

2 2016
Esslinger Gesundheitsmagazin 31
700 bis 800 Patienten mit Schaufensterkrankheit werden jähr-
lich im Klinikum Esslingen operiert. „Wenn eine Operation der
Gefäße nicht mehr möglich ist, haben wir das Ende der Fahnen-
stange erreicht, dann hilft nur noch die Amputation.“ So weit
komme es vor allem bei schweren Rauchern, Diabetes- und Dia-
lyse-Patienten. „Sie wurden aber meist über Jahre vorher behan-
delt.“ Amputiert wird, wenn das Gewebe abgestorben ist, der
Patient das Bein nicht mehr bewegen kann, starke Schmerzen
hat oder es nicht mehr fühlen kann. Manchmal müssen nur die
Zehen abgenommen werden, zuweilen aber auch das ganze Bein,
erklärt der Chirurg. Etwa 50 Amputationen werden pro Jahr in
Esslingen durchgeführt.
„Diabetes- und Dialysepatienten können meist nichts dafür,
wenn eine OP oder Amputation nötig wird“, weiß Professor Lie-
wald. Für Raucher hat er dagegen weniger Verständnis: „Ich
kann ihnen nur raten, unbedingt ganz damit aufzuhören. Eine
Einschränkung allein bringt nichts.“ Auch Dr. Graneis schüttelt
den Kopf, als er von Patienten erzählt, die selbst nach einer OP
noch weiterrauchen.
Ohne gesunde Lebensweise kein Erfolg
Wie lange die Wirkung einer Behandlung anhält, ist unterschied-
lich. „Stents im Beckenbereich halten über viele Jahre, beim
Bypass ist es abhängig vom Ort und den verwendeten Materi-
alien“, betont Professor Liewald. Körpereigene Venen seien am
besten. Sind diese nicht verfügbar, wird eine Kunststoffprothese
eingesetzt. „Die hat aber eine schlechtere Langzeitprognose.“
Weniger dauerhaft sei auch die Ausdehnung im Ober- oder
Unterschenkel.
Dr. Rainer Graneis
Prof. Dr. Florian Liewald
„Die Lebensweise der Patienten spielt für den Behandlungserfolg
eine große Rolle“, betont der Chirurg immer wieder: „Wer mit
dem Rauchen aufhört und es nicht nur einschränkt, wer seine
Medikamente regelmäßig nimmt und Gehtraining absolviert,
hat gute Chancen.“ Und noch eine Gedankenstütze gibt er Pati-
enten mit: „L wie Laufen und Liegen ist gut, S wie Sitzen und
Stehen schlecht.“ Das kontinuierliche Training könne die Geh-
strecke verdreifachen. „Entscheidend ist die Kontinuität, also
täglich zwei bis drei Kilometer zurückzulegen. Ich rate den Leu-
ten immer, sich einen Hund anzuschaffen, da müssen sie bei
jedem Wetter raus“.
Und noch einiges gilt es für Patienten mit Arteriosklerose zu
beachten: Wer unter Durchblutungsstörungen leidet, hat oft
kalte Füße, weiß Dr. Graneis. Weil jedoch gleichzeitig das
Schmerzempfinden eingeschränkt ist, empfiehlt er: „Hände weg
von Wärmflasche oder Heizkissen!“ Verbrennungen würden
nämlich von den Patienten oft nicht bemerkt. Stattdessen soll-
ten sie lieber warme Socken aus Naturfasern tragen. Wichtig
sei auch eine Fußpilzprophylaxe. Da die Abwehr durch die ver-
minderte Durchblutung geschwächt ist, drohten offene Wunden.
Das gleiche gilt für die Fußpflege. Auch hier sollte man sorgfäl-
tig darauf achten, keine Wunden etwa beim Nagelschneiden zu
verursachen, da Verletzungen ohne ausreichende Durchblutung
schlechter heilen können.
Eine fortgeschrittene Arteriosklerose ist nicht rückgängig zu
machen. Das Fortschreiten kann aber erheblich verlangsamt
werden, wenn die genannten Risikofaktoren ausgeschaltet
werden.
urh
„...wer seine Medikamente regel
mäßig nimmt und Gehtraining
absolviert, hat gute Chancen.“
Klinikum Esslingen
Klinik für Gefäß- und
Thoraxchirurgie
Chefarzt Prof. Dr. Florian Liewald
Telefon 0711 3103-2700, -2701
f.liewald@klinikum-esslingen.deHausärztliche Gemeinschafts-
praxis Nellingen
Dr. Rainer Graneis
Facharzt für Allgemeinmedizin
Hindenburgstr. 55
73760 Ostfildern-Nellingen
Telefon 0711 3411478
hausarztnellingen@gmail.com