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2 2016

Esslinger Gesundheitsmagazin 39

Professor Jürgen Degreif

Diagnosen bei den 50 Patienten, die Pro-

fessor Degreif und sein Team jährlich bei

Problemen mit dem künstlichen Hüftge-

lenk behandelt und die Revisionsopera-

tion durchführt. Mediziner sprechen von

einer aspetischen Lockerung des künstli-

chen Gelenks.

Der Gegenpart zur aseptischen Lockerung

ist die septische Lockerung. „Dabei

kommt es zu einer Entzündung am künst-

lichen Gelenk. Es wird dadurch locker“,

sagt Professor Degreif. Experten unter-

scheiden dabei zwischen Früh- und Spät­

infektionen. Eine Frühinfektion tritt kurz

nach der Implantation des ersten künst-

lichen Gelenks auf. Zur Infektion kommt

es bei der Operation – obwohl steril ge-

arbeitet und alles gründlich desinfiziert

wird. „Überträger der Keime ist meist die

Haut des Patienten. Vom Wundrand ge-

langen die Bakterien in den Körper und

verursachen die Entzündung“, erklärt der

Orthopäde. Wie der Name schon vermu-

ten lässt, tritt die Spätinfektion dagegen

Jahre nach der Implantation auf. Bakte-

rien zum Beispiel aus einer Zahnwurzel-

oder einer Mandelentzündung gelangen

über den Blutkreislauf in das Hüftgelenk

und rufen dort eine Entzündung hervor.

Erkältungsviren, die Husten und Schnup-

fen hervorrufen, dagegen sind völlig un-

gefährlich. „Eine septische Lockerung ist

in der Behandlung deutlich aufwendiger.

Denn wir müssen nicht nur das Gelenk

erneuern, sondern zunächst auch die In-

fektionen bekämpfen“, sagt Professor

Degreif.

Ist das Gelenk locker?

Bevor es aber an die Behandlung geht,

stehen die Untersuchung und Diagnose.

Der Schmerz beim Laufen oder nach dem

Aufstehen treibt die Patienten in die

Sprechstunde von Professor Degreif. „Wir

klären dann erstmal, woher die Schmer-

zen kommen. Aus der Pfanne oder aus

dem Schaft, oder beidem?“, sagt er. Dazu

erzählt der Patient, wann ihm die Hüfte

weh tut und bei welchem Bewegungen.

Mit Hilfe der erwähnten Erfahrung kann

Professor Degreif einschätzen, was die

Ursache ist. „Das Röntgenbild zeigt mir,

ob und wo das Gelenk locker ist“, erklärt

Professor Degreif. Wenn die Röntgenauf-

nahmen für die Diagnose nicht ausrei-

chen, veranlasst er eine Knochenszinti-

graphie. Bei diesem Verfahren bekommt

der Patient ein radioaktives Mittel ge­

spritzt, ähnlich wie bei der Schilddrüsen-

diagnostik. Dieses Mittel lagert sich dort

ab, wo ein vermehrter Knochenumbau

stattfindet. Auf den dabei entstehenden

bilder zeigen den Medizinern sehr gut,

wie groß die Knochendefekte sind und

wo sie das Revisionsimplantat verankern

können. Die neue Pfanne wird zum Bei-

spiel mit Schrauben im Beckenknochen

angebracht oder es wird ein Dorn bzw.

Metallzapfen durch das Implantat in den

Knochen eingebracht. „Da der Knochen

für das neue Implantat neu

„In der Regel ist ein großer

Teil der Patienten auch noch

nach zehn Jahren zufrieden

mit dem künstlichen Gelenk

und kann seinen Alltag frei

gestalten.“

Bildern kann Professor Degreif dann die

Veränderungen an der Hüfte identifizie-

ren. Der Knochenumbau kann durch einen

Knochentumor geschehen, aber auch

durch eine lockere Prothese.

„Wenn wir wissen, welcher Teil der Pro-

these locker ist, planen wir die Opera-

tion“, erklärt der Chefarzt. Die Röntgen-

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