Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  14 / 52 Next Page
Basic version Information
Show Menu
Previous Page 14 / 52 Next Page
Page Background

14 Esslinger Gesundheitsmagazin

2 2016

Zeit, sich in ihrer neuen Klinik einzugewöh-

nen, hatten Chefarzt Dr. Gunter Joas und

sein Team nicht. Denn gleich mit der Eröff-

nung der Klinik für Kinder- und Jugend-

psychiatrie, Psychosomatik und Psychothe-

rapie im Juli 2015 waren alle drei Stationen

voll belegt.

Ein Jahr

Klinik für Kinder-

und Jugendpsychiatrie

Über 40 neue Mitarbeiter aus demmedizinischen, pflegerischen

und pädagogischen Bereich haben ihre Arbeit in der neuen Kli-

nik aufgenommen. „Die Teamarbeit funktioniert hervorragend“,

sagt Dr. Joas. Regelmäßige externe Supervisionen sollen helfen,

die gute Stimmung und die Zusammenarbeit über Berufsgrup-

pen hinweg zu erhalten.

Behandelt werden Kinder und Jugendliche im Alter von

sechs bis 18 Jahren, die unter anderem an Depressionen,

Essstörungen oder zwanghaftem Verhalten leiden.

„Immer mehr Patienten kommen wegen

Schulvermeidung zu uns in die Klinik“, sagt

Dr. Gunter Joas. Um diese Kinder und

Jugendlichen optimal therapieren zu kön-

nen, ist die Zusammenarbeit mit der Kli-

nikschule sehr wichtig. Dort lernen die

Patienten den Schulalltag neu kennen und

überwinden so ihre Ängste. Auch alle anderen

Patienten besuchen die Klinikschule, um den

Anschluss nicht zu verlieren. In der Kinder- und

Jugendpsychiatrie ist die Verknüpfung mit

anderen Berufsgruppen, Schulen, sozialen Diensten, Kinderärz-

ten und ambulanten Psychotherapeuten sehr wichtig, erklärt Dr.

Joas.

Die Klinik unterteilt sich in drei Stationen und eine Tagesklinik.

Die Stationen haben sich nicht auf Krankheitsbilder spezialisiert,

sondern sind nach Altersstufen unterteilt. Auf der Kinderstation

KES werden Kinder von sechs bis zehn Jahren betreut, Jugend-

liche zwischen zehn und 14 werden auf der Jugendstation JES1

aufgenommen und Patienten bis 18 Jahre auf der JES2. Insge-

samt gibt es 24 stationäre und sechs tagesklinische Plätze.

Innerhalb des ersten Jahres mussten 107 Kinder und Jugendliche

wegen einer akuten Krise stationär aufgenommen werden. Meist

können die Betroffenen nach zwei bis drei Tagen wieder entlas-

sen werden. Der Betreuungsaufwand ist aber riesig. „Meist kom-

men die Patienten nachts zu uns. Sie sind sehr aufgeregt oder

haben Suizidgedanken. Wir müssen uns sehr intensiv um sie

kümmern“, erklärt Dr. Joas. Einige dieser Patienten werden spä-

ter noch einmal stationär aufgenommen, andere werden in der

Tagesklinik TES weiter betreut.

Das Angebot der Tagesklinik würde Dr. Joas gerne ausweiten. Die

aktuell sechs Plätze reichen nicht aus – deshalb wurde schon ein

Antrag auf weitere Plätze gestellt. Bis dahin müssen viele Pati-

enten erstmal auf die Warteliste. „Der Ausbau der Tagesklinik ist

sehr wichtig. Denn durch eine niederschwellige Betreuung kön-

nen wir oft die stationäre Aufnahme verhindern“, sagt Dr. Joas.

Für die Zukunft wünscht sich Dr. Joas eine größere Tageskli-

nik, wo auch Eltern und Kinder gemeinsam betreut werden

können. Die ambulante Betreuung würde der Chefarzt gerne

um das sogenannte „Hometreatment“ erweitern. Familien

werden dabei von Therapeuten und Ärzten zuhause behandelt

und betreut.

aw