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Der Hörtest dauert nur kurz, doch er ist ent-

scheidend für die Entwicklung eines neuge-

borenen Kindes.

2 2016

Esslinger Gesundheitsmagazin 13

Medizinisches Versorgungszentrum

(MVZ) Esslingen am Klinikum Esslingen

HNO-Praxis

Dr. Philipp Doepner

Christoph Hößle

Telefon 0711 3103-3916

hno@mvz-ke.de

Bei der sogenannten U2 Untersuchung am dritten Lebenstag

des Kindes wird neben anderen Tests auch das Hörvermögen

untersucht. „Zwei von 1000 Kindern werden mit einer Hör-

schädigung geboren“, sagt Dr. Philipp Doepner, Facharzt für

Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Facharzt für Sprach-,

Stimm- und kindliche Hörstörungen im Medizinischen Ver-

sorgungszentrum MVZ am Klinikum Esslingen. Ursachen kön-

nen zum Beispiel eine genetische Vorbelastung, Infektionen

wie Zytomegalie oder ein Geburtsgewicht unter 1200 Gramm

sein. Der Test zeigt, ob die Haarzellen im Gehörgang selbst

ein Tonsignal erzeugen, wenn man ein Tonsignal ins Ohr sen-

det. Dies beweist die Funktionsfähigkeit des Innenohres. „Der

Test ist schmerzfrei und die Kinder sollten dabei schlafen“,

erklärt Dr. Doepner.

Pädaudiologe, der Spezialist für

kindliche Hörstörungen

Der Test kann sehr gut bestätigen, dass das Hören normal

funktioniert. Ein auffälliges Ergebnis sagt jedoch noch lange

nicht, dass das Hören nicht funktioniert. „Wenn das erste

Ergebnis negativ ausfällt, heißt das nicht, dass das Kind nicht

hört. Der Test ist sehr anfällig“, sagt er. Oft befindet sich noch

Fruchtwasser oder Ohrenschmalz im Ohr – und das verfälscht

den Test. Nach drei bis vier Wochen wird das Screening wie-

derholt und bei Auffälligkeiten das Kind an Dr. Doepner, den

Pädaudiologen, überwiesen. Denn frühes Handeln ist wichtig.

Ohne Hörvermögen kann ein Kind nicht sprechen lernen. „Kin-

der lernen Sprechen durch Nachahmung. Dafür müssen sie

hören, was ihre Eltern ihnen erzählen“, erklärt Dr. Doepner.

Auch die eigene Rückkopplung ist wichtig. Das Kind hört sich

beim Sprechen selbst und kann so die Worte verinnerlichen.

„Ohne Hören gibt es keine verbale Kommunikation.“ Das

Gehirn muss lernen mit den verschiedenen Geräuschen etwas

anzufangen und sie dann einordnen. In der Regel sprechen

Kinder in den ersten zwölf bis 15 Monaten das erste Wort,

im zweiten Lebensjahr verfügen sie schon über einen Wort-

schatz von 50 Worten.

Bei weiteren Tests kann der Pädaudiologe nun genau heraus-

finden, wie stark das Kind hörgeschädigt ist. Bevor das Hör-

vermögen untersucht wird, schaut Dr. Doepner, ob es anato-

mische Ur sachen für die Hör schädigung gibt. Sind

Trommelfell und Gehörgang in Ordnung, folgt unter anderem

eine Untersuchung, bei der dem Kind Geräusche, Töne oder

Ohne Hören

kein Sprechen

2

von

1.000

Kindern werden mit einer

Hörschädigung geboren.

Musik in verschiede-

nen Lautstärken und

Frequenzen aus beson-

ders geeichten Lautspre-

chern vorgespielt werden. Dafür

gibt es im MVZ einen speziell ausge-

statteten Kinderaudiometrieraum. Dieser ist gedämmt, sodass

keine Außengeräusche das Ergebnis beeinflussen können.

Während der Untersuchung ist das Kind auf dem Arm der

Mutter und die Audiometristin, eine medizinische Fachange-

stellte mit spezieller Ausbildung, steuert über die einzelnen

Lautsprecher die Geräusche und Töne. „Für diesen Test

braucht es viel Erfahrung. Denn die kleinen Kinder können

noch nicht sagen, ob sie die Musik oder das Hundegebell

hören“, sagt Dr. Doepner. Die Audiometristin achtet auf Lid-

reflexe oder Veränderung der Atmung.

Ist eine Hörschädigung nachgewiesen, bekommt das Kind

Hörgeräte. Die sitzen hinter dem Ohr und das Ohrpassstück

wird vom Hörgeräteakustiker angepasst. Neue Geräte werden

alle fünf Jahre von der Krankenkasse bezahlt. „Die Kinder neh-

men die Hörgeräte sehr gut an, weil sie merken, dass sie so

viel mehr mitbekommen“, berichtet Dr. Doepner. Eltern sollten

daher aufmerksam werden, wenn das Kind die Hörgeräte nicht

mehr tragen will. „Das ist ein Zeichen, dass etwas nicht

stimmt.“ Ähnliches gilt auch, wenn das Kind verspätet spre-

chen lernt, auf einmal schlechter spricht oder verstummt. Das

sind meist Zeichen für Probleme beim Hören. Für eine Unter-

suchung im MVZ ist keine Überweisung notwendig.

aw

Dr. Philipp Doepner

Christoph Hößle