

2 2017
Esslinger Gesundheitsmagazin 13
80 bis
90
Prozent der Brustkrebs
patientinnen können geheilt
werden.
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Die Diagnose Krebs ist für jeden Menschen ein Schock. Angst um das
eigene Überleben und vor Schmerzen und belastenden Therapien
bestimmen die Gedanken. Noch gravierender ist die Situation, wenn
sehr junge Menschen erkranken, die gerade mit der Planung ihres
Lebensweges begonnen haben und ihre Träume gefährdet sehen.
„Glücklicherweise können wir heute
immer mehr Krebspatienten komplett hei-
len und dies mit immer schonenderen
Methoden“, macht Professor Dr. Michael
Geißler, Chefarzt der Klinik für Allgemeine
Innere Medizin, Onkologie / Hämatologie,
Gastroenterologie und Infektiologie und
Leiter des Onkologischen Zentrums am
Klinikum Esslingen, betroffenen Men-
schen Mut. „Bei Brustkrebs, dem häufigs-
ten Krebs bei Frauen, können wir heute
80 bis 90 Prozent der Patientinnen hei-
len“, ergänzt Professor Dr. Thorsten Kühn,
Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde
und Geburtshilfe am Klinikum Esslingen
und Leiter des Interdisziplinären Brust-
zentrums und des Zentrums für gynäko-
logische Tumorerkrankungen. Vorausset-
zung ist immer eine sehr individuelle und
nach dem einzelnen Tumor „maßge-
schneiderte“ Behandlung.
Die immer besser werdenden Krebsthera-
pien und ständig verbesserten Überle-
bensraten führen dazu, dass sich die
Krebsspezialisten zunehmend auch
Gedanken über die langfristige Lebens-
qualität ihrer Patienten machen. Dies
betrifft im Besonderen den Erhalt der
Fruchtbarkeit bei jungen Frauen und
Männern, deren Kinderwunsch noch nicht
abgeschlossen ist oder der vielleicht erst
in der Zukunft ein Thema werden sollte.
Denn: Die Heilung einer Krebsbehandlung
kann den Einsatz von Medikamenten und
Techniken (Strahlentherapie) erfordern,
die einen schädlichen Einfluss auf
Samen- und Eizellen haben und somit
eine spätere Kinderwunscherfüllung ver-
hindern können. Die Krebsexperten am
Klinikum Esslingen haben deshalb eine
enge Kooperation mit dem Esslinger Kin-
derwunschzentrum von Dr. Johann Emil
Costea aufgebaut. „Das Wichtigste ist
es, die Frage nach einem möglichen Kin-
derwunsch bei einem jungen, neu
erkrankten Patienten überhaupt zu
bedenken und frühzeitig aktiv anzuspre-
chen“, so Professor Geissler und Profes-
sor Kühn. Dann ist es wichtig, dass die
Tumorspezialisten sehr eng und auf kur-
zen Wegen mit den Kinderwunschexper-
ten (Reproduktionsmediziner) zusam-
menarbeiten, denn viele Entscheidungen
müssen in kurzer Zeit gefällt werden,
damit die eigentliche Krebsbehandlung
ohne Verzögerung begonnen werden
kann.
„Wir sind sehr froh, dass es uns gelungen
ist, die fachliche Expertise von Kinder-
wunschexperten, die in niedergelassener
Praxis tätig sind, mit der hohen Erfahrung
in unserer klinischen Onkologie einzubin-
den“, so Bernd Sieber, Geschäftsführer am
Klinikum Esslingen. „Dadurch hat sich das
Angebot insbesondere für unsere jünge-
ren Krebspatienten/innen erneut erheb-
lich verbessert“.
Professor Dr. Thorsten Kühn
Professor Dr. Michael Geißler