

40 Esslinger Gesundheitsmagazin
2 2017
Immer mehr Menschen leiden unter extremem Übergewicht mit
erheblichen Folgen für ihre Gesundheit, Lebensqualität und Lebens-
erwartung. Vor fünf Jahren wurde deshalb am Klinikum Esslingen
das Adipositas-Zentrum gegründet. „Rund zwei Tonnen Gewicht
haben die Patienten, die seitdem hier behandelt wurden, an
Gewicht verloren“, hat Zentrumsleiter Professor Staib ausgerechnet.
Zwei Tonnen
an Gewicht verloren
„Es gehört zum Versorgungsauftrag eines Hauses unserer
Größe, dass wir uns auch um Patienten kümmern, die unter
krankhaftem Übergewicht leiden“, hatte Professor Dr. Ludger
Staib, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie,
die Einrichtung des interdisziplinären Adipositas-Zentrum 2012
begründet. Die Zahl der Patienten, die seitdem in die wöchent-
liche Adipositas-Sprechstunde kommen und die wachsende
Zahl der Adipositas-Operationen, zeigen den Bedarf. Heute
bringen in Deutschland bereits 23 Prozent der Männer und 24
Prozent der Frauen so viele Kilogramm auf die Waage, dass sie
als adipös gelten.
Gradmesser für die Adipositas-Erkrankung ist der sogenannte
Body Mass Index (BMI). Errechnet wird er nach der Formel:
Körpergewicht geteilt durch Körpergröße zum Quadrat. Ein 1,80
Meter großer Mensch, der 97 Kilogramm wiegt, hat danach
einen BMI von 30 und gilt damit als adipös. „Bis zu einem BMI
von 34 sprechen wir von Adipositas Grad I“, erläutert Professor
Staib. Bei Adipositas Grad II, der ab einem BMI von 35 beginnt
– der 1,80 Meter große Mensch wiegt dann 113 Kilogramm –
wird es problematisch. Mit einem BMI ab 40 haben die Patien-
ten den Adipositas Grad III erreicht. „Spätestens hier kann
eigentlich nur noch eine Operation helfen, das krankhafte Über-
gewicht dauerhaft zu reduzieren.“
Hinzu kommt, dass die meisten Adipositas-Patienten an schwer-
wiegenden Begleiterkrankungen leiden. Viele haben einen Dia-
betes entwickelt, andere haben Herz-Kreislaufbeschwerden
oder Stoffwechselstörungen. Außerdem überlastet das Überge-
wicht die Gelenke und die Wirbelsäule, die Betroffenen werden
zunehmend immobil und verlieren ihre sozialen Kontakte. Oft
kommen psychische Störungen hinzu. Die Adipositas hat damit
nicht nur gravierende Auswirkungen auf die Lebensqualität, son-
dern auch auf die Lebenserwartung.
So sind es nicht selten die Begleiterkrankungen, die dazu führen,
dass Patienten in die Adipositas-Sprechstunde des Klinikums
Esslingen kommen. In der Sprechstunde wird gemeinsam geklärt,
welches Vorgehen sinn- und wirkungsvoll ist. „Ab einem BMI
von 35 und bereits ab einem BMI von 30, wenn gravierende
Begleiterkrankungen vorliegen, besteht die Indikation zur Ope-
ration.“ Zudemmüssen nach den medizinischen Leitlinien einige
weitere Voraussetzungen erfüllt sein. Mit Unterstützung durch
Psychologen wird nach dem Auslöser der Adipositas gefahndet.
Steckt ein psychisches Problem hinter dem Übergewicht, gilt es
zunächst das zu behandeln. Außerdem müssen die Patienten
nachweisen, dass es ihnen trotz qualifizierter Ernährungsbera-
tung und körperlicher Aktivität über sechs Monate nicht gelun-
gen ist, ihr Gewicht zu reduzieren. Erst wenn diese Vorausset-
zungen erfüllt sind, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen
die weitere Behandlung. „Wir stellen allerdings zunehmend fest,
dass dieser Formalismus bei den Kassen aufzuweichen beginnt“,
sagt Professor Staib. „Heute reicht meist der ausführliche
Bericht unserer Klinik für eine Kostenzusage.“
Ist schließlich die Entscheidung für einen Eingriff zur Gewichts-
reduktion gefallen, stehen unterschiedliche Verfahren im Adi-
positas-Zentrum des Klinikums Esslingen zur Verfügung. „Alle
Eingriffe führen im Ergebnis dazu, dass die Patienten anschlie-
ßend nur noch kleine Essensportionen zu sich nehmen können
und rasch kein Hungergefühl mehr haben.“ Die einfachste Maß-
nahme ist der Magenballon. Der wird im Rahmen einer Magen-