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14 Esslinger Gesundheitsmagazin

2 2017

Costea praktiziert und seine Facharz-

tausbildung in der Klinik von Professor

Kühn absolviert hat. Die Eizellen werden

dann, wie die Samenzellen, eingefroren

und können so lange Zeit aufbewahrt

werden, bis der Kinderwunsch manifest

wird. „Die Chancen auf eine spätere

Schwangerschaft sind höher, wenn die

Eizellen befruchtet konserviert werden“,

erklärt Dr. Albowitz. Das kommt aller-

dings nur für jene Frauen in Frage, die in

einer festen Partnerschaft leben.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin,

Eierstockgewebe einzufrieren. „Das

Gewebe wird bei einer Bauchspiegelung

entnommen und kann nach Ende der

Therapie wieder der Patientin zurückver-

pflanzt werden“, erklärt er. Das Verfahren

der sogenannten Kryokonservierung ent-

wickelt sich langsam von einem experi-

mentellen Verfahren zum Standard.

Allerdings kommt die Kyokonservierung

nicht bei allen Krebsarten in Frage. „Bei

weißem Blutkrebs (Leukämie) zum Bei-

spiel befinden sich die Blutkrebszellen

auch in den Eierstöcken. Wenn diese

dann wieder implantiert werden, werden

die Krebszellen mit zurückgegeben“,

erläutert Professor Geißler. Bei Lympho-

men wie dem Morbus Hodgkin, an dem

oft auch junge Frauen erkranken, ist

dagegen das Einfrieren von Eierstockge-

webe durchaus sinnvoll, weil man im Ver-

gleich zur Hormonstimulation schneller

mit der Chemotherapie beginnen kann.

Eierstöcke stillegen

Häufig ist eine Bestrahlung Teil der The-

rapie. Das Eierstockgewebe ist aber sehr

empfindlich gegenüber der Strahlung.

„Zwar können wir die Strahlen sehr genau

platzieren und dosieren, muss aber das

Becken bestrahlt werden, sind auch die

Fortpflanzungsorgane betroffen“, sagt er.

Dann besteht die Möglichkeit, die Eier-

stöcke aus dem Becken in den Bauch

umzulagern, wo sie vor den Strahlen

geschützt sind.

>>>

„Egal welches Verfahren für

die Patienten in Frage kommt,

es ist wichtig rechtzeitig die

Weichen für das Leben nach

dem Krebs zu stellen.“

Das Prinzip zur Erhaltung der Fruchtbar-

keit ist einfach: die Keimzellen sollen der

Chemotherapie nicht ausgesetzt werden.

„BeimMann frieren wir daher die Samen-

zellen im flüssigen Stickstoff ein“, erklärt

Dr. Costea. Nachdem die Diagnose fest-

steht und ein Aufklärungsgespräch durch

die Kinderwunschärzte erfolgt ist, kön-

nen die Spermien sofort konserviert wer-

den. In der Regel reicht die Menge an

Samenzellen aus, um sechs Behandlun-

gen einer künstlichen Befruchtung vor-

zunehmen. Eine „natürlichere“ Behand-

lungsmethode, wie z. B. eine Rückgabe

von aufbereitetem Samen in die Gebär-

mutter, auch Insemination genannt, kann

nur in den seltensten Fällen in Frage

kommen. „Entscheidend sind aber auch

Qualität, Beweglichkeit und Dichte der

Zellen“, sagt er.

Eizellen werden eingefroren

Um die Fruchtbarkeit der Frau zu erhalten,

können auch ihre Eizellen eingefroren

werden. Dafür braucht man allerdings

zwei bis drei Wochen Zeit, bevor mit der

Chemotherapie begonnen wird. „Die Frau

erhält eine Stimulationsbehandlung der

Eierstöcke, welche die Eizellen in genü-

gender Zahl heranreifen lässt“, erklärt Dr.

Marius Albowitz, der in der Praxis von Dr.

Gebärmutterschleimhaut,

Emryo

Gebärmutter

Befruchtete

Eizelle

Tag 1

Tag 2

Tag 3: Embryo

Tag 5: Embryo (Blastozyste)

Embryotransfer

Scheide

Welche Art der Eizellgewinnung durchge-

führt wird, hängt aber auch von der Art

der Krebserkrankung ab, so dass eine enge

Zusammenarbeit zwischen den Kinder-

wunschärzten und den Onkologen erfor-

derlich ist. Bei sehr aggressiven Erkran-

kungen muss die Chemotherapie schnellst

möglichst begonnen werden, so dass eine

Stimulation der Eizellreserve nicht abge-

wartet werden kann und sofort Eierstock-

gewebe entnommen werden sollte, wenn

der Wunsch nach Fruchtbarkeitserhalt

groß ist. Bei Brustkrebs hat man viel mehr

Zeit und kann ohne Bedenken die Eierstö-

cke stimulieren, um dann möglichst viele

Künstliche Befruchtung