

14 Esslinger Gesundheitsmagazin
Sonderausgabe 2015
Das Gespräch mit
Eltern und Kindern
ist von entscheidender Bedeutung
Herr Professor von Schnakenburg, die Kliniken und Berei-
che, die sich im Klinikum Esslingen um die medizinische
Versorgung von Kindern und Jugendlichen kümmern,
sind zum Zentrum für Kinder und Jugendmedizin zusam-
mengeschlossen. Was bedeutet das für die kleinen Pati-
enten und ihre Eltern?
Zunächst einmal bieten wir mit Eröffnung der stationären Berei-
che der Kinder- und Jugendpsychiatrie nahezu alle medizini-
schen Fächer der Kinder- und Jugendmedizin hier an einem
Standort und unter einem Dach zusammengefasst an. Unser
Zentrum zeichnet sich vor allem durch seine kurzen Wege und
die sehr enge und kollegiale Zusammenarbeit aller Kinder- und
Jugendmediziner aus. In der Klinik für Kinder und Jugendliche
selbst arbeiten Kinderchirurgen und Kinderärzte Hand in Hand,
unterstützt von speziell ausgebildeten Kinderradiologen. Hinzu
kommen die Abteilung für Jugendliche und junge Erwachsene
der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie,
das Sozialpediatrische Zentrum, die Kindernotfallpraxis am
Haus, die Frühförderstelle des Landkreises, die sozialmedizini-
sche Nachsorge und die Schule für Kranke. Sehr gut ist auch
unsere Vernetzung mit den niedergelassenen Kollegen und den
sozialen Diensten in der Stadt. Da ist der Begriff Zentrum schon
zutreffend.
Wie hat sich denn Ihre Zusammenarbeit mit der Klinik
für Kinder- und Jugendpsychiatrie bislang entwickelt?
Seit mehreren Jahren werden in der Klinik ja bereits Kinder und
Jugendliche ambulant und im Rahmen der Tagesklinik behandelt.
Dadurch konnten wir schon viele positive Erfahrungen in der
Zusammenarbeit sammeln. Mit den traumhaften neuen Räumen
stehen jetzt auch ausgezeich-
nete stationäre Behandlungs-
möglichkeiten zur Verfügung.
Ich bin sicher, dass die neue
Klinik mit ihrem netten und
erfahrenen Team um Chefarzt
Dr. Joas und den engagierten
Mitarbeiterinnen und Mitar-
beitern vom Start weg ausge-
zeichnete Arbeit leisten wird.
Als Kinder- und Jugend-
ärzte haben Sie es auch
immer mit den Eltern zu
tun, die sich verständli-
cherweise Sorgen machen.
Wie wichtig ist der Kontakt
mit den Eltern?
Das zugewandte Gespräch mit den Eltern ist für uns ganz besonders wich-
tig und nimmt im täglichen Ablauf auf der Station breiten Raum ein. Das
gilt im Übrigen nicht nur für die Ärzte, sondern ebenso für die Kinderkran-
kenschwestern und -pfleger. Dabei müssen wir immer auch das familiäre
Umfeld und die individuelle Lebenssituation im Blick haben. Die junge,
alleinerziehende Mutter, deren erstes Kind bei uns behandelt wird, benötigt
sicherlich eine intensivere Kommunikation, Hinweise und Tipps für die
anschließende Versorgung als die routinierte Mutter, deren viertes Kind
stationär aufgenommen wurde.
Bleibt denn für die Kommunikation mit den Eltern überhaupt genü-
gend Zeit? Die Kinder werden ja meist nur sehr kurz stationär
behandelt.
Ja, das ist eine unserer Herausforderungen. Die Verweildauer, also die Zeit-
spanne, die die Kinder auf einer unserer Stationen verbringen, hat sich in
den vergangenen Jahren immer weiter verringert. Heute bleiben die Kinder
im Schnitt 2,8 Tage bei uns auf der Normalstation. Das ist eine Entwick-
lung, die Sinn macht und auch von den Eltern gewollt ist. Denn natürlich
sind die Kinder zu Hause am besten aufgehoben. Allerdings haben wir damit
auch immer weniger Möglichkeiten, etwa auf eine ungesunde Lebensweise
Einfluss zu nehmen, um beispielsweise einer erkennbaren adipösen Ent-
wicklung entgegenzuwirken, die bei Kindern und Jugendlichen immer häu-
figer ist. Die Bedeutung des ärztlichen Gespräches sollte nie unterschätzt
werden, häufig werden wir daran gemessen und nehmen uns für unsere
Patienten diese Zeit gerne.
so
Chefarzt Professor Dr. Christian
von Schnakenburg