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Minute ohne Behandlung sterben bei einem Schlaganfall durch

die mangelhafte Durchblutung rund 1,9 Millionen Nervenzellen

im Gehirn ab“, sagt Professor Dr. Matthias Reinhard, Chefarzt der

Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie im Klinikum

Esslingen. „Time is Brain“ (Zeit ist Gehirn) lautet daher ein wich-

tiger Satz aus der Schlaganfallbehandlung.

Um Schlaganfallpatienten rasch und konsequent zu behandeln,

gibt es inzwischen ein flächendeckendes Netz von Schlaganfall-

behandlungseinheiten, die sogenannten Stroke Units. Auch die

Neurologie am Klinikum Esslingen verfügt über eine solch

moderne Behandlungseinheit mit zehn Plätzen, in der jährlich

rund 1.100 Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall aufgenom-

men werden. „Rund 900 dieser Patienten haben tatsächlich einen

Schlaganfall oder eine Vorstufe davon, eine sogenannte transi-

torische ischämische Attacke (TIA), also eine Durchblutungsstö-

rung des Gehirns“, berichtet Professor Reinhard.

Eine Gefäßdarstellung mit Kontrastmittel im Computertomogra-

fen zeigt den Ärzten das verschlossene Blutgefäß im Gehirn und

bestätigt den Verdacht auf einen Schlaganfall. In den meisten

Fällen ist eine Lysetherapie dann die wichtigste Behandlungsop-

tion. Dabei wird ein spezielles Medikament über einen Tropf in

den Blutkreislauf gegeben, mit dem das Blutgerinnsel aufgelöst

und das verstopfte Gefäß wieder durchgängig gemacht werden

kann. „Wir haben unsere Abläufe so optimiert, dass wir in der

Regel innerhalb von 30 Minuten nach Einlieferung des Patienten

auf der Stroke Unit mit der Lyse beginnen“, sagt Professor Rein-

hard. Zuvor hatte sich da der Verdacht auf einen Schlaganfall

durch das Bild aus dem Computertomografen bestätigt. Bei

Gefäßverschlüssen bis einem Zentimeter Länge ist die Lyse­

therapie recht erfolgreich. Das Gerinnsel ist nach einiger

Jährlich erleiden etwa

270.000

Menschen in Deutschland einen

Schlaganfall.

Mit einem neuartigen Verfahren, bei dem das verstopfte

Blutgefäß im Gehirn mit einem Kathertersystem wieder

geöffnet wird, können auch schwere Schlaganfälle erfolg-

reich behandelt werden. Die neue Therapie wird jetzt auch

im Klinikum Esslingen angeboten.

Jährlich erleiden etwa 270.000 Menschen

in Deutschland einen Schlaganfall. Rund

20 Prozent sterben innerhalb von vier

Wochen. Viele, die einen Schlaganfall

überleben, bleiben dauerhaft behindert.

Wie ein Herzinfarkt ist auch der Schlag-

anfall ein lebensbedrohlicher Notfall, der

so schnell wie möglich behandelt werden

muss. Ein Schlaganfall entsteht in den

meisten Fällen, weil ein Blutgefäß im

Gehirn durch ein Gerinnsel verstopft ist.

Das umliegende Hirnareal wird nicht mehr

mit Blut und damit mit Sauerstoff ver-

sorgt und stirbt schließlich ab. Je nach-

dem welcher Teil des Gehirns betroffen ist, zeigt sich der

Schlaganfall mit unterschiedlichen Symptomen. Plötzlich auf-

tretende Taubheit oder Lähmung auf einer Körperseite, zum

Beispiel ein herunterhängender Mundwinkel oder Arm, Sehstö-

rungen wie Doppelbilder, der Verlust eines Gesichtsfeldes oder

kurzzeitige Blindheit, Sprachstörungen wie stockende oder

verwaschene Sprache, plötzlicher Schwindel und Gangunsi-

cherheit, starke, ungewöhnliche Kopfschmerzen sind die Alarm-

zeichen, bei denen sofort gehandelt und der Notarzt gerufen

werden muss.

Denn je länger das betroffene Hirnareal durch das Gerinnsel

nicht mit Sauerstoff versorgt wird, desto mehr Gehirnzellen

gehen unter, desto gravierender sind die Auswirkungen. „Jede

„Jede Minute ohne Behandlung

sterben bei einem Schlaganfall

durch die mangelhafte Durch­

blutung rund 1,9 Millionen

Nervenzellen im Gehirn ab.“

2 2017

Esslinger Gesundheitsmagazin 7

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