindegewebe

ohne Funktion ersetzt. Es entsteht eine sogenannte Fibrose.

Ursache für die chronische Pankreatitis ist ebenfalls sehr oft

Nikotin- und Alkoholmissbrauch. Auch erbliche Faktoren spie-

len eine wohl größere Rolle als früher vermutet. Patienten mit

einer chronischen Pankreatitis klagen ebenfalls über Schmerzen

im Oberbauch, die mit der Dauer der Erkrankung zunehmen.

Zudem zeigt der Funktionsverlust der Bauchspeicheldrüse Wir-

kung. Da die Verdauungsenzyme fehlen, kommt es zu Durchfäl-

len, fettigem Stuhl, Blähungen und Bauchkrämpfen. Die Pati-

enten nehmen infolgedessen deutlich ab.

„Patienten mit einer Bauchspeicheldrüsen-Entzündung erhalten

Medikamente gegen die Schmerzen und müssen auf Alkohol

und das Rauchen verzichten. Außerdem kann es nötig sein, die

fehlenden Verdauungsenzyme zu ersetzen, um die Nährstoff-

aufnahme zu normalisieren“, berichtet Dr. Neef. In schweren

Fällen kann auch eine Operation angezeigt sein, mit der abge-

storbenes Gewebe entfernt wird.

Interdisziplinäre Behandlung im

Esslinger Pankreaskarzinom-Zentrum

Bei einer Krebserkrankung der Bauchspeicheldrüse, dem soge-

nannten Pankreaskarzinom, gehört eine Operation fast immer

zur Behandlungsstrategie. Das Klinikum Esslingen hat für die

Diagnostik und Therapie dieser tückischen Erkrankung ein Pan-

kreaskarzinom-Zentrum gegründet, in dem die Patienten inter-

disziplinär von Onkologen, Viszeralchirurgen und Strahlenthe-

rapeuten behandelt werden. Professor Dr. Ludger Staib, Chefarzt

der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, leitet das Zent-

rum, das seit 2014 von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG)

zertifiziert ist. „Das Pankreaskarzinom ist ein sehr aggressiver

Tumor, der sehr schnell Absiedlungen, die sogenannten Metas-

tasen, überall im Körper bildet“, erläutert er. „Außerdem wird

die Krebserkrankungen oft erst spät entdeckt, weil sie lange

keine Beschwerden macht und die Bauchspeicheldrüse sehr ver-

steckt im Körper liegt.“ Oft klagen die Patienten über Rücken-

schmerzen, die zunächst mit einem Bandscheibenproblem ver-

wechselt werden. „Ein Leitsymptom ist zudem der Ikterus, die

Gelbsucht.“ Daneben kann das Hormon Lipase durch den Auf-

stau im Gang der Bauchspeicheldrüse erhöht sein. Zudem

berichten die Patienten von Appetitlosigkeit und ungeklärter

Gewichtsabnahme. „Nicht selten schicken Haus- oder Fachärzte

nach einer Ultraschalluntersuchung Patienten mit einer Ver-

dachtsdiagnose in unsere Sprechstunde“, sagt Professor Staib.

Je nachdem, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist und wo

der Tumor sitzt, werden einzelne Teile der Bauchspeicheldrüse,

das gesamte Organ, mitunter auch umgebende Strukturen und

Organanteile von Magen, Darm und Leber operativ entfernt.

Diese großen Operationen können bis zu acht Stunden dauern

und werden aufgrund ihrer Komplexität nur an spezialisierten

Zentren, wie dem in Esslingen, durchgeführt. „Die Bauchspei-

cheldrüse ist ein chirurgisch sehr unfreundliches Organ, das dem

Operateur viel Wissen und Erfahrung abverlangt“, urteilt Pro-

fessor Staib. Und meist müssen auch mögliche Mikrometastasen

mitberücksichtigt werden, die sich in den Lymphwegen, entlang

der Nervenstränge, in der Leber, im Bauchfell und im Knochen

bilden können. „In der Regel schließen sich deshalb an die Ope-

ration immer auch Chemo- und Strahlentherapie an. Im Rahmen

der Studie NEONAX untersuchen die Ärzte des Esslinger Pank-

reaskarzinom-Zentrums zusammen mit Kollegen in Deutschland

derzeit, ob eine Chemotherapie vor der Operation den Tumor

verkleinert und so die Prognose für die Patienten verbessert.

Nach wie vor hat ein bösartiger Tumor der Bauchspeicheldrüse

eine schlechte Prognose, die einen interdisziplinären Behand-

lungsansatz verlangt.

so

Gewusst?

Ohne Pankreassaft

keine Verdauung

Die Bauchspeicheldrüse spielt eine zentrale

Rolle bei der Verdauung. Beim Menschen pro-

duziert sie täglich bis zu zwei Liter Verdau-

ungssekret, den sogenannten Pankreassaft.

Zum Vergleich: Die Bauchspeicheldrüse eines

Pferdes bringt es auf bis 35 Liter Verdauungs-

sekret. Der Geruch und der Geschmack der

Nahrung, aber auch der Kauvorgang regen die

Bauchspeicheldrüse an, den Pankreassaft in

ausreichender Menge zu produzieren. Über-

mittelt wird die Botschaft dabei über den Ner-

vus vagus. Der liefert zudem Informationen

über die Dehnung der Magenwand und damit

über die aufgenommene Nahrungsmenge –

für die Bauchspeicheldrüse ein weiterer Hin-

weis für die zu produzierende Sekretmenge.

Zusätzlich sind auch noch Hormone im Spiel,

die die Sekretproduktion steuern.

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