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22 Esslinger Gesundheitsmagazin

2 2016

Es scheint, als habe Alexander Fleming

gewusst, welche Gefahr seine zufällige Ent-

deckung in sich trägt. Als dem schottischen

Bakteriologen 1945 der Nobelpreis für die

Entdeckung des Penicillin verliehen wurde,

sagte er: „Die Zeit wird kommen, da Peni-

cillin von jedem im Geschäft gekauft werden

kann. Dann besteht die Gefahr, dass der

Unwissende sich selbst unterdosiert und sei-

ne Mikroben mit nicht tödlichen Mengen

des Medikaments resistent macht.“

Maßvoller

Umgang

Im Jahr 2016 haben Professor Dr. Rüdiger W. Braun und seine

Mitarbeiter im Labor Endes im Klinikum Esslingen mit genau

diesen Resistenzen bei Bakterien zu tun. „Resistenzen entste-

hen auf drei Wegen“, sagt der Facharzt für Labormedizin. Im

Gen, also dem Erbgut, des Bakteriums kommt es zu einer

Mutation. Dadurch verändert sich zum Beispiel die Membran,

die äußere Hülle, so dass das Antibiotikum nicht eindringen

kann. „Oder das Bakterium stellt den Stoffwechsel um, so dass

das Antibiotikum unwirksam ist“, erklärt Professor Braun. Den

zweiten Weg, wie Bakterien resistent werden können, nennen

Experten Selektion. Die resistenten Keime überleben die

Behandlung mit Antibiotika, während alle anderen Bakterien

absterben. Die resistenten Keime können sich dann ungestört

vermehren. Die Resistenz kann auch von Bakterium zu Bak-

terium weitergegeben werden. Bei der sogenannten Konjuga-

tion werden Plasmide, dies sind ringförmige DNA-Moleküle,

übertragen. „Diese Plasmide enthalten die Resistenz“, sagt

Professor Braun. Es gibt Bakterienstämme, die gegen alle ca.

50 Wirkstoffklassen der Antibiotika resistent sind. Zunächst

sind diese resistenten Keime kein Problem. „Sie sind nicht

gefährlicher als andere Bakterien“, sagt Professor Braun. Die

Gefahr entsteht erst, wenn ein resistenter Keim eine Infektion

auslöst. Besonders für kranke und immungeschwächte Patien-

ten kann es lebensbedrohlich werden.