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2 2016

Esslinger Gesundheitsmagazin 17

dauert etwa zwei Minuten.

Die Behandlung hat keine

Nebenwirkungen. „Die Patien-

ten fühlen sich nicht unwohl

und es treten mit modernen

Geräten keine Hautreizungen

auf“, sagt Dr. Bottke. Aller-

dings können die Schmerzen

vorübergehend etwas zuneh-

men – ein Zeichen, dass etwas

passiert. Die schmerzlin-

dernde Wirkung tritt in der

Regel nach vier bis zwölf

Wochen ein. „Da braucht man ein wenig Geduld.“ Sollten die

ersten Bestrahlungen nicht ausreichen, ist nach drei bis vier

Monaten eine zweite Bestrahlungserie möglich.

Die Strahlentherapie lindert die Symptome, obwohl die eigent-

liche Ursache, zum Beispiel der Fersensporn oder der Gelenk-

schaden, erhalten bleibt. Die Strahlen hemmen und unterdrücken

die Entzündung. Bei jeder Entzündung heften sich zunächst

weiße Blutkörperchen, auch Leukozyten genannt, aus dem Blut

am die Innenwände der Gefäße an. Die Leukozyten besitzen dazu

spezielle Moleküle. Die Strahlen zerstören diese sogenannten

Adhäsionsmoleküle, bevor die Leukozyten durch die Gefäßwand

in das entzündete Gewebe eindringen, und unterbrechen somit

die Entzündungskaskade. Die niedrig dosierten Strahlen redu-

zieren die Anzahl der weißen Blutkörperchen und der Entzün-

dungszellen. Zudem wird die Sekretion von Stoffen vermindert,

die zu Schwellungen und Schmerzen führen.

aw

„Bei 80 Prozent der Patienten kommt es in der Folge zu einer

deutlichen Schmerzreduktion. Diese Behandlungsmethode ist

fast so alt wie der Einsatz von Röntgenstrahlen, doch häufig

fehlt das Wissen in der betroffenen Bevölkerung. Viele Patien-

ten werden erst durch Zufall auf die Strahlentherapie aufmerk-

sam“, erklärt Dr. Bottke.

Das Team der Strahlentherapie am Klinikum Esslingen bestrahlt

Patienten, die zum Beispiel einen Fersensporn haben, unter

Schultergelenkentzündungen leiden, Arthrosen oder einen Ten-

nis- oder Golferellenbogen haben. „Der Leidensdruck der Pati-

enten ist oft hoch, da ihre Lebensqualität durch die chronischen

Schmerzen stark beeinträchtigt ist“, sagt Dr. Bottke. Durch die

Schmerzen im Fuß, Knie oder in der Hüfte können die Betroffe-

nen nicht mehr richtig laufen und durch die Entzündung im

Ellenbogen- oder Schultergelenk fallen alltägliche Bewegungen

wie das Anziehen schwer.

Die Behandlung ist nebenwirkungsfrei

Bevor die Patienten in der Strahlentherapie behandelt werden,

kommt in der Regel eine Reihe anderer Therapien zum Zuge. Je

nach Erkrankungen wird durch Physiotherapie, Salbenverbände,

Wärme- und Kälteanwendungen, Elektrotherapie, Stoßwellen-

behandlung, Akupunktur und Ruhigstellung versucht, die für die

Schmerzen ursächliche Entzündung zu behandeln. Auch die

Behandlung mit entzündungshemmenden Medikamenten und

Kortisonspritzen gehört dazu. „Einige Patienten haben über

Jahre alles Mögliche versucht, ohne wirklich eine Linderung zu

verspüren“, sagt er. Die Strahlentherapie ist oft die letzte Mög-

lichkeit, bevor operative Verfahren zum Einsatz kommen. Die

schmerzhaften Entzündungen entstehen oft durch Abnutzung

und Fehlbelastungen. Es ist eine typische Alterserkrankung;

dementsprechend ist auch der Altersdurchschnitt der Patienten.

Dennoch können auch jüngere Patienten betroffen sein. Bei-

spielsweise leiden etwa zehn Prozent aller Läufer unter einer

Entzündung der Sehnenplatte der Fußsohle oder einem Fersen-

sporn.

Für die Strahlentherapie ist lediglich eine Überweisung von

Hausarzt oder einem niedergelassenen Orthopäden nötig. Die

Kosten trägt die Krankenkasse. Nach einem ausführlichen

Gespräch mit dem Patienten wird ein Bestrahlungsplan erstellt.

Im MVZ Klinikum Esslingen erfolgt die Bestrahlung am Linear-

beschleuniger. „Das ist insbesondere bei größeren Gelenken von

Vorteil und schont die Haut, da sich die Dosis erst in einer gewis-

sen Tiefe aufbaut.“ Zunächst werden mit einer Computertomo-

graphie (CT) Bilder vom zu bestrahlenden Bereich erstellt. „Beim

CT wird der Körper virtuell in Scheiben geschnitten. Diese Bilder

und Daten nutzen wir, um die Dosisverteilung exakt zu berech-

nen“, erklärt Dr. Bottke. Dadurch, dass nur der erkrankte Bereich

bestrahlt wird, bleibt die Strahlenbelastung sehr gering. „Mit der

Behandlung von bösartigen Tumoren kann man das nicht ver-

gleichen.“ Bei der Bestrahlung von gutartigen Erkrankungen wird

bis zu einer Gesamtdosis von drei Gy (Gray) bestrahlt. Die Strah-

lenbelastung bei der Behandlung eines Kniegelenkes entspricht

dabei ungefähr der einer Computertomographie des Bauchrau-

mes oder der Dosis, der jeder Mensch innerhalb von zehn Jahren

durch die natürliche Strahlenexposition ausgesetzt ist. Zum

Vergleich: um Tumorzellen zu zerstören, beträgt die Gesamtdosis

bis zu 80 Gy.

Die Patienten mit gutartigen Erkrankungen werden drei Wochen

lang zwei Mal pro Woche bestrahlt. Die einzelne Bestrahlung

Dr. Dirk Bottke

Bestrahlung zur Gynäkomastieprophylaxe

Zur Behandlung des Prostatakrebses erhalten viele betroffene

Männer eine antihormonelle Behandlung, die das Wachstum

der hormonabhängigen Tumorzellen hemmen soll. Mögliche

Nebenwirkungen dieser Therapie sind Hitzewallungen und

die Vergrößerung der männlichen Brust (Gynäkomastie).

Neben den optischen Beeinträchtigungen leiden diese Männer

insbesondere unter Berührungsempfindlichkeit. „Schon das

Tragen der Kleidung kann als sehr unangenehm empfunden

werden“, sagt Dr. Bottke. Durch die fünfmalige Bestrahlung

vor Beginn der Hormontherapie können das Anschwellen

der Brust und die Schmerzen in vielen Fällen verhindert

oder zumindest deutlich abgeschwächt werden. Auch hier

treten durch die Strahlentherapie keine Nebenwirkungen auf.

Fachbereich Strahlentherapie

und Radioonkologie im

Medizinischen Versorgungs-

zentrum (MVZ) Esslingen im

Klinikum Esslingen

Leitender Arzt

PD Dr. Dirk Bottke

Hirschlandstraße 97

73730 Esslingen

Sekretariat

Seval Demir

Telefon 0711 3103-3330

Telefax 0711 3103-3339

d.bottke@

klinikum-esslingen.de