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Esslinger Gesundheitsmagazin
1 2013
Mitarbeiter-Appartement am Haus angeboten – aber wer weiß,
vielleicht findet sich ja auch etwas in Stadt, die es für die beiden
noch zu entdecken gilt.
Für die Städtischen Pflegeheime ist die Anwerbung der spani
schen Pflegekräfte eine zusätzliche Möglichkeit, Fachkräfte zu
gewinnen. Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jedoch
werden sicher auch weiterhin aus der näheren Umgebung kom
men. Das hat 2011 auch eine Untersuchung der Fachhochschule
Münster bestätigt. Danach arbeiten 80 Prozent der Pflegekräfte
in Deutschland heimatnah und wohnen im Umkreis von 20 Kilo
metern um ihren Arbeitsplatz. Gut 60 Prozent arbeiten maximal
50 Kilometer entfernt von dem Ort, in dem sie aufgewachsen
sind. Fast die Hälfte der Pflegekräfte hat vor der Ausbildung
schon ein Vorpraktikum in der Pflege absolviert, ehrenamtlich
oder als FSJler, Zivildienstleistender oder über den Bundesfrei
willigendienst im Pflegeheim gearbeitet.
„Wir müssen also unsere Anstrengungen verstärken, Menschen
in der Region für eine Altenpflegeausbildung zu gewinnen“, fol
gert Thilo Naujoks. Dass das auch gelingt, dafür sieht er gute
Chancen. Denn der Pflegeberuf ist attraktiv, offenbar attrakti
ver, als oft behauptet wird. „In den letzten 20 Jahren hat sich
die Zahl der Auszubildenden in der Altenpflege in Baden-Würt
temberg verdreifacht.“ Fast 10.000 Auszubildende gab es
2010/2011. Kaum ein Ausbildungsberuf kann solch hohe
Zuwächse verzeichnen. Das Problem ist jedoch, dass gleichzeitig
der Bedarf an qualifizierten Pflegekräften mit dem Bau neuer
Pflegeheime und dem Ausbau der ambulanten Dienste erheblich
stärker gestiegen ist als die Zahl der ausgebildeten Fachkräfte
in der Altenpflege. „Den Pflegekräftemangel vor allem auf das
angeblich schlechte Image des Pflegeberufes zurückzuführen,
ist daher falsch“, sagt Thilo Naujoks. Die Altenpflege sei ein
attraktiver Beruf mit einem guten Image und das müsse mög
lichen Bewerbern vermittelt werden.
Mit der Messe „Wir pflegen“ am 2. März im „K3N“ in Nürtingen
haben die Altenpflegeeinrichtungen im Landkreis Esslingen
genau das versucht. Die Idee für die Messe war in der Arbeits
gemeinschaft der stationären und teilstationären Altenhilfe ent
standen, in der die Heimleiter fast aller Einrichtungsträger
zusammenarbeiten. Die Stadt Nürtingen stellte ihre moderne
Veranstaltungshalle „K3N“ zur Verfügung. Die Wirtschaftsför
derung des Landkreises konnte für das Konzept ebenso gewon
nen werden wie die Agentur für Arbeit, die mit einem großen
Stand und Fachberatern auf der Messe vertreten war. Vor allem
aber informierten die Pflegeeinrichtungen und die Altenpflege
schulen aus dem Landkreis über ihre Arbeit und die Berufs- und
Karrierechancen in der Altenpflege. Das Rahmenprogramm mit
Vorträgen und praktischen Demonstrationen sorgte für zusätz
liche Attraktivität.
Ausbildung als zweite Chance
Neben jungen Menschen auf der Suche nach einem Ausbil
dungsplatz sprach die Messe aber auch Erwachsene an, die sich
nach einer neuen Herausforderung umsehen. Oft sind es Umstei
ger, die unzufrieden in ihrem bisherigen Beruf nach einer Alter
native suchen oder auch Frauen, die nach einer längeren Fami
lienphase eine Altenpflegeausbildung beginnen. Gesucht werden
zudem Menschen mit Migrationshintergrund, die in den Alten
hilfeeinrichtungen die besonderen Bedürfnisse der Seniorinnen
und Senioren aus ihrem jeweiligen Kulturkreis besser berück
sichtigen können.
„Die Messe war ein voller Erfolg, das Interesse der Besucher rie
sig“, berichtete Thilos Naujoks. Neben vielen Jüngeren seien auch
viele Erwachsene gekommen, die sich für eine Altenpflegeaus
bildung interessierten. Im Durchschnitt führte jeder der 35 Aus
steller rund 60 qualifizierte Gespräche mit Besuchern der Messe.
Mit 24 Prozent der Interessenten wurden weitere Gespräche zu
einem Arbeitseinsatz im Pflegeheim vereinbart, 57 Prozent inte
ressierten sich konkret für einen Ausbildungsplatz. Auch die
Agentur für Arbeit berichtete über zahlreiche Beratungsgesprä
che, bei denen es immer wieder auch um die zahlreichen För
dermöglichkeiten ging. Große Resonanz fanden überdies die
verschiedenen Vorträge und die zahlreichen Mitmachaktionen,
die sich die Aussteller hatten einfallen lassen. So waren alle
Beteiligten mit der Messepremiere hochzufrieden. Auch das
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Gemeinsame Mahlzeiten tragen zur Geselligkeit
bei und aktivieren die Bewohner