Ausgabe 1>2014 - page 33

1 2014
Esslinger Gesundheitsmagazin 33
Dr. Jürgen Zieger (li.), Oberbürgermeister
der Stadt Esslingen a. N., im Gespräch
mit Bernd Sieber, Geschäftsführer des
Klinikums Esslingen
intensivmedizinisch überwacht werden
müssen. Was den derzeit entstehenden
Patientengarten betrifft, so sind wir sehr
dankbar für das große Engagement des
Fördervereins, der hier ein Projekt reali-
siert, das wir uns so nicht einfach hätten
leisten können. Für unsere Patienten und
ihre Angehörigen wird der Patientengar-
ten sicher dazu beitragen, den Aufenthalt
in unseremHaus angenehmer zu machen.
Mit ihrer aktuellen Kampagne unter
dem Motto „Wann immer das Leben
uns braucht“ will die Deutsche Kran­
kenhausgesellschaft die Bedeutung
und die Leistungsfähigkeit der Kran­
kenhäuser stärker ins Bewusstsein
der Öffentlichkeit rücken und schreibt
dazu: „Die allgemeine Lage der Kran­
kenhäuser ist katastrophal.“ Malt die
Krankenhausgesellschaft übertrie­
ben schwarz?
Bernd Sieber:
Auf die Gesamtsituation der
Krankenhäuser gesehen ist die Aussage
keineswegs übertrieben. Tatsächlich
schreiben sehr viele Krankenhäuser rote
Zahlen. Die Kosten steigen, die Vergütun-
gen für unsere Leistungen aber nicht oder
nur unzureichend. Zudemmacht sich vie-
lerorts im ärztlichen wie im pflegerischen
Bereich der zunehmende Fachkräfteman-
gel bemerkbar. Im Klinikum Esslingen ist
es uns bislang gelungen, die Auswirkun-
gen dieser Entwicklung abzufedern. Frei
werdende Stellen können wir in der Regel
in vertretbarer Zeit neu besetzen. Finan-
ziell ist es auch bei uns eng, aber unsere
wirtschaftliche Gesamtsituation ist noch
solide. Ob das aber auch in Zukunft noch
so bleiben wird, ist nicht unkritisch. Des-
halb können wir die Forderung an die
Gesundheitspolitik nach ausreichender
finanzieller Ausstattung der Krankenhäu-
ser nur unterstützen.
Dr. Jürgen Zieger:
Auch der Hinweis der
Deutschen Krankenhausgesellschaft auf
die wichtige Rolle, die unsere Kranken-
häuser im Gesundheitswesen überneh-
men, ist sicher richtig. Ein leistungsfähi-
ges Krankenhaus wie unser Klinikum ist
für eine Stadt wie Esslingen zudem ein
wichtiger Standortvorteil. Im Zusammen-
spiel mit den niedergelassenen Haus- und
Fachärzten sowie den vielen anderen An-
bietern von Gesundheitsleistungen bildet
das Klinikum den zentralen Baustein der
städtischen Gesundheitsversorgung. Füh-
len sich unsere Bürgerinnen und Bürger in
der Stadt wohl und gut versorgt, dann
profitieren davon auch unsere Gemein­
wesen und die Wirtschaft. Wir haben mit
dem Klinikum Esslingen also ein Pfund,
mit dem wir wuchern können. Denn das
medizinische Niveau des Klinikums Ess-
lingen ist ausgezeichnet. Das zeigen die
vielen Qualitätszertifikate der medizini-
schen Fachgesellschaften oder unabhän-
gige Rankings, in denen unser Klinikum
gut abschneidet, und nicht zuletzt auch
die wachsende Zahl der Patienten, die sich
mit ihren gesundheitlichen Problemen un-
seren Ärzten und Pflegekräften anver-
trauen. In Esslingen sind wir da, „wann
immer das Leben uns braucht“.
Patienten heute sind oft sehr gut
informiert und vielfach auch an­
spruchsvoll. Neben der ausgezeich­
neten medizinischen Versorgung
erwarten sie auch ein ansprechendes
Ambiente. Ist das Klinikum auch in
dieser Hinsicht schon top?
Bernd Sieber:
Wir haben in den vergan-
genen Jahren ja sukzessive große Teile des
Klinikums auf den Kopf gestellt und viele
Bereiche erneuert, saniert und teilweise
neu gebaut. Dabei hatten auch Kom-
fortaspekte einen wichtigen Stellenwert.
Natürlich sind die Unterbringung der Pati-
enten im Krankenhaus oder das Essen
wichtige Aspekte im Wettbewerb mit
anderen Kliniken. Genauso übrigens wie
die Kommunikation im Klinikum mit den
Patienten, aber auch der Mitarbeiter
untereinander. Ich habe den Eindruck,
dass unser Klinikum auch bei diesen „wei-
chen Faktoren“ imWettbewerb mit ande-
ren gut abschneidet. Und wenn es wirklich
einmal klemmt oder auch mal nicht ganz
rund läuft, dann können unsere engagier-
ten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das
in aller Regel mit freundlicher Zuwendung
wieder ausgleichen.
Dr. Jürgen Zieger:
Dass neben der guten
Medizin auch der Wohlfühlfaktor im
Klinikum Esslingen nicht zu kurz kommt,
zeigen schließlich auch die eingangs
genannten Beispiele. Der neue Patienten-
garten dient ja ausschließlich dazu, dass
Patienten und ihre Besucher sich ablenken
und in schöner Umgebung mit Blick weit
über Esslingen Ruhe finden können. Selbst
auf der neuen Intensivstation ist es gelun-
gen, die Dominanz der Medizintechnik
zurückzudrängen. Und – auch wenn das
nur eine Kleinigkeit am Rande zu sein
scheint – es gibt jetzt auch wieder ein
Gesprächszimmer, in das sich der Arzt
zum Beispiel mit Angehörigen zurückzie-
hen kann, um in Ruhe über den Gesund-
heitszustand eines Patienten zu informie-
ren und Fragen zu beantworten. Ein
Krankenhaus wird dabei immer ein Kran-
kenhaus bleiben und kein Hotel. Aber es
ist wichtig, dass sich die Patienten in
unserem Klinikum gut aufgehoben und
versorgt fühlen, dass sie Zuwendung und
Menschlichkeit erfahren. Dafür schaffen
wir auch mit unseren Investitionen die
Voraussetzungen.
Das Gespräch führte
Michael Sommer
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