1 2014
Esslinger Gesundheitsmagazin 37
Rückenschmerzen lassen sich kaum ver-
bergen. „Dass im Rücken etwas nicht
stimmt, ist häufig schon am auffälligen
Gangbild sichtbar“, sagt Dr. Andreas
Glaser. Bei etwa einem Viertel der Men-
schen, die in die Praxis des Allgemein-
mediziners in Esslingen-Hegensberg
kommen, sind Rückenschmerzen der
Grund für den Hausarztbesuch. „Und die
Fallzahlen steigen“, so Dr. Glaser.
Er bestätigt damit den Trend. Das Robert
Koch Institut berichtet in der Publikati-
onsreihe „Gesundheitsberichterstattung
des Bundes“, dass etwa 80 Prozent aller
Menschen in Deutschland schon einmal
in ihrem Leben mit Rückenschmerzen zu
tun hatten und aktuell 39 Prozent aller
Frauen und 31 Prozent aller Männer da-
runter leiden. Nahezu 20 Prozent be-
werten ihre Rückenprobleme sogar als
„erheblich“ oder „stark belastend“. Bei
einem Vergleich der Jahre 2003 und
2009 wurde zudem bei allen diesen Zah-
len eine Zunahme ermittelt.
Inzwischen gehen hierzulande 15 Pro-
zent aller Arbeitsunfähigkeitstage auf
Rückenschmerzen zurück, die somit
nicht nur den Betroffenen Pein bereiten,
sondern auch volkswirtschaftlich von
Bedeutung sind. Rückenschmerzen sind
somit eine echte Volkskrankheit, hinter
den Atemwegserkrankungen stehen sie
auf Platz zwei der Ursachen für einen
Arztbesuch.
Irritierte Nerven
Zum Rücken zählen ein kräftiger Muskel
apparat, die hinteren Teile der Rippen
und natürlich die Wirbelsäule, beste-
hend aus den Wirbelkörpern und den
dazwischenliegenden Bandscheiben. Sie
enthält im Spinalkanal das Rückenmark
und die davon ausgehenden, respektive
zuführenden peripheren Nerven. Rücken-
schmerz entsteht in der Regel durch die
Irritation eben dieser Nerven oder deren
Wurzeln. Schon eine kleine Instabilität
der Wirbelsäule oder eine muskuläre
Schwäche kann zu einem Verrutschen
des gesamten Rückengefüges und damit
zu einem Nervendruck führen. Häufig
davon betroffen ist etwa der Ischias-
nerv, der bei Druck mit einem typischen
Schmerzbild reagiert: ein schlagartig
auftretender Rückenschmerz, der schnell
auf eines der beiden Beine übergeht.
„Der Ischiasnerv ist ein dicker Nerv, der
einen Großteil der unteren Extremität
sensibel und motorisch versorgt. Er hat
viele Nervenenden und ist von zahlrei-
chen Muskeln umgeben. Es bestehen
also viele räumliche Möglichkeiten, sich
diesen Nerv einzuklemmen“, sagt Dr.
Glaser. Wo genau der Ort der Einklem-
mung sitzt, lässt sich nur durch sorgfäl-
tige Diagnostik herausfinden, „da der
Schmerz vom Reizort unabhängig im
gesamten Versorgungsgebiet spürbar
werden kann“.
Das Häufigste, das Dr. Glaser in seiner
Praxis von seinen Rückenschmerzpati-
enten zu hören bekommt, ist deshalb
auch nur ein vages „hinten tut´s weh“.
Auf Rückfrage werden dann eventuell
noch Nackenschmer z und Kreuz-
schmerz, also Schmerzen im oberen
oder unteren Rückenteil, unterschieden,
oft genug aber bleibt es ungenau. Für
eine exakte Diagnose ist das natürlich
zu wenig. Dr. Glaser schaut sich die
Rückenpatienten deshalb genau an, be-
fragt sie ausführlich zu Schmerzcharak-
teristik, -dauer, -häufigkeit und -stärke
und führt einen Basischeck durch. Dazu
zählen etwa das Auf-den-Zehen- bezie-
hungsweise das Auf-der-Ferse-Stehen,
einseitige Kniebeugen und das Überprü-
fen der Reflexe. „Mit solchen einfachen
Maßnahmen lässt sich vieles erkennen“,
sagt Allgemeinarzt Glaser. Fragen nach
neurologischen Ausfällen wie beispiels-
weise nach dem Verspüren des Harn-
dranges gehören genauso dazu, denn
„Rückenprobleme beginnen mit dem
„Viele Leute haben buchstäb
lich zu viel zu schultern, was
sich vornehmlich in Rücken
schmerzen äußert.“
Facharzt für Allgemeinmedizin
Schwerpunkte: Allgemeinmedizin,
Diabetologie, Flugmedizin,
Suchtmedizin, Tauchmedizin
Christian-Fink-Straße 5
73732 Esslingen
Telefon 0711 370-1444
Dr. med. Andreas Glaser
Schmerz, dann kommen Probleme mit
der Beweglichkeit, in gravierenden Fäl-
len kann auch das Gefühl des Harn-
und/oder Stuhldranges verloren gehen.“
Oft gibt auch die berufliche Tätigkeit des
Patienten schon einen Hinweis: „Sitzen-
de Bürotätigkeit führt eher zu Proble-
men im Schultergürtelbereich, hand-
werklich tätige Menschen leiden
tendenziell häufiger an Beschwerden im
unteren Rückenbereich“, so Dr. Glaser.
Genaue Differentialdiagnose
Wenn der Rücken schmerzt, hat dies
meist klassische organische Ursachen:
Muskuläre Verkrampfungen und Ver-
spannungen, der berühmte Hexen-
schuss, Blockaden der Lendenwirbel
säule oder der Gelenke zwischen Wir
belsäule und Becken (Iliosakralgelenke),
verrutschte Bandscheiben oder, vor allem
im höheren Alter, degenerative Wirbel-
säulenerkrankungen und Arthrose. Doch
es kann auch etwas ganz anderes da-
hinterstecken. „Rückenschmerzen kön-
nen auch durch verschiedene internisti-
sche Erkrankungen ausgelöst werden“,
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