Ausgabe 1>2014 - page 47

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Esslinger Gesundheitsmagazin 47
Für die Ärzte, die sich an dem Modell
„Integrierte Versorgung im Pflegeheim“
beteiligen, rentiert sich der Einsatz jetzt
finanziell schon eher. „Hausbesuche
waren in der Vergangenheit unwirt-
schaftlich und reiner Service“, berichtet
auch Dr. Anthoni. „Denn gerade bei älte-
ren Patienten mit einer Vielzahl unter-
schiedlicher Probleme sind Hausbesuche
oft sehr zeitaufwändig.“ Mit dem jetzt
geltenden Hausarztmodell und dem Pfle-
geheimvertrag sind die Hausbesuche
auch für den Arzt wieder „wirtschaftlich
darstellbar“. Pro Patient und Quartal
wurde die Vergütung durch die Kasse auf
80 Euro mehr als verdoppelt. Aus seiner
Sicht hat sich die Patientenversorgung im
Pflegeheim Berkheim durch die regelmä-
ßigen Arztvisiten verbessert und auch
deshalb sei das „ein Modell, das bundes-
weit Zukunft hat“.
Sicherheit für den Pflegedienst
Pflegedienstleitung Manuela Stürz und
Krankenschwester Margot Senz sehen
das genauso. Insgesamt beteiligen sich
drei Hausärzte in Berkheim an dem
Modell und kommen an unterschiedli-
chen Wochentagen zur regelmäßigen
Visite. Von den 70 Bewohnerinnen und
Bewohnern des Pflegeheims ist auch hier
etwa die Hälfte bei der AOK versichert.
Davon haben sich 28 als Patienten in die
integrierte Versorgung eingeschrieben.
Jeder Bewohner ist dabei einem selbst
gewählten Arzt zugeordnet, denn selbst-
verständlich muss die freie Arztwahl
gewahrt bleiben. „Die gesicherte ärztliche
Versorgung gibt uns auch im Pflegedienst
mehr Sicherheit“, sagt Manuela Stürz.
Das funktioniert im Übrigen auch wenn
der Arzt zum Beispiel im Urlaub ist. Denn
auch die Vertretung ist klar geregelt.
Dr. Anthoni und Margot Senz sind inzwi-
schen bei Anna Durchdenwald angekom-
men, die seit ein paar Tagen von einer
leichten Erkältung geplagt ist. Mit dem
Stethoskop hört der Arzt die Atemgeräu-
sche ab und bestätigt, dass der Husten-
saft, den die Tochter gebracht hat, für die
Behandlung ausreiche.
Gegen die Schmerzen der Kniegelenks­
arthrose schreibt er noch eine Salbe auf
und dann kann es weitergehen zum
nächsten Patienten. Nach etwa einer
Stunde ist der Hausarzt mit seiner Visite
fertig, hat jeden seiner Patienten gese-
hen, Medikamente verordnet und weitere
Behandlungen angeregt. Margot Senz
wird nun noch die ärztlichen Verordnun-
gen abarbeiten und in die Pflegeplanung
übernehmen, damit auch alle anderen
Kolleginnen und Kollegen informiert sind.
Im Pflegeheim Bergheim ist all das inzwi-
schen Routine.
Thilo Naujoks wünscht sich allerdings,
dass sich weitere engagierte Mediziner
an demModell beteiligen. Im Pflegeheim
Obertor etwa wären zwei weitere Ärzte,
die regelmäßig zur Visite kommen, gut
und sinnvoll. „Damit sich das Modell wei-
terentwickelt, muss es noch mehr Strahl-
kraft nach außen gewinnen und dafür ist
die Begeisterung aller Beteiligten erfor-
derlich.“
so
„Damit sich das Modell weiter­
entwickelt, muss es noch mehr
Strahlkraft nach außen gewinnen
und dafür ist die Begeisterung
aller Beteiligten erforderlich.“
Untersuchung: Mit viel Einfühlungsvermögen kümmern sich Krankenschwester
und Hausarzt um ihre Patienten
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