38 Esslinger Gesundheitsmagazin
1 2014
erklärt Dr. Glaser, „Schmerzen im Brust-
bereich etwa können auf ein Herzprob-
lem hinweisen, so wie Schmerzen im
Bereich der Herzgegend von der Mus
kulatur zwischen den Rippen verursacht
sein können und daher ihren Ursprung
im Rücken haben.“ Bauchspeicheldrü-
senkrebs oder Prostatakrebs können
schmerzhaft in den Rücken ausstrahlen
oder dort Metastasen bilden, eine Nie-
renbeckenentzündung kann auch Schmer
zen im Bereich der Lendenwirbelsäule
vortäuschen.
Einen sehr großen Anteil am Rücken-
schmerz haben nicht zuletzt psychoso-
matische Ursachen: „Viele Leute haben
buchstäblich `zu viel zu schultern´, was
sich vornehmlich in Rückenschmerzen
äußert.“ Stress und Ärger am Arbeits-
platz oder in der Familie, finanzielle Sor-
gen, emotionale Ausnahmezustände –
oft muss der Rücken dafür geradestehen.
Und auch hier gibt es eine Wechselwir-
kung: Wird Rückenschmerz chronisch,
kann er im schlimmsten Fall zu Depres-
sionen führen. Das alles macht eine
genaue Differentialdiagnose wichtig.
„Als Arzt muss ich immer hinterfragen,
ob ein Rückenschmerz wirklich vom
Rücken kommt“, betont Dr. Glaser.
Tabletten und Gymnastik
Gegen psychosomatische Rückenschmer
zen helfen oft Entspannungsübungen,
auch Verhaltens- und Psychotherapien
sind wirksam – die Einsicht des Patien-
ten in die Ursache vorausgesetzt. Ist der
Rückenschmerz internistisch bedingt,
steht natürlich die Behandlung der
Grunderkrankung im Vordergrund.
Die Therapie der übrigen, wirklich vom
Rücken ausgehenden Schmerzen erfolgt
zum größten Teil konservativ. Das be-
ginnt mit üblichen Schmerzmitteln und
Anti-Rheumatika, geht über Infusions-
therapien, bei denen eine Infusionslö-
sung als Träger der Medikamente dient,
und reicht bei schwereren Fällen bis zur
Gabe klassischer Opiate. Für die richtige
Dosierung dieser Schmerzmedikation
fragt Dr. Glaser zu Beginn und regel
mäßig im Verlauf der Behandlung die
Schmerzintensität anhand standardi-
sierter Schmerzskalen ab. Unterstützt
wird diese medikamentöse Behandlung
durch physiotherapeutische Maßnah-
men, vor allem Krankengymnastik und
Massage oder auch Wärmetherapie.
Von der früher oft üblichen Spritze in das
Gesäß ist man dagegen aufgrund schwe-
rer Nebenwirkungen abgekommen. Nur
noch gelegentlich wird in der Praxis von
Dr. Glaser eine Spritze mit niedrig dosier-
tem Kortison aufgezogen. Wie viele der
in die Muskulatur gespritzten Medika-
mente hat diese Darreichungsform den
Nachteil, dass es lange im Muskel bleibt
und bei eventuell auftretenden Neben-
wirkungen nicht rasch beseitigt werden
kann. Medikamente in Tablettenform
werden wesentlich schneller verstoff-
wechselt und abgebaut.
Bei etwa 40 Prozent seiner Rücken-
schmerzpatienten reicht eine einmalige
Behandlung, weitere 40 Prozent kom-
men mehrmals, bis die Schmerzen im
Griff oder verschwunden sind. Der Rest
hat ein ernsteres Problem und wird an
den Orthopäden oder den interventio-
nellen Radiologen überwiesen. Doch
auch das bedeutet nicht gleich Operati-
on. Selbst Bandscheibenvorfälle, Wir-
belbrüche und Arthrosen können häufig
noch konservativ oder mit alternativen
Verfahren behoben werden. Ein Beispiel
ist die Facetteninfiltration. Dabei wer-
den arthrotisch veränderte kleine Wir-
belgelenke punktiert und ein Schmerz-
mittel injiziert. Außerdem können dabei
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