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Esslinger Gesundheitsmagazin
1 2013
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Wie hier für die Leber wird in der Bestrahlungsplanung am
Computer für jeden Punkt die exakte Strahlendosis festgelegt.
Links eine Ansicht von unten, rechts von hinten auf den Körper
Bestrahlungsplanung für einen Tumor
im Halsbereich
Genaue Planung
„Intensitätsmodulierte Strahlentherapie“
oder kurz IMRT nennt sich das Verfahren,
nach dem auch das Rapid-Arc-System
arbeitet. Damit ist es möglich, das Zielge
biet der Bestrahlung im Körper, also den
Krebstumor, dreidimensional abzubilden
und zudem für jeden Punkt eine unter
schiedliche Strahlendosis einzustellen.
Der Strahlenkopf des Gerätes läuft dazu
in einem Kreisbogen um den Patienten
herum. Auf diese Weise kann der Tumor
optimal und für das umliegende Gewebe
besonders schonend bestrahlt werden.
Damit das alles so präzise funktioniert,
bedarf es allerdings zuvor der genauen
Planung. Dazu wird im Computertomo
grafen (CT) zunächst ein dreidimensiona
les Schichtbild des Tumors und seiner
Umgebung erzeugt. Dann beginnt die
akribische Detailarbeit der Medizinphysi
ker. Mit Hilfe einer leistungsfähigen Pla
nungssoftware werden auf dem CT-Bild
die umliegenden Organe markiert, um sie
vor den Strahlen zu schützen. Für den
Tumor wird für jeden Punkt die exakte
Strahlendosis festgelegt. „Diese
Bestrahlungsplanung ist erst mit der
enormen Rechenleistung möglich
geworden, die moderne Computer
heute bieten“, erklärt Dr. rer. nat.
Joachim Staudenraus, der leitende
Medizinphysiker der Klinik. Zwi
schen einer Stunde und einem hal
ben Tag dauert es dennoch, bis die
optimale Planung für den einzelnen
Patienten steht. Bei den ersten Bestrah
lungssitzungen wird dann mit bildgeben
den Verfahren noch einmal kontrolliert,
ob alle Organe und auch der Tumor so lie
gen wie bei der CT-Untersuchung, ob also
die Planung mit den tatsächlichen Ver
hältnissen im Körper übereinstimmt. Falls
nötig, wird das Bestrahlungsfeld darauf
hin angepasst. Bei der Bestrahlung der
Prostata muss der Patient beispielsweise
vor jeder Behandlung viel trinken, damit
jedesmal die Blase gefüllt ist und den
Darm zur Seite drückt. „Erst diese exakte
Planung und Vorbereitung stellt zusam
men mit der modernen Gerätetechnik die
hohe Präzision der Bestrahlung sicher“,
erläutert Dr. Gnann.
Drei Techniken
Fast 80 Prozent der Patienten, die die
Strahlentherapeuten des Klinikums Ess
lingen behandeln, werden nach dem
IMRT-Verfahren bestrahlt. Das moderne
Therapiegerät ermöglicht dabei drei
unterschiedliche Bestrahlungstechniken,
die je nach der individuellen Situation
angewandt werden. „Step and Shoot“,
„Sliding Window“ und „Rapid Arc“ lauten
die Fachbegriffe. Lamellen im Strahlen
kopf geben dabei unterschiedliche Berei
che für die Strahlung frei. Bei der Sliding-
Window-Technik etwa geschieht das wie
Dauer der
Bestrahlung nur
2 bis 5
Minuten
bei einem Fenster, vor dem zwei Vorhänge
mit einer Lücke dazwischen von einer
Seite zur anderen gezogen werden. Bei
der Rapid-Arc-Technik wird die Rotation
des Therapiegerätes zusätzlich genutzt,
um den Tumor von allen Seiten bestrahlen
zu können. „In weitem Umkreis können
wir damit im Klinikum Esslingen eine der
modernsten strahlentherapeutischen
Behandlungen anbieten“, ist Dr. Gnann
stolz.
so